Spinnenhelm

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Spinnenhelm

Spinnenhelm im Metropolitan Museum of Art Inventar-Nr. 14.25.523
Angaben
Waffenart: Schutzwaffe
Bezeichnungen: Spinnenhelm, Spider helmet
Verwendung: Helm
Einsatzzeit: etwa 17. Jahrhundert
Ursprungsregion/
Urheber:
Europa, Waffenschmiede
Verbreitung: Europa
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Der Spinnenhelm (engl.: Spider helmet) ist ein seltener Helmtyp aus Europa, der auf das 17. Jahrhundert datiert wird.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grundtyp des historischen Spinnenhelms besteht in der Regel aus Stahl. Die Helmglocke ist halbkugelförmig gearbeitet und mit einem waagerecht nach vorn stehenden Augenschirm ausgestattet. Über den gesamten Helm ist eine Gitterstruktur angebracht, die an der Helmoberseite sowie an dem umlaufenden Helmrand befestigt ist. An der Befestigung am Helmrand sind Scharniere befestigt. Von den Scharnieren aus laufen Stahlstäbe nach unten, die zum Ende hin leicht umgebogen sind. Die Stahlstäbe werden von den Scharnieren nach unten hin schmaler und sind an ihrem Ende abgerundet. Sie können bei Nichtgebrauch nach oben hin umgeklappt werden.[1] Dazu hält eine Schale an der Oberseite des Helmes die Enden der Stahlstäbe fest.[2][3][4] Wurde die Schale hochgehoben, klappten die Stahlstäbe herunter.[5] In heruntergeklappter Position schützen sie das Gesicht, beide Kopfseiten und den Nacken vor Schlägen.[1]

Die geschichtliche Einordnung dieses Helmtyps ist nur unzureichend wissenschaftlich untersucht.[4] Laut Samuel Rush Meyrick gibt es fragliche Hinweise, dass die ersten Exemplare bei Belagerung von Calais im Jahre 1558 bei britischen Soldaten erbeutet worden seien.[6] Weitere zeitliche Angaben des Auftauchens reichen von der Zeit Heinrich IV. (Ende 16. – Anfang 17. Jhd.) über Mitte des 17. Jahrhunderts.[5] Meyrick und Bashford Dean halten es für wahrscheinlich, dass der Spinnenhelm von der englischen Zischägge der Zeit Oliver Cromwells (etwa Mitte des 17. Jahrhunderts) abstammt.[6][7] Thom Richardson, Kurator der Royal Armouries, hält sie mit Ende 17. bis Anfang 18. Jahrhundert für noch jünger. Auch hält er es für möglich, dass die Gitterstruktur nachträglich auf ältere Innenhelme aufgesetzt wurde.[4]

Auch der Einsatzzweck ist nicht abschließend geklärt. Meyrick wie auch Dean unterstellen eine militärische Verwendung.[6][7] Detaillierter wird William Burges; er vermutet den Einsatz bei der Kavallerie wo dieser Helm den Reiter von Säbelhieben schützen sollte.[5] Das Museum Grand Curtius in Lüttich vermutet, dass der Helm unter einem großen Filzhut verdeckt getragen wurde.[8]

Spinnenhelme in Sammlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Exemplare des Spinnenhelms sind in den Sammlungen der Royal Armouries[9], im Art Institute of Chicago[10], im Cleveland Museum of Art[2], im British Museum[4] und im Metropolitan Museum of Art[3] vorhanden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Boileau: Proceedings at the Meetings of the Archaeological Institute. June 7. 1850. In: The Archaeological Journal. Vol. 7, 1850, ISSN 0066-5983, S. 296–307, hier S. 305 online.
  • Auguste Demmin: An Illustrated History of Arms and Armour from the earliest Period to the present time. Translated by C. C. Black. G. Bell & Sons, London 1911, S. 284 Textarchiv – Internet Archive.
  • Royal Archaeological Institute of Great Britain and Ireland: Memoirs, illustrative of the History and Antiquities of the County and City of Lincoln, communicated to the Annual Meeting of the Archeological Institute of Great Britain and Ireland, held at Lincoln, July, 1848. With a general report of the proceedings of the meeting, and a catalogue of the Museum formed on that occasion. Office of the Archeological Institute of Great Britain and Ireland, 1850, S. XXXIV Textarchiv – Internet Archive.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Spinnenhelme – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b George Cameron Stone: A Glossary of the Construction, Decoration and Use of Arms and Armor in All Countries and in All Times. With an Introduction by Donald J. LaRocca. Courier Dover Publications, Mineola NY 1999, ISBN 0-486-40726-8, S. 579, 581.
  2. a b Spinnehelm im Cleveland Museum of Art.
  3. a b Spinnenhelm im Metropolitan Museum of Art.
  4. a b c d Spinnehelm im British Museum
  5. a b c William Burges: Catalogue Of The Exhibition Of Ancient Helmets and Examples Of Mail, Archaeological Journal Band 37, 1880, S. 535–536 [1]
  6. a b c Samuel Rush Meyrick: A critical inquiry into antient armour Band 3, 1824, S. 20 [2]
  7. a b Bashford Dean: Helmets and Body Armor in Modern Warfare, 1920, S. 47 [3]
  8. Exponatbeschreibung
  9. Charles John ffoulkes: Inventory and survey of the armouries of the Tower of London. Band 1. His Majesty’s Stationery Office, London 1916, S. 186, online; George John Younghusband: The Tower from within. 2nd edition. H. Jenkins, London 1919, S. 266, online.
  10. Spinnenhelm im Art Institute of Chicago.