Trapeza (Opfer)

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Trapezai auf dem Kerameikos von Athen

Trapeza (altgriechisch τράπεζα „Vierfüßer“, Plural τραπέζαι trapezai) bezeichnet im Kontext der griechischen Religion ein Opfer. Die Bedeutung stützt sich auf das altgriechische Trapeza, auf die die Opfergaben gestellt wurden. Trapeza ist hauptsächlich auf Inschriften des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. überliefert.

Andere Bezeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trapezomata bezeichnet Opfer, bei denen rohes Fleisch auf den Gabentisch gelegt wurde.[1] Der Begriff ist sehr selten. Als früheste Überlieferung könnte eine Inschrift aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammen, eine weitere von einer Inschrift aus Pergamon, datiert auf 133 v. Chr. Der Begriff bezieht sich auf alle Gaben, die auf den Tisch gestellt wurden. Auf den Inschriften diente der Begriff zur Bestimmung des Anteils, der an den Priester ging.[2]

Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trapeza bezeichnet ein preiswertes Opfer an Götter und Heroen. Der Begriff bezog sich auf die Gaben auf dem Tisch. Oftmals war das Opfer an Heroine gerichtet. In anderen Fällen wurde es als Nebenopfer einer Thysia erwähnt, von der Stücke des Tieropfers zu den Gaben einer Trapeza hinzugefügt wurden. Trapeza hatte dabei die Bedeutung einer Bereicherung des Hauptopfers. Auf dem Tisch wurden Gaben wie Getreide, Früchte, Kuchen, rohes und gebratenes Fleisch geweiht, die der Priester oder die Priesterin gewöhnlich nach Beendigung des Opfers als Belohnung an sich nehmen konnte. Trapeza ist hauptsächlich durch Inschriften aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. überliefert.[3]

Abgrenzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

siehe Theoxenie

Ritual[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ritual begann bereits mit der Vorbereitung einer Trapeza. Zeitweise war die Vorbereitung sogar der Höhepunkt und Schwerpunkt von einem Fest, das Opfergaben und andere Riten einschloss.[4] Die Vorbereitung des Tisches könnte als Einladung an den Helden als Ehrengast verstanden werden. Die Opfergaben auf dem Tisch gingen wahrscheinlich an den Priester oder Priesterin und wurden anschließend gegessen.[5]

Trapezai wurden vielfach als Bereicherung des Hauptopfers, einer Thysia, ausgeführt. So sind vom Kalender von Marathon mehrere Fälle überliefert,[6] bei denen der Held sowohl ein Schaf als auch eine Trapeza erhielt. Die Bedeutung eines Nebenopfers kommt im Preis zum Vorschein. Ein Schaf kostete 12 Drachmen und eine Trapeza 1 Drachme.[7]

Opfergaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gaben einer Trapeza wurden meistens nicht genauer aufgeführt. Einzig, wenn Fleisch vom Hauptopfer den Gaben auf dem Tisch beigefügt wurde, ist dieser Zusatz erwähnt.[8] Ausgehend von überlieferten Details für eine Theoxenie,[9] deren Weihgeschenke ebenfalls auf einen Tisch gestellt wurden, könnten die Gaben einer Trapeza aus Getreide, Früchte, Kuchen und Fleisch bestanden haben.

Empfänger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trapeza ist für Götter, Heroen und im Besonderen für Heroinen überliefert. Wenn eine Thysia und eine Trapeza für verschiedene Empfänger und Empfängerinnen zur gleichen Zeit ausgeführt wurden, erhielten gewöhnlich die weniger wichtigen eine Trapeza, während die Thysia der mächtigeren Gottheit vorbehalten war.[10]

Im Opferkalender von Thorikos, auf dem insgesamt 23 Opfer für Heroen aufgeführt sind, sind 6 davon Trapezai. Die Trapezai gingen allesamt an Heroine, die zum Teil nicht einmal mit einem eigenen Namen aufgeführt waren, sondern schlicht als Heroine des entsprechenden Helden bezeichnet waren. Als Vergleich erhielten Gottheiten im gleichen Kalender 31 Opfer und kein einziges davon war eine Trapeza.[11]

Quellenlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszug aus dem Opferkalender von Thorikos, 430 v. Chr.

