St. Johannis (Memel)

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St. Johannis

St. Johannis (Memel) war eine erstmals 1258 gebaute Kirche in Memel. Zweimal zerstört und wieder aufgebaut, wurde sie als evangelische Stadtkirche 1944 zum dritten Mal zerstört und 1945 abgetragen.

Geschichte

Grundstein der zerstörten Kirche, im Hintergrund die Grundrisshecke und hinten links die Glocke

Die Johanniskirche war neben St. Marien und St. Nikolai eine der ältesten Kirchen Memels. Burkhard von Hornhausen erhob am 27. Juli 1258 die Johanniskirche zur Pfarrkirche. Nach dem Zweiten Nordischen Krieg erhielt die evangelisch-lutherische Stadtkirche St. Johannis 1696 ihren Standort in der Marktstraße. 1854 abgebrannt, wurde sie in der queren Gliederung neu gebaut. Sie war die Kirche der Deutschen, die in der Stadt Memel und in ihrem Umland wohnten. Ab 1858 war sie ohne Sprachzuordnung für alle Einwohner zuständig.[1]

Die nach Zeichnungen von Friedrich August Stüler unter Benutzung der alten Mauern errichtete Kirche war eine dreischiffig gewölbte Hallenkirche. Die Herstellung der Giebel und Türmchen über den Seitenschiffen soll von Friedrich Wilhelm IV. persönlich veranlasst worden sein. Er stiftete auch das Altargemälde von Friedrich August Bouterwek Christus auf dem Ölberge. Die kostbaren Holzskulpturen auf beiden Seiten des Altars stellten Jesus Christus und Mose dar und stammten von Jakob Alberty.[2] Die Vollendung des 75 m hohen Turmes wurde erst durch das Vermächtnis eines Bürgers ermöglicht. An der Außenseite des Turmes erinnerte eine Terracottafigur an den in Memel geborenen Dichter Simon Dach. Im Kurland-Kessel zerstört, wurde die Kirche nach dem Sieg der Roten Armee abgetragen. Ihre Lage bezeichnet heute eine auf dem ehemaligen Grundriss gepflanzte Hecke. Ein Wiederaufbau in veränderter Form ist geplant.[1]

Pastoren

Memelburg und die drei Kirchen
Altar der Johanniskirche
Angehörige der Corpslandsmannschaft Littuania, rechts Wilhelm Harbrucker (1837)
  • 1529: Stentzel[A 1]
  • 1536: Wolfgang (oder Wolff) Krautmüller
  • 1567: Zacharias Krautmüller
  • 1579: Adam Hübner
  • 1591: Michael Peseritius (oder Peserick)[A 2]
  • 1595: Magister Joachim Neresius[A 3]
  • 1621–1647: Magister Matthäus Cörber[A 4]
  • 1647–1673: Christoph Praetorius[A 5]
  • 1673–1696 Magister Christoph Schultz[A 6]
  • 1696–1712: Magister Jacob Concius[A 7]
  • 1712–1741: D. Johann Arnold Pauli[3][A 8]
  • 1741–1783: Christian Nicolaus Wolff[A 9]
  • 1783–1798: Andreas Leppach[A 10]
  • 1798–1831: Victor Sprengel[A 11]
  • 1831: Carl August Rättig
  • 1832: August Wilhelm Eduard Siehr[A 12]
  • 1861: Wilhelm Harbrucker[A 13]
  • 1900–1911: Friedrich Wilhelm Hermann Oloff[A 14]
  • 1911: Friedrich Brausch[A 15]
  • Otto Obereigner
  • 1938–1944/45: Konsistorialrat Ernst Ribbat[A 16]
  • Erich Riedesel
  • Alfred Blaesner

Weblinks

Commons: St. Johannis (Memel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Komtursiegel mit St. Johannis, St. Marien und St. Nikolai (1409)

Einzelnachweise

  1. a b Memel/Johanniskirche (GenWiki)
  2. Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (1907)
  3. Arnold Pauli

Anmerkungen

  1. Als ehemaliger Ordenspriester war Stentzel zuerst Pfarrer in Sehesten, Kreis Sensburg. Da er der polnischen Sprache nicht mächtig war, wurde er im November 1529 nach Memel versetzt.
  2. Peseritius kam aus Bartenstein, zuerst Diakonus der Stadtkirche, dann seit November 1589 Diakonus im Löbenicht zu Königsberg, ging 1591 als Pfarrer und zugleich als erster Erzpriester nach Memel und starb 1595. Die Memeler Inspektion (Superintendentur) erstreckte sich bis Ruß, Schakuhnen und Karkeln.
  3. Neresius aus Stolp in Pommern, war in Königsberg seit 1583 Pedell, seit 1586 Subinspektor der Alumnen und 1587 dort Magister geworden. 1589 wurde er Diakonus der Stadtkirche und 1595 Pfarrer und Erzpriester. Er starb am 10. März 1621.
  4. Cörber aus Iglau/Mähren, +1647. Wurde 1603 Pfarrer in Powunden, 1614 Diakonus in Memel, 1621 Erzpriester in Memel.
  5. Christoph Praetorius war Vater von Matthäus Prätorius, geb. 1601 in Schwedt, gest. 21. August 1673. Er war 4 Jahre Feldprediger der schwedischen Truppen während deren Besetzung der Stadt Memel, erwarb sich in dieser Zeit das Zutrauen und die Achtung der Memeler Bürger, die ihn 1631 zum Diaconus wählten. Er heiratete die Tochter Cörbers und wurde 1647 sein Nachfolger
  6. Schultz geb. 5. April 1636 Königsberg, gest. 13. Mai 1696. Wurde 1657 in Rostock Magister, 1659 Diakon.
  7. Concius * 25. Juli 1667 Königsberg; † 30. Juli 1712. Magister in Dorpat.
  8. Pauli * 21. Februar 1682 Johannisburg; † 13.3.1741.1703 Rektor in Johannisburg, 1705 Feldprediger bei Feldmarschall von Steinau, 1708 Hofprediger des russ. Fürsten Menczikoff, tätig bei der luth. Gemeinde St. Petersburg, 1712 theol. Doktorgrad in Frankfurt/Oder und Erzpriester in Memel
  9. Wolff * 29. Oktober 1714 Altbrandenburg; † 7. März 1783. 1739 Kadettenprediger zu Berlin und Vize-Feldprobst.
  10. Leppach * 5. Dezember 1737 Marggrabowa; † 18. März 1798. War 11 Jahre Feldprediger, dann Adjunkt von Wolff.
  11. Sprengel * 1763 Vorpommern; † 1. April 1831. Seit 1790 Feldprediger. Ab 1798 Pfarrer und Superintendent in Memel.
  12. Siehr * 7. August 1798 Tilsit; † 15. Juni 1855 Bad Ems. Wurde 1832 Superintendent.
  13. Harbrucker war Mitglied der Corpslandsmannschaft Littuania (Kösener Korpslisten 1910, 140, 116). Ab 27. August 1861 Superintendent in Memel; † 20. Januar 1891
  14. Oloff *1837, Pfarrer und Superintendent
  15. Brausch *1860. 1886 Pfarrer in Rautenberg, 1896 in Kinten, ab 1911 Pfarrer und Superintendent in Memel.
  16. Ribbat * 1882 Ragnit; † 11. August 1962 Berga. War zuvor Pfarrer in Prökuls, Kairinn, Saugen und an der Jakobuskirche Memel.

Koordinaten: 55° 42′ 34,5″ N, 21° 8′ 12,1″ O