BSt Bauart U3q

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U3q
T 08/24, TE 08/24 S
T 08/24 am Alexanderplatz, 1950
T 08/24 am Alexanderplatz, 1950
T 08/24 am Alexanderplatz, 1950
Nummerierung: SSB 101–178
BESTAG 83–92
BSt 1588–1665, 1715–1724
BSt 3212II–3299II (ab 1924)
Anzahl: 88 Wagen
Hersteller: Falkenried; NAG (Umbau)
Baujahr(e): 1908–1913
1924/25 (Umbau)
Ausmusterung: bis 1972
Achsformel: Bo
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 10.400 mm
Leermasse: 10,9 t
Stundenleistung: 67–90 kW
Stromsystem: 600 V DC
Stromübertragung: Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren: 2 × USL 253 o.
2 × USL 323
Kupplungstyp: Albertkupplung
Sitzplätze: 21
Stehplätze: 38

Die Straßenbahnwagen der Bauart U3q waren 88 Fahrzeuge, die zwischen 1908 und 1913 als Beiwagen bei den Städtischen Straßenbahnen Berlin (SSB) und den Berliner Elektrische Straßenbahnen (BESTAG) in Dienst gestellt wurden. 1924/25 wurden diese von der Nationalen Automobil-Gesellschaft (NAG) in Berlin-Oberschöneweide zu Triebwagen umgebaut und die zuvor offenen Einstiegsplattformen geschlossen. Ab 1934 wurden die Fahrzeuge unter der Typenbezeichnung T 08/24 geführt. Ein 1933 zum Einrichtungswagen umgebauter Triebwagen erhielt die Bezeichnung TE 08/24 S.

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beiwagen 89 der Städtischen Straßenbahnen Berlin im Betriebshof Nord (Kniprodestraße), um 1910

1908 bestellten die neu gegründeten SSB die ersten zwölf Beiwagen für den Betrieb. Im Grundaufbau ähnelten sie den dazugehörigen vierachsigen Maximumtriebwagen, waren anders als diese jedoch zweiachsig und hatten zwei Seitenfenster je Seite weniger. Der Innenaufbau aus Mahagonitäfelungen, Messingstangen und quer angeordneten Polstersitzen mit Umklapplehnen war hingegen weitgehend identisch. Die äußere Lackierung erfolgte in Ockergelb mit dem Schriftzug „Strassenbahnen der Stadt Berlin“, der Wagennummern sowie dem Berliner Stadtwappen. Der Wagenkasten bestand aus einem aus Eichenholz bestehenden Kastengerippe, das auf einem mit Eisen verstärkten hölzernen Bodenrahmen ruhte. Die Stehbleche waren angenietet.[1]

Der ständige Ausbau des SSB-Netzes führte zu weiteren Bestellungen in den Jahren 1909, 1910, 1911 und 1913, so dass letztendlich 78 Beiwagen zur Verfügung standen. Zunächst durchgehend mit dem Triebwagen nach dem Auslieferungszeitpunkt nummeriert, erhielten die Beiwagen 29–41, 50–59 und 78–89 der ersten drei Lieferserien im Jahr 1919 die neuen Wagennummern 144–178.[1] Die frei gewordenen Nummern erhielten neu ausgelieferte Triebwagen.

Zur gleichen Zeit bestellten die BESTAG ebenfalls zehn Beiwagen, die denen der SSB glichen. Sie wurden mit den Nummern 83–92 versehen.[2]

Mit dem Zusammenschluss von SSB, BESTAG und der GBS erhielten die Wagen 1920 neue Wagennummern. Die SSB-Beiwagen wurden unter der Nummernreihe 1588–1665, die der BESTAG unter der Nummernreihe 1715–1724 geführt.[1][2]

Umbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tw 3278 auf der Linie 6E am Kurfürstendamm, 1939

Die neu entstandene Berliner Straßenbahn (BSt) wies einen stark durchmischten Fuhrpark verschiedenster Betriebe auf. Neben der Neubestellung von Wagen verfolgte der Betreiber auch die Vereinheitlichung der elektrische Ausrüstung. Ältere Triebwagen als auch solche von kleineren Betrieben wurden daher überwiegend zu Beiwagen oder Arbeitswagen umgebaut oder ausgemustert. Neuere Beiwagen hingegen wurden größtenteils in Triebwagen umgebaut. Neben den hier beschriebenen Fahrzeugen betraf dies unter anderem die Bauart 1913 der GBS.

