Steinbruch Kleinziegenfeld

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Steinbruch Kleinziegenfeld
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Blick in den Steinbruch Kleinziegenfeld
Andere Namen Dirollscher Steinbruch[1]
Abbautechnik Tagebau auf 0,035776 km²
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betreibende Gesellschaft Scheuermann Naturstein GmbH & Co. und Essmeyer Baulogistik GmbH
Betriebsbeginn In kleinem Umfang: zweite Hälfte 19. Jahrhundert
Industriell: 1912
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Kleinziegenfelder Dolomit
Geographische Lage
Koordinaten 50° 1′ 19,2″ N, 11° 11′ 49,2″ OKoordinaten: 50° 1′ 19,2″ N, 11° 11′ 49,2″ O
Steinbruch Kleinziegenfeld (Bayern)
Steinbruch Kleinziegenfeld (Bayern)
Lage Steinbruch Kleinziegenfeld
Standort Kleinziegenfeld
Gemeinde Weismain
Regierungsbezirk (NUTS3) Oberfranken
Land Freistaat Bayern
Staat Deutschland
Revier Nördliche Frankenalb

Der Kleinziegenfelder Steinbruch ist ein Kalkstein-Steinbruch im Norden des Weismainer Ortsteils Kleinziegenfeld. Der Steinbruch wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffnet und fördert mit einer Unterbrechung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den einzigartigen Kleinziegenfelder Dolomit. Der Steinbruch ist nach dem Namen seines Gründers, Jakob Diroll, auch als Dirollscher Steinbruch bekannt.

Geschichte

Der Kleinziegenfelder Steinbruch um 1940. Gut zu erkennen ist der damals hohe industrielle Standard des Abbaus.

Der Steinbruch wurde von dem Trossenfurter Bauunternehmer Jakob Diroll in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet.[2] Zwölf Jahre nach dem Tod von Jakob Diroll teilten seine Söhne den zunächst gemeinsam geführten Betrieb auf.[2] Hans Diroll (1871–1849) übernahm das Bauunternehmen samt Baumaterialienhandel und Leichtsteinfabrik, sein jüngerer Bruder Adam (1875–1941) führte die Steinbrüche, von der in Kleinziegenfeld der bedeutendste war,[2] und die Steinwerkstätten weiter.[2]

Während es sich vor diesem Betreiberwechsel vermutlich nur um einen sehr kleinen Bruch an einer Felswand gehandelt hatte, entwickelte sich ab 1912 daraus ein richtiger Steinbruch.[1] Zuvor waren dort von der Bevölkerung der Umgebung auch privat Steine zum Hausbau, für Viehbarren und Gartenpfosten geschlagen wurden.[1] In den folgenden Jahrzehnten vergrößerte sich der Steinbruch stetig und hätte im Zuge des nationalsozialistischen Reichsautobahnbaus fast den Auftrag zur Lieferung von Steinen für einen geplanten Autobahnbrückenbau über das Kleinziegenfelder Tal bei der Maria-Hilf-Kapelle erhalten.[1] Da dieses Bauvorhaben jedoch nie umgesetzt wurde, war die Lieferung der Steine für den Bau der Neuen Reichskanzlei in Berlin der einzige Auftrag für ein staatliches Gebäude im Dritten Reich.[1]

Als der Steinbruch Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr in Betrieb war, wurden um 2000 die ehemaligen Werksgebäude an der Straße durch das Kleinziegenfelder Tal abgerissen. Zwischen 2000 und 2005 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Seitdem werden wieder Dolomitquader für hochwertige Natursteinprodukte aus der Felswand gesägt. Die Herstellung von Schotter, Splitt und Dolomitsand betreibt seit 2005 die Firma Essmeyer Baulogistik GmbH aus Bad Staffelstein. In den letzten Jahren führte die Reisch Sprengtechnik GmbH im Auftrag der Betreiberfirma im Steinbruch Bohr- und Sprengarbeiten mit einem Volumen von ca. 40.000 m³ aus.[3]

Im Sommer 2011 stellte die Betreiberfirma Scheuermann Naturstein GmbH & Co.[4] beim Landratsamt Lichtenfels den Antrag auf Erweiterung des Steinbruchs[5] auf einer Fläche von 12.450 m².[5] In der Vorprüfung zum Umweltverträglichkeits-Prüfungsverfahren wurde festgestellt, dass durch die Steinbrucherweiterung keine größeren nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt zu erwarten sind.[5] Die Abbaufläche wird sich in den kommenden Jahren auf etwa 0,048226 km² erweitern.[5] Bis 2013 wurde der Stein durch das inzwischen aufgelöste Unternehmen Burgkunstädter Natursteinwerke vermarktet.[6] Seit der Liquidation der Burgkunstädter Natursteinwerke wird der Dolomit durch die Scheuermann Naturstein GmbH & Co. direkt vertrieben.

Felsnadel beim Steinbruch

Am östlichen Rand des Steinbruchs befindet sich auf 455 m ü. NN eine je rund 5 Meter breite und lange sowie gut 20 Meter hohe Felsnadel,[7] ein Naturdenkmal, das im Geotopkataster Bayern des Bayerischen Landesamt für Umwelt als „Dolomitturm im Kleinziegenfelder Tal“ unter der Geotop-Nummer 478R005 geführt wird.[7] Die Felsnadel besteht aus sekundär dolomitisiertem Riffkalk des Malms Gamma bis Delta.[7] Sie gilt im Erhaltungszustand als „nicht beeinträchtigt“ und als geowissenschaftlich wertvoll.[7]Als 1938 die Reste des Burgstalls Arnstein mit den dazugehörigen Felsen abgetragen wurden, erteilte das Bezirksamt Lichtenfels die Weisung, dass die Felsnadel beim Steinbruch „unbedingt zu schützen“ sei.[1]

Literatur

  • Josef Urban: Kleinziegenfeld. Ein Gang durch seine Geschichte. In: Vom Main zum Jura. Heimatgeschichtliche Zeitschrift für den Landkreis Lichtenfels. Bd. 10, 2001, ISSN 0177-1558, S. 24–47.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Urban: Kleinziegenfeld. 2001, S. 24–47, hier S. 44.
  2. a b c d Günter Dippold: Der Gewerbeverein Lichtenfels 1902–1934. S. 24–25, bezirk-oberfranken.de, abgerufen am 5. Juni 2015, (PDF 762,24 KB).
  3. Abtragungssprengungen, reischsprengtechnik-gmbh.de, abgerufen am 30. Dezember 2012
  4. Bärbel Holländer: 90 Jahre Scheuermann, natursteinonline.de, abgerufen am 30. Dezember 2012 (PDF 315,51 KB)
  5. a b c d Immissionsschutzrechtliches Genehmigungsverfahren zur Erweiterung des Steinbruchs „Kleinziegenfeld“ (Amtsblatt des Landkreises Lichtenfels, Nr. 8, 21. September 2011) (PDF; 193 kB), lichtenfels.bayern.de, abgerufen am 30. Dezember 2012
  6. Ann-Katrin Haußmann: Akzente in Gärten und Parks. natursteinonline.de, abgerufen am 30. Dezember 2012 (PDF 1,44 MB, offline)
  7. a b c d "Dolomitturm" im Kleinziegenfelder Tal (478R005), lfu.bayern.de, abgerufen am 30. Dezember 2012 (PDF 170,04 KB)