Trapeza ist auf Inschriften überliefert. Der früheste Hinweis stammt aus einem Fragment von Tiryns aus dem späten 7. oder frühen 6. Jahrhundert v. Chr., das aber keine weiteren Informationen preisgibt.[12] Ein nächster Anhalt stammt von einem Fragment eines athenischen Kalenders,[13] der auf 430 v. Chr. datiert wird.[14] Weitere Überlieferungen stammen von Kalendern aus Thorikos, Erchia and Marathon.[6][15] Die Opferkalender decken einen Zeitraum von circa 100 Jahren ab. Der Kalender aus Thorikos wird auf 430 v. Chr. datiert, derjenige von Marathon auf 400 bis 350 v. Chr., der Kalender von Erchia auf 375–350 v. Chr. und ein zusätzlicher Kalender der Genos der Salaminioi auf 363/2 v. Chr.[16] Auf den Inschriften werden die Empfänger, das Opfer und dessen Preis festgehalten. Inhalte sind eher zufällig erwähnt und die Forschung vermutet, dass der Hauptgrund für die Erstellung der Listen das Festhalten der finanziellen Verantwortlichkeiten war.[17]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period (= Kernos. Supplementband 12). Centre International d’Étude de la Religion Grecque Antique, Lüttich 2002, ISBN 2-87456-003-0, ISBN 2-8218-2900-0 (openedition.org).
  • David Gill: Greek Cult Tables. Revised Harvard Dissertations in the Classics 1964. New York 1991. ISBN 0-8153-0448-X.
  • Michael H. Jameson: Theoxenia. In: Michael H. Jameson: Cults and Rites in Ancient Greece: Essays on Religion and Society. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-0-521-66129-4, S. 145–166. Ursprünglich erschienen in: Robin Hägg (Hrsg.): Ancient Greek Cult Practice from the Epigraphical Evidence. Proceedings of the Fourth International Seminar on Ancient Greek Cult, organized by the Swedish Institute at Athens, 22–24 October 1993. Åströms Förlag, Stockholm 1994, S. 35–57.
  • Jennifer Larson: Greek heroine cults. Wisconsin studies in classics. Madison 1995. ISBN 0-299-14370-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 30.
  2. Michael H. Jameson: Theoxenia. In: Michael H. Jameson: Cults and Rites in Ancient Greece: Essays on Religion and Society. Cambridge 2014, S. 174.
  3. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 23, 30 und 133; Michael H. Jameson: Theoxenia. In: Michael H. Jameson: Cults and Rites in Ancient Greece: Essays on Religion and Society. Cambridge 2014, S. 151–153.
  4. Michael H. Jameson: Theoxenia. In: Michael H. Jameson: Cults and Rites in Ancient Greece: Essays on Religion and Society. Cambridge 2014, S. 153.
  5. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 23, 30 und 38.
  6. a b LSCG 20 B 51–54. Thesaurus Cultus et Rituum Antiquorum (ThesCRA) Band II, S. 228.
  7. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 25.
  8. Michael H. Jameson: Theoxenia. In: Michael H. Jameson: Cults and Rites in Ancient Greece: Essays on Religion and Society. Cambridge 2014, S. 151–153.
  9. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 3.
  10. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 27.
  11. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 81–82.
  12. Eran Lupu: Greek Sacred Law: A Collection of New Documents (NGSL). Leiden Brill 2005, S. 197.
  13. IG i3 255 = IG i2 190; LSCG 11.19. Abgerufen am 27. April 2020.
  14. Michael H. Jameson: Theoxenia. In: Michael H. Jameson: Cults and Rites in Ancient Greece: Essays on Religion and Society. Cambridge 2014, S. 150.
  15. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 61.
  16. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 63.
  17. Gunnel Ekroth: The Sacrificial Rituals of Greek Hero-Cults in the Archaic to the Early Hellenistic Period. Lüttich 2002, Kapitel II, Absatz 64.