Die Fahrzeuge wurden 1924/25 bei der NAG Oberschöneweide grundlegend umgebaut. Sie bekamen ein den U3l-Wagen ähnliches Untergestell, das mit dem auf 2,8 Meter vergrößerten Radstand fest mit dem Wagenkasten verbunden war um den Fahrzeugen zusätzliche Stabilität zu geben.[1] Als Fahrmotore kamen die Typen USL 253 mit 33,5 Kilowatt Leistung sowie USL 323 mit 45 Kilowatt Leistung der AEG zum Einbau. Die Typenbezeichnung war nun U3q, wobei das U für Umbau, das q für Quersitze steht. Die Nummern liefen nun von 3251II bis 3337II sowie 3102II für den Prototyp. 1927 erhielten die Wagen 3102II und 3300II–3337II die Nummern 3212II–3250II, um den im selben Jahr bestellten Schützenwagen die Wagennummern ab 3300 freihalten zu können.[3]

Für neu zu beschaffende Wagenserien wurden einige Fahrzeuge mit Kardanantrieb ausgestattet, jedoch erfolglos. Wagen 3231II wurde 1933 zum Einrichtungswagen umgebaut. Dabei wurden die linken Plattformtüren geschlossen sowie die auf der rechten Seite gelegenen Türen vergrößert. Die Umsetztüren wurden durch Teleskopschiebetüren ersetzt, die später serienmäßig in den U4-Umbauwagen zum Einsatz kamen.[1] Der Fahrschalter wurde seitlich angeordnet und ein Fahrersitz eingebaut. Der Wagen erhielt 1934 die Typenbezeichnung TE 08/24 S und kam fast ausschließlich auf der Westring-Linie 7 zum Einsatz. Er wurde um 1950 ausgemustert.[4]

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Arbeitswagen A404 (ex 3285II) auf dem Betriebshof Britz (1964)

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch 68 Triebwagen im Bestand verzeichnet. Vier Wagen wurden 1938, vermutlich infolge von Unfallschäden ausgemustert. 14 Wagen gingen im Krieg verloren. Bei der Verwaltungstrennung der Berliner Verkehrsbetriebe verblieben 53 Wagen bei der BVG-West und 15 Wagen bei der BVG-Ost.[5]

Die BVG-West musste bis 1955 alle Wagen mit Holzaufbauten aus dem Personenverkehr ziehen. 40 Fahrzeuge wurden noch weiter als Arbeitstriebwagen, Schienenschleifwagen und Turmwagen bis in die 1960er Jahre eingesetzt.[5] Die Wagennummer des Arbeitstriebwagens A 353 kann allerdings nicht ermittelt werden.[5]

Die BVG-Ost baute ihre Fahrzeuge in den 1950er Jahren um und ersetzte das Laternendach durch ein Tonnendach, die Liniennummerkästen wurden fest in den Dachrand integriert. Einige Wagen erhielten durch den Wegfall von Fenstersäulen nun drei große Seitenfenster.[1] Zur Typenbereinigung des Fuhrparks wurden die Wagen zwischen 1955 und 1959 an die Betriebe in Cottbus, Dessau, Zwickau sowie an die Straßenbahn Schöneiche abgegeben. Die beiden nach Zwickau abgegebenen Wagen gelangten 1960 weiter nach Görlitz. In diesen Städten waren die meisten Wagen bis 1972 noch im Einsatz und wurden fast alle anschließend verschrottet.

Von den insgesamt 88 Umbauwagen ist in Dessau ein Wagenkasten (Tw 37III) als Teil eines Schafstalles erhalten geblieben.

Übersicht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über alle Umbauwagen, ihre Wagennummern sowie den Verbleib nach 1945. Die ehemaligen Beiwagen der BESTAG mit den Wagennummern 83 bis 92 sind zur besseren Hervorhebung dunkelgrau hinterlegt.

Baujahr ab 1908 ab 1919 ab 1920 ab 1924 ab 1927 Verbleib Ausmusterung
1908 29 144 1631 3304II 3217II BVG-West
30 145 1632 3305II 3218II bis 1945
31 146 1633 3306II 3219II BVG-Ost, Umbau, 1955 nach Cottbus Tw 42
32 147 1634 3307II 3220II bis 1945
33 148 1635 3308II 3221II BVG-West
34 149 1636 3309II 3222II BVG-West
35 150 1637 3310II 3223II BVG-West
36 151 1638 3311II 3224II BVG-Ost, Umbau, 1959 nach Dessau ohne Einsatz
37 152 1639 3312II 3225II BVG-Ost, Umbau, 1959 nach Dessau Tw 37III
38 153 1640 3313II 3226II BVG-West
39 154 1641 3314II 3227II BVG-West, A 350 1960
40 155 1642 3315II 3228II BVG-West, A 351 1965
1909 41 156 1643 3316II 3229II BVG-West
50 157 1644 3317II 3230II bis 1945
51 158 1645 3318II 3231II 1933 Umbau zum Einrichtungswagen, BVG-West 1950
52 159 1646 3319II 3232II BVG-West, A 352 1962
53 160 1647 3320II 3233II bis 1945
54 161 1648 3321II 3234II BVG-Ost, Umbau, 1955 nach Cottbus Tw 43
55 162 1649 3322II 3235II BVG-West
56 163 1650 3323II 3236II bis 1945
57 164 1651 3324II 3237II BVG-West
58 165 1652 3325II 3238II 1938
59 166 1653 3326II 3239II BVG-West, A 346 1962
1910 78 167 1654 3327II 3240II BVG-West, T 30
79 168 1655 3328II 3241II 1938
80 169 1656 3329II 3242II BVG-West; A 356, später A 407
81 170 1657 3330II 3243II BVG-Ost, 1959 nach Dessau Tw 24IV
82 171 1658 3331II 3244II BVG-West, T 31
83 172 1659 3332II 3245II BVG-West, A 349 1963
84 173 1660 3333II 3246II BVG-West, A 405 1963
85 174 1661 3334II 3247II bis 1945
86 175 1662 3335II 3248II BVG-West, A 357 1960
87 176 1663 3336II 3249II BVG-West, A 363 1961
88 177 1664 3337II 3250II BVG-West, A 361 1961
89 178 1665 3102II 3213II BVG-West, A 362 1962
1911 83 1715 3251II BVG-West
84 1716 3252II bis 1945
85 1717 3253II BVG-West, A 359
86 1718 3254II BVG-West, A 364
87 1719 3255II BVG-West
88 1720 3256II BVG-West
89 1721 3257II BVG-Ost, nach Cottbus Tw 41
90 1722 3258II BVG-West, A 358
91 1723 3259II BVG-West, A 359
92 1724 3260II BVG-Ost, nach Dessau Tw 38
101 1588 3261II BVG-West, A 360 1961
102 1589 3262II BVG-West, A 355
103 1590 3263II West, T 32
104 1591 3264II BVG-Ost, Umbau, 1959 nach Dessau ohne Einsatz
105 1592 3265II BVG-West
106 1593 3266II bis 1945
107 1594 3267II bis 1945
108 1595 3268II BVG-West, A 348 1965
109 1596 3269II BVG-West, A 402 1961
110 1597 3270II bis 1945
111 1598 3271II 1938
112 1599 3272II BVG-West
113 1600 3273II bis 1945
114 1601 3274II bis 1945
115 1602 3275II BVG-West, A 403 1960
1913 116 1603 3276II BVG-West, A 341 1961
117 1604 3277II bis 1945
118 1605 3278II West, A 406
119 1606 3279II BVG-West
120 1607 3280II BVG-West, A 342 1961
121 1608 3281II 1938
122 1609 3282II BVG-Ost, Umbau, 1959 nach Dessau ohne Einsatz
123 1610 3283II bis 1945
124 1611 3284II BVG-West, A 344 1965
125 1612 3285II BVG-West, A 404 1965
126 1613 3286II BVG-Ost, Umbau, 1956 nach Zwickau Tw 90, 1960 nach Görlitz Tw 20
127 1614 3287II BVG-Ost, Umbau, 1959 nach Dessau Tw 36III
128 1615 3288II BVG-West
129 1616 3289II BVG-West, A 347 1965
130 1617 3290II BVG-West, A 340 1962
131 1618 3291II BVG-West, A 401 1961
132 1619 3292II BVG-West, A 345 1965
133 1620 3293II BVG-West
134 1621 3294II BVG-West
135 1622 3295II BVG-West, A 343 1965
136 1623 3296II BVG-Ost, Umbau, 1956 nach Zwickau Tw 91, 1960 nach Görlitz ohne Einsatz
137 1624 3297II BVG-Ost, Umbau, 1956 nach Schöneweiche ATw 3, später ATw 93 1972
138 1625 3298II BVG-Ost, Umbau, 1959 nach Dessau ohne Einsatz
139 1626 3299II bis 1945
140 1627 3300II 3212II BVG-West
141 1628 3301II 3214II bis 1945
142 1629 3302II 3215II BVG-West
143 1630 3303II 3216II BVG-Ost, Umbau, 1955 nach Cottbus Tw 44

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Heinz Gewandt: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 41. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 1, 1982.
  • Joachim Kubig: Der Wagenpark der Städtischen Straßenbahnen in Berlin. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 1, 1984.
  • Siegfried Münzinger: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 11. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 1, 1976.
  • Carl Wilhelm Schmiedecke: Unsere Titelbilder. Die Straßenbahn. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 5, 1963.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f Joachim Kubig: Der Wagenpark der Städtischen Straßenbahnen in Berlin. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 1, 1984, S. 3–9.
  2. a b Heinz Jung: Die Berliner Elektrische Straßenbahnen AG. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 12, 1965, S. 160–167.
  3. Carl Wilhelm Schmiedecke: Unsere Titelbilder. Die Straßenbahn. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 5, 1963, S. 52–53.
  4. Siegfried Münzinger: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 11. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 1, 1976, S. 7.
  5. a b c Karl Heinz Gewandt: Straßenbahn-Steckbrief. Folge 41. In: Berliner Verkehrsblätter. Heft 1, 1982, S. 25–26.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: BSt Bauart U3q – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien