Sharbat Gula

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Sharbat Gula (Paschtu: شربت گله = zusammengesetzt persisch شربت = Saft, Sirup, Paschtu bzw. persisch گل = Blume und persisch ه = h,[1] bedeutet wörtlich Blütennektar dt. Rosenwasser; * um 1972) ist eine afghanische, paschtunische Frau. Bekannt wurde sie durch das Porträt Afghan Girl („afghanisches Mädchen“), welches sie als etwa Zwölfjährige in einem Flüchtlingslager in Nasir Bagh, Pakistan zeigte und von dem Fotograf Steve McCurry aufgenommen und im Juni 1985 auf der Titelseite des National Geographic veröffentlicht wurde.

Im Flüchtlingscamp von Nasir Bagh

Sharbat Gula wurde um 1972 geboren. Durch die Bombardierungen der sowjetischen Armee in Afghanistan wurde sie Vollwaise und in das Flüchtlingscamp von Nasir Bagh in Pakistan gebracht. Dort wurde 1984 der amerikanische Fotograf Steve McCurry, der das Elend der Flüchtlinge mit seiner Kamera dokumentierte, auf das Mädchen aufmerksam. Er fertigte zwei Porträts von ihr an (auf dem weniger bekannten Bild bedeckt sie Nase und Mund mit einem Schleier).

Bewertung und Rezeption des Bildes

Das besondere an der Momentaufnahme des afghanischen Flüchtlingsmädchens war die Ausstrahlung in den Augen, die von einem Ausdruck aus Furcht, Angst und Schrecken des Afghanistankriegs gekennzeichnet, aber auch ein ebenso großes Maß an Stärke, Stolz und Schönheit widerspiegelte. Das Porträtbild, auf dem sie mit ihren großen markanten grünen Augen in die Kamera blickte, schmückte deshalb die Titelseite des National-Geographic-Magazins. Die Ausgabe im Juni 1985 wurde eine der erfolgreichsten in der ganzen 114-jährigen Geschichte des Magazins.

Ihr Porträt wurde dadurch in der westlichen Welt berühmt und gilt seitdem als ein Symbol des afghanischen Volks und seiner Flüchtlingsschicksale, während des afghanischen Bürgerkriegs und der sowjetischen Invasion zwischen 1979 und 1989. In Afghanistan war dieses symbolträchtige Bild allerdings völlig unbekannt.

Es hat zahlreiche weitere Publikationen geschmückt und dürfte damit das weltweit bekannteste Porträt einer nicht öffentlichen Person sein. McCurry bemühte sich seitdem mehrfach, trotz der 1,5 Millionen Toten und 3,5 Millionen Flüchtlingen des Afghanistankriegs, das bis dahin namentlich unbekannte Mädchen ausfindig zu machen. Die genaue Identität des afghanischen Mädchens blieb für über 17 Jahre ungeklärt.

Auf der Suche nach Sharbat Gula

Erst 2002, nach dem Ende der Talibanherrschaft, gelang es einem Team des National Geographic, die inzwischen verheiratete Frau in der Nähe von Kabul aufzuspüren. McCurry reiste zunächst erneut in das Flüchtlingslager von Nasir Bagh, welches kurz vor seiner Schließung stand. Bewohner erkannten das Mädchen als Schwester eines Bekannten. Sie war 1992 nach Afghanistan zurückgekehrt, aber über den Bruder konnte der Kontakt hergestellt werden. Durch biometrische Ausmessung ihrer Augen-Iris und Gesichtsnarben konnte Sharbat Gula, mittlerweile etwa 30 Jahre alt und Mutter dreier Töchter, zweifelsfrei als das „afghanische Mädchen“ identifiziert werden. Sie selbst konnte sich daran erinnern, dass sie von McCurry fotografiert worden ist – es sind die einzigen Aufnahmen, die je von ihr angefertigt worden sind. Die Bekanntheit und der Symbolcharakter ihres Porträts waren ihr gänzlich unbekannt.[2]

Ihre Geschichte und die ihres Wiederfindens wurde 2002 in der April-Ausgabe des National-Geographic-Magazins sowie als Fernsehdokumentation veröffentlicht. Zu ihren Ehren wurde außerdem ein Hilfsfonds für afghanische Frauen eingerichtet.

Einzelnachweise

  1. Das Phonem bzw. Suffix persisch ه als Vokativ, in Transkription oft als [a] verwendet, ist in der Sprache Paschtu für Höflichkeit, Zuneigung und für das damals zwölfjährige Mädchen als Verkleinerungsform wie „-chen“ bzw. „-lein“ charakteristisch, siehe paschtunische Sprache.
  2. Holger Christmann: Gefunden: Das Mädchen mit den grünen Augen, FAZ (Feuilleton) 13. März 2002.

Weblinks

Commons: Sharbat Gula – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien