St. Ottilia (Salzdorf)

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Außenansicht der Filialkirche St. Ottilia

Die römisch-katholische Filialkirche St. Ottilia (auch: St. Ottilie) im Ortsteil Salzdorf der Stadt Landshut in Bayern ist eine spätgotische Saalkirche, die der Landshuter Bauhütte zugeschrieben wird. Das Kirchlein im sogenannten Salzdorfer Tal südlich der Stadt Landshut gehört seit 1862 zur Pfarrei Heilig Blut in Landshut-Berg und ist als Baudenkmal mit der Nummer D-2-61-000-603 beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eingetragen.

Geschichte

Der Ort Salzdorf wurde erstmals 819 erwähnt, als ein Mann namens Ilprant seinen ganzen Besitz in Scalchodorf der Bischofskirche in Freising schenkte. Im Jahr 1315 wird Salzdorf mit Kirche und (heute nicht mehr vorhandenem) Friedhof erneut in einer Freisinger Diözesanmatrikel erwähnt, damals als Filiale von Grammelkam. Erst seit 1862 oder 1867 ist Salzdorf eine Filialgemeinde der Pfarrei Heilig Blut. Der heutige Bau wurde um 1480, also in der Hochzeit der Landshuter Gotik, errichtet, ist aber im Kern noch romanisch. Ursprünglich besaß die Kirche drei PatrozinienSt. Jodok, St. Lucia und St. Ottilia –, die alle am 13. Dezember begangen werden. Dieser Zustand änderte sich erst im 17. Jahrhundert, als ein Knabe auf die Fürsprache der heiligen Ottilia von einem Augenleiden geheilt wurde. In der Folge setzte eine Wallfahrt nach Salzdorf ein, von der noch heute versilberte Votivgaben in der Kirche zu sehen sind. Erst im 19. Jahrhundert kam die Wallfahrt zum Erliegen. Bis heute lockt jedoch die Salzdorfer Kirchweih am zweiten Sonntag nach Michaeli (29. September) zahlreiche Menschen in das sonst so beschauliche Dorf – wenn auch lange nicht mehr so viele wie einst: Der Landshuter Chronist Alois Staudenraus berichtet aus dem Jahr 1835, dass regelmäßig rund 6.000 Personen zur Salzdorfer Kirchweih und dass „seit undenklichen Zeiten ganze Karawanen aus der Stadt hinauswandern und auf der grünen Ebene vor dem Dorfe lagern, solange das weißrote Fähnlein vom alten Sattelturm flattert“. Im Jahr 1973 erfolgte unter Pfarrer Atzenhofer eine umfassende Renovierung der Kirche – bis heute die letzte größere Maßnahme.[1][2][3]

Beschreibung

Architektur

Die Filialkirche ist ein kleiner geosteter Saalbau mit eingezogenem Chor, der in drei Seiten des Achtecks geschlossen ist. Dabei dürfte das Langhaus bereits um 1250, also in romanischer Zeit, entstanden sein und ist im Kern noch heute erhalten. Der spätgotische Chor, der fast die gleichen Ausmaße wie das Langhaus besitzt, wurde dagegen erst um 1480 erbaut wurde. Der Außenbau ist durch ein Maßwerkband in Form eines um die ganze Kirche laufenden Dachfrieses gegliedert, der als typisches Stilmerkmal der Landshuter Bauhütte gilt. Die ursprünglich spitzbogigen Fensteröffnungen wurden in der Barockzeit vergrößert und ausgerundet. Auf der Südseite des Langhaus ist seit 1799 eine Sonnenuhr aufgemalt. Das heute einzig verbliebene Kirchenportal befindet sich auf der Westseite, das ehemalige Südportal wurde zugemauert.[1][3]

Der südseitig angebaute Turm ist spätgotisch und dürfte daher zeitgleich mit dem Chor entstanden sein. Oberhalb zweier von Spitzbogenblenden verzierter Geschosse befindet sich der Glockenstuhl, der zwei Glocken aus der Erbauungszeit der Kirche enthält. Diese müssen noch heute von Hand geläutet werden. Den oberen Abschluss bildet ein einfaches Satteldach. Der Turm ist der einzige unverputzte Gebäudeteil; hier ist also das gotische Backsteinmauerwerk sichtbar, während Langhaus und Chor mit einer weißen Kalkschlämme überzogen sind. Eine Besonderheit ist die Schiefstellung des Turmes; er ist um rund 60 Zentimeter nach Süden geneigt. Im Turmuntergeschoss ist die Sakristei untergebracht; in rund drei Metern Höhe, also ein Geschoss oberhalb der Sakristei, befindet sich auf der Turmostseite eine Tür, über die eine Betretung der oberen Geschosse möglich ist.[1][3]

Der in der Gotik wohl vergrößerte Chorraum ist mit einem aufwändigen Netzrippengewölbe ausgestattet, welches auf Sechseckkonsolen in Baldachinform ruht. Die Gewölberücklagen sind in einem Ockerton getüncht. Das Gewölbe ist Sakristei ist ähnlich aufgebaut. Das in der Barockzeit umgestaltete Langhaus besitzt heute eine flache Putzdecke mit großer Hohlkehle. Im westlichen Teil des Langhauses ist eine hölzerne Empore eingezogen. Der Bereich darunter ist mit einem Abschlussgitter vom übrigen Kirchenraum abgetrennt.[3]

Ausstattung

Zentrales Ausstattungsstück ist der Hochaltar, der die Kopie eines gotischen Altarschreins ist, die im Jahr 1973 angefertigt wurde. Zuvor befand sich an gleicher Stelle ein neugotischer Flügelaltar. Der heutige Altar enthält drei spätgotische Tonfiguren. Mittig ist die heilige Ottilia mit einem Augenpaar dargestellt. Begleitet wird dieses ehemalige Wallfahrts-Gnadenbild von Figuren der heiligen Barbara (links) und der heilige Katharina (rechts). Auf der Predella ist ein kleines Gemälde zu sehen, das die heilige Ottilia als Schutzpatronin Salzdorfs darstellt. Zur linken Seite des Hochaltares befindet sich die historische Orgel, die ursprünglich wohl Bestandteil der Ausstattung der Wallfahrtskapelle Maria Bründl war. An der dahinter liegenden Wand sind zwei historische Figuren angebracht: der heilige Johannes der Täufer aus der Zeit um 1520 und der heilige Jodokus aus der Barockzeit. Letzterer wurde wegen der Pilgermuschel früher oft als der heilige Jakobus d. Ä. ausgegeben. An der gegenüberliegenden Wand führt eine spitzbogige Tür in die Sakristei. Darüber ist eine Figur des Auferstandenen zu sehen.[1][2][3]

Links und rechts des Chorbogens stehen anstelle von Seitenaltäre lediglich zwei barocke Figuren aus der Zeit um 1700. Es handelt sich um die beiden Pestpatrone Sebastian (links) und Rochus (rechts). An der linken Langhauswand ist ein gerahmtes Leinwandgemälde aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angebracht. Es zeigt in zehn Feldern Szenen aus dem Leben der Kirchenpatronin Ottilia. Daneben befindet sich eine Darstellung der Schutzmantelmadonna aus dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts. An der gegenüberliegenden Wand ist ein Gemälde aus der frühen Barockzeit zu sehen, das Maria mit den Vierzehn Nothelfern zeigt. Dieses wurde allerdings im 19. Jahrhundert überarbeitet. Auf derselben Seite befindet sich anstelle des zugemauerten Südportals außerdem noch eine modernes Gemälde von Rudolf Scheibenzuber, das Maria als Beschützerin Salzdorfs zeigt.[3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Stefan Kaupe, Gemeindereferent: St. Ottilia in Salzdorf – Ein Schmuckkästchen im Landshuter Umland. In: Brücke der Stadtkirche Landshut – Pfarrbrief der Pfarreien Heilig Blut, St. Jodok und St. Martin, Ausgabe Juni 2016, S. 20f.
  2. a b Salzdorf. Online auf heiligblut.de. Abgerufen am 1. August 2016.
  3. a b c d e f Kaupe, S. 35–40.

Koordinaten: 48° 31′ 10,7″ N, 12° 10′ 31,7″ O