Sick-Building-Syndrom

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Klassifikation nach ICD-10
T75.8 Sick-Building-Syndrom
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der Begriff Sick-Building-Syndrom (kurz SBS; englisch sick building syndrome ‚Krankes-Haus-Syndrom‘) bzw. Gebäudekrankheit beschreibt eine Situation, in der Bewohner eines Gebäudes Symptome von Krankheiten, die mit zu viel Zeit in einem Gebäude verbunden zu sein scheinen, aufweisen – aber keine spezifischen Ursachen identifiziert werden können.

Nach einem Review des Departements Technik & Architektur der Hochschule Luzern unterscheidet die WHO zwei Arten von SBS: das temporäre SBS, welches jene Beschwerden kurz nach dem Bezug eines Gebäudes beschreibt und das permanente SBS, welches auch nach dem Bezug andauernd anhält.[1]

Ursachen

Nach internationaler Konvention (WHO 1982, MULHAAVE 1989) wird dann von einem Sick Building Syndrom (SBS) gesprochen, wenn bei mehr als 10 bis 20 % der Beschäftigten eines Gebäudes unspezifische Beschwerden oder Symptome auftreten, die nach Verlassen des Gebäudes rasch wieder nachlassen.[2] Ursachen des Sick-Building-Syndromes können nicht mit absoluter Sicherheit bestimmt werden. Mögliche Ursachen können Schadstoffe sein, die in der Innenraumluft vorkommen. Dazu zählen zum Beispiel giftige Ausdünstungen, sogenannte flüchtige organische Verbindungen, die durch bestimmte Quellen freigesetzt werden, zum Beispiel aus neu angebrachten Materialien, wie etwa Boden- und Teppichkleber und Gifte aus Möbeln (Lacke, Farben und Anstriche), sowie Mineralstoffe aus Dämmmaterialien, Materialien zur Schädlingsbekämpfung, und Reinigungsmittel. Auch können durch nicht oder schlecht gewartete Klimaanlagen oder bei Umluftschaltungen ggf. Schadstoffe, Gerüche, Pollen, Pilzsporen und Keime in die Raumluft gelangen. Außerdem spielt der Tabakrauch eine wichtige Rolle. Einige dieser Stoffe werden auch als krebserregend eingestuft.

Symptome und Beschwerden

Die Symptomkomplexe werden von verschiedenen Autoren und Experten zu einer Vielzahl von Krankheitsbeschreibungen zusammengefasst, zum Beispiel als Öko-Syndrom, Multiple Chemikalien-Sensivität (MCS-Syndrom) oder Sick-Building-Syndrom, einem Phänomen, bei dem sich Betroffene aufgrund eines "krankmachenden" Gebäudes krank fühlen. Aktuellen Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 400.000 Menschen von solchen Überempfindlichkeiten gegenüber Chemikalien betroffen, meldet der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB).

Unter einem Öko-Syndrom versteht man laut "Weißbuch Allergie" Krankheitsbilder, die mit unterschiedlichen, sehr subjektiven Beschwerden einhergehen, "verbunden mit der Überzeugung, durch Umweltschadstoffe erkrankt zu sein". In der öffentlichen Diskussion wird der Begriff häufig synonym zur Multiplen Chemikalien-Sensivität (MCS-Syndrom) verwendet. Mediziner definieren mit dem Begriff jedoch vor allem Beschwerden, die mit chemischen Stoffen in Verbindung gebracht werden. Diese liegen aber in äußerst geringen Konzentrationen vor, so dass sie allgemein nicht mehr als schädlich erachtet werden. Mit herkömmlichen Nachweismethoden lässt sich keine eindeutige Ursache für die Erkrankung feststellen.Unwohlsein, Mattigkeit und Schlaflosigkeit sind eher leichte Beschwerden.[3]

Aber auch Allergien, Kopfschmerzen, Schädigung des Immunsystems, Reizungen der Augen und Atemwege sowie Störungen der Nieren und Leberfunktion bedeuten eine erhebliche Einschränkungen im alltäglichen Leben und vermindern die Lebensqualität. Sogar Depressionen können dadurch ausgelöst werden. Da einige Stoffe als krebserregend eingestuft sind, kann eine Schadstoffbelastung der Innenraumluft nicht nur zu einem SBS, sondern in schweren Fällen sogar zu einer Krebserkrankung führen.

Gesetzliche Richtlinien zur Prävention

Für etwa 20.000 verschiedene Materialien und Produkte europaweit ist die Europäische Bauproduktenrichtlinie und das deutsche Bauproduktgesetz die rechtliche Grundlage. Die CE-Kennzeichnung (Conformité Européenne, europäische Konformität) ist der Nachweis für den Europäischen Binnenmarkt. Für „Hygiene, Gesundheit und Umweltschutz“ gelten nationale Regelungen. Mit der CE-Kennzeichnung bestätigt der Hersteller die Konformität des Produktes mit den zutreffenden EG-Richtlinien und die Einhaltung der darin festgelegten „wesentlichen Anforderungen“. Darunter befindet sich – gleich an erster Stelle – die Freisetzung giftiger Gase. In Deutschland wurde 1997 der Ausschuss für die gesundheitliche Bewertung von Bauprodukten gegründet, kurz AgBB. Der AgBB entwickelte das Bewertungsschema zur gesundheitlichen Bewertung der Emission flüchtiger organischer Verbindungen aus Bauprodukten, die in Innenräumen Verwendung finden.

Maßnahmen zu Verbesserung der Luftqualität

Um diesem Problem besser beizukommen, ist es notwendig, dass wirklich regelmäßig das Fenster geöffnet wird. Am besten ist Stoßlüften, alle paar Stunden für rund zehn Minuten.

Natürliche Luftfilter
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA beschäftigt sich seit über 20 Jahren innerhalb eines Raumfahrtteilprojektes damit, Umweltgifte aus geschlossenen Räumen zu eliminieren. Hierbei fanden Wissenschaftler heraus, dass es Pflanzen gibt, die Gifte aus der Luft absorbieren können.[4]
Technische Maßnahmen
Alle Flüchtige organische Verbindungen und viele chemische Verbindungen lassen sich durch den Einbau von Ionisationsgeräten mit Ionisationsröhren in die jeweilige Lüftungstechnik von Gebäuden sicher beseitigen. Aber auch kleine Ionisationsmodule verbessern die Ionenkonzentration in Wohngebäuden und lassen sich in die kontrollierte Wohnungslüftung implementieren.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hochschule Luzern – Technik & Architekturionisierte luft im innenraum PDF, Ausgabe 01/2013, abgerufen 7. Juni 2013.
  2. Innenraumbelastungen und Sick Building Syndrom(PDF; 99KB)www.uni-saarland.de
  3. Wenn die Umwelt krank machtwww.stern.de, abgerufen am 16. August 2013.
  4. Interior Landscape Plants for Indoor Air Pollution Abatement (PDF; 1,16 MB) Abschlussbericht aus dem Jahre 1989.

Weblinks

Wiktionary: Ionenkonzentration – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen