Tugumir

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Tugumir war ein Fürst der Heveller im 10. Jahrhundert.

Leben

Tugumir war Sohn des Hevellerfürsten Baçlabić oder Václav. Er wurde 929 bei der Einnahme der Brandenburg während eines Kriegszug Heinrichs I. gegen die Elbslawen gefangen genommen.[1] Tugumir lebte danach als Geisel in Sachsen. Eine Schwester hatte eine illegitime Beziehung mit dem Thronfolger und späteren Kaiser Otto I. Aus dieser Beziehung ging der spätere Erzbischof Wilhelm von Mainz hervor. Tugumir trat wahrscheinlich während der Haftzeit zum Christentum über. Er war einer von wenigen Slawenfürsten seiner Zeit, die diesen Schritt gingen und mit den Ottonen kollaborierten.[2]

Im Jahr 940 konnte Tugumir nach Brandenburg zurückkehren. Er sollte zur Befriedung der Lage nach der Ermordung von slawischen Fürsten durch den Markgrafen Gero beitragen. Widukind von Corvey berichtete, dass Tugumir durch Bestechungen und andere Versprechungen von Otto veranlasst wurde, sein Volk zu verraten. Als eigentlich rechtmäßiger Fürst ließ er seinen dort herrschenden Neffen töten und wurde als Fürst anerkannt. Die Burg und die Tributherrschaft "bis zur Oder" übergab er Otto I.[3][4]

Tugumir scheint das Gebiet der Heveller unter der Oberherrschaft Ottos I. weiterregiert zu haben. Unklar ist für Gerd Althoff, inwieweit über die Tributzahlungen hinaus sein Spielraum eingeschränkt war.[5] Nach Forschungen von Herbert Ludat soll es eine Kontinuität der Fürstengeschlechts der Heveller von Tugomir bis ins 12. Jahrhundert gegeben haben. Andere Autoren sind hinsichtlich der Fortdauer der Herrschaft von Tugumir nach 940 skeptisch. Danach sollen die Hevellerfürsten erst später wieder ihre Herrschaft in Brandenburg etabliert haben.[6]

Sein Todestag (25. Mai) ist im Nekrolog des Klosters Möllenbeck überliefert.

Unter dem Namen Tugomir ist er eine der Hauptfiguren eines historischen Romans von Rebecca Gablé.

Belege

  1. RI II,1 n. 23b, in: Regesta Imperii Online (Abgerufen am 9. November 2014).
  2. Gerd Althoff: Saxony and the elbe slavs in the tenth century. In: The New Cambridge Medieval History. Vol. III. Cambridge 1999, S. 283.
  3. Die übersetzte Textstelle Widukinds etwa bei Matthias Becher: Otto der Große. Kaiser und Reich. München 2012, S. 154.
  4. RI II,1 n. 78e, in: Regesta Imperii Online (Abgerufen am 9. November 2014).
  5. Gerd Althoff: Saxony and the elbe slavs in the tenth century. In: The New Cambridge Medieval History. Vol. III. Cambridge 1999, S. 283.
  6. Wolfgang H. Fritze: Frühzeit zwischen Ostsee und Donau. Berlin 1982, S. 446.

Literatur