Spitzenprädator

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Der Wolf ist im Rudelverband auch bei der Jagd auf den Amerikanischen Bison (Bison bison) erfolgreich.

Spitzenprädator, auch Spitzenräuber, Gipfelräuber, englisch auch apex predator (von lat.: apex ‚Gipfel, Spitze‘), alpha predator, superpredator, top predator oder top-level predator genannt, ist in der Biologie die nicht streng definierte Bezeichnung für eine biologische Art, die in einem Ökosystem an der Spitze der Nahrungspyramide steht. Ausgewachsene Individuen von Spitzenprädatoren haben in ihrem natürlichen Lebensraum im Allgemeinen keine natürlichen Feinde und besiedeln diesen Lebensraum meist in nur sehr geringer Dichte.

In rezenten Ökosystemen wird die Position der Spitzenprädatoren typischerweise von Säugetieren besetzt. An Land gelten unter anderem die großen Raubkatzen und im Meer große Zahnwale wie Pottwal und Schwertwal als Spitzenprädatoren. In der geologischen Vergangenheit stellten jedoch andere Organismengruppen die Spitzenprädatoren, beispielsweise in Jura und Kreide große Dinosaurier aus der Gruppe der Theropoden (an Land) oder im Ordovizium und Silur große Kopffüßer oder Seeskorpione (im Meer).

Wird der Begriff nur auf sehr kleinräumige, mehr oder minder abgeschlossene Teilökosysteme angewendet, sind die Spitzenprädatoren häufig Wirbellose, in Kuhfladen zum Beispiel große räuberische Kurzflügelkäfer, in Saftflüssen von Bäumen räuberische Milben. Wird die Definition von Individuen auf Gruppen von Individuen ausgedehnt, können Wirbellose auch in großem Maßstab eine Spitzenprädator-Position einnehmen, beispielsweise die Wanderameisen im tropischen Regenwald.

Der Mensch als Spitzenprädator

Obwohl der Mensch seine Rolle als Spitzenprädator vor allem an Land durch Domestizierung als Ersatz für Jagd abgelegt hat, wird er noch als solcher bezeichnet. Er nimmt dahingehend eine Sonderrolle ein, dass er unterschiedliches Jagdverhalten zeigt und sich an die Umwelt anpasst (Ausdauerjagd, Pirschjagd), er einzeln oder in Gruppen jagt und dabei Hilfsmittel nutzt (Speere, Blasrohre, Schusswaffen, Trawler). Seine Rolle unter Spitzenprädatoren wie Raubkatzen konnte der Mensch sich erst durch entwickelte Jagdwaffen sichern und war bis dahin ähnlich gefährdet wie es andere Menschenaffen nach wie vor sind. In marine Ökosysteme ist der Mensch dagegen als Spitzenprädator erst vor vergleichsweise kurzer Zeit eingedrungen.

In der Geschichte zeigte sich, dass der Mensch als Spitzenprädator durchaus mit anderen Arten, die selbst Spitzenprädatoren sind, einvernehmlich zusammenleben kann. Dazu zählt der Zusammenschluss des Menschen mit dem Wolf(⇒Haushund) sowie die anfänglich nur geduldete, dann aber wirtschaftlich und auch religiös genutzte Haltung von Kleinkatzen und Hunden (Bsp. für Letzteres: die altägyptischen Götter Bastet (stilisiert als Katze) und Anubis (als Hund oder Schakal)).

Literatur

  • John Sibert, John Hampton, Pierre Kleiber und Mark Maunder: Biomass, Size, and Trophic Status of Top Predators in the Pacific Ocean. Science, Vol. 314, Nr. 5806, S. 1773–1776, 15. Dezember 2006