Sonderunternehmen Völkerbund

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Das Sonderunternehmen mit dem Decknamen Völkerbund war das zweite Sonderunternehmen, das die Partisanen aburteilen sollte, die gegen die Besetzung der Insel Kreta im Zweiten Weltkrieg gekämpft und dabei deutsche Fallschirmspringer getötet und verwundet hatten. Es fand in der Zeit vom 1. bis 9. September 1941 statt und wurde von Major Friedmann von der 5. Gebirgs-Division durchgeführt, dem ein verstärktes Regiment zur Verfügung stand.

Bei einem ersten Sonderunternehmen am 1. August 1941 waren eine Anzahl von Dörfern wie Alikianos am Fuße des Hochgebirges durchsucht worden. Dabei konnten aber nur 21 Personen gefasst werden, so dass das zweite Sonderunternehmen befohlen wurde, das auch in das Hochgebirgsmassiv, dessen Mittelpunkt die Omalos-Hochebene bildet, vordringen sollte. Die Fahndungslisten und die standgerichtlichen Urteile waren im Referat V B1 des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), das für Berufs- und Gewohnheitsverbrecher zuständig war, vorbereitet worden. Die drei Standgerichte hatten ihren Sitz in Paleochora, Chora Sfakion und im Zuchthaus Agia. 110 Männer wurden zum Tode verurteilt und erschossen. Weitere 39 männliche Zivilpersonen wurden auf der Flucht und im Gelände bei bewaffnetem Widerstand erschossen.

Das Sonderunternehmen Völkerbund war eine der Maßnahmen, die in direktem Zusammenhang zur Invasion Kretas stand, die vom 20. Mai bis Anfang Juni 1941 dauerte. Noch während der Kampfhandlungen begannen die deutschen Truppen, Geiseln zu nehmen. So berichtet Generalmajor Julius Ringel, Kommandeur der 5. Gebirgs-Division, über ein Gefecht vom 4. Juni 1941:

„Ein zäher und verbissener Kampf, an dem sich sogar Kinder und Frauen beteiligen. Es wird schärfstens durchgegriffen. Nachdem die Gräueltaten der griechischen Bevölkerung und wahrscheinlich auch durch griech. Soldaten bekannt geworden waren, befahl die Div. für jeden deutschen Verwundeten oder Gefallenen 10 Kreter zu erschießen, Gehöfte und Dörfer, in denen deutsche Truppen beschossen werden, niederzubrennen, in allen Orten Geiseln sicherzustellen.“[1]

Den Maßnahmen fielen vom Beginn der Invasion bis September 1941 über 2.000 Kreter zum Opfer.

Quellen

  1. Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz, Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945), Band 6. Hüthig Verlagsgemeinschaft, Berlin, Heidelberg 1992, ISBN 3-8226-1892-6, S. 157.