Ulrichsberg (Berg)

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Ulrichsberg

Der Ulrichsberg vom Magdalensberg aus gesehen

Höhe 1022 m ü. A.
Lage Kärnten, Österreich
Gebirge Gurktaler Alpen
Dominanz 8,1 km → Veitsberg
Schartenhöhe 461 m ↓ St. Peter am Bichl
Koordinaten 46° 42′ 7″ N, 14° 17′ 46″ OKoordinaten: 46° 42′ 7″ N, 14° 17′ 46″ O
Ulrichsberg (Berg) (Kärnten)
Ulrichsberg (Berg) (Kärnten)
Gestein Dolomit

Der Ulrichsberg, früher Kernberg oder Kärntner Berg, (1022 m ü. A.) liegt in Kärnten neben dem Zollfeld zwischen St. Veit an der Glan und Klagenfurt. Er ist im Besitz der ehemaligen Adelsfamilie Goëss. Die Ortschaft Karnburg am Fuße des Berges – die wahrscheinlich auch Namensgeber von Kärnten war – gilt mit dem dort gefundenen Fürstenstein als die Wiege des Landes. Auf den Berg führen eine befestigte Forststraße und mehrere Wanderwege.

Der Ulrichsberg ist der zweite von vier Bergen des Vierbergelaufs.

Geschichte

Altertum und Mittelalter

Vermeintliches Noreiaheiligtum
Kreuz und Kirchenruine auf dem Ulrichsberg
Noreia-Weihestein über dem Kirchenportal auf dem Ulrichsberg

Vereinzelte Funde lassen auf eine prähistorische Besiedlung am und auf dem Ulrichsberg schließen.

Bis in die Spätantike gab es auf der Kuppe des Ulrichsbergs eine weitläufige Höhensiedlung rund um eine frühchristliche Kirche (5.-6. Jhd.), die jedoch von slawischen Stämmen, die im Zuge der Völkerwanderung Kärnten besiedelten, gegen Ende des 6. Jahrhunderts zerstört wurde.

Ein Haus auf der Bergkuppe, dessen Fundamente heute etwas abseits vom Weg erkennbar sind, wurde lange Zeit als eine im 1. Jahrhundert nach Christus errichtetes und der Landesgöttin Isis-Noreia gewidmete Kultstätte gedeutet, wird aber nach heutigem Forschungsstand der Spätantike zugeordnet.[1]

Im Jahr 983 wurde der Ulrichsberg als „mons carantanus“ erstmals in einer Urkunde von Kaiser Otto II genannt.[2]

Neuzeit

Vierbergelauf 2004 am Gipfel

Im Jahr 1485 wird eine dem Heiligen Ulrich von Augsburg geweihte Kirche errichtet. 1686 wurde die letzte Messe in der gotischen Kirche abgehalten. 1786 wurde sie durch einen Blitzschlag stark beschädigt und dann dem Verfall preisgegeben. Im Jahr 1897 kam es zur gänzliche Zerstörung der Kirche durch einen Brand. Heute ist die Kirche nur mehr als Ruine erhalten.

1933 kam es zur Wiederherstellung durch die Kärntner Landsmannschaft. Bis 1934 wurden hier alljährlich die Gedenkfeiern zum 10. Oktober abgehalten, veranstaltet von der Kärntner Landsmannschaft. 1958 war die Grundsteinlegung für das „Heimkehrerkreuz“, einem 20 m hohen Kreuz neben der Ruine, als Gedächtnisstätte für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Im selben Jahr kam es zur Renovierung der Kirchenruine. Seit 1958 findet dort jährlich das Treffen der Ulrichsberggemeinschaft statt. Die „Heimkehrer-Gedenkstätte“ wurde 1959 eingeweiht.

Im Jahr 1984 wurden die drei Ulrichsbergglocken geweiht. 1992 kam es zur Errichtung des Europa-Steines. Am 17. August 1997 gab es eine mutwillige Zerstörung der Gedenkstätte.[3] Die wiederhergestellte Gedenkstätte wurde am 5. Juli 1998 wieder gesegnet.

Politischer Charakter der Ulrichsbergtreffen

Traditions- und Veteranenverbände sowie Musiker des Bundesheeres beim Ulrichsbergtreffen 2006

An jedem ersten Sonntag im Oktober wurde von der Ulrichsberggemeinschaft eine Gedenkfeier ausgerichtet. Seit einigen Jahren findet diese Veranstaltung am dritten Sonntag im September statt. Teilnehmer der Veranstaltung sind ehemalige Wehrmachtsoldaten und Veteranenorganisationen aus ganz Europa, die Teilnehmerzahlen betrugen Anfang der 2000er ungefähr 1000 Personen. Das österreichische Bundesheer nimmt seit 2009 nicht mehr teil.[4] An der Gedenkfeier nehmen Verbände der Kriegsgeneration und andere Organisationen teil. Die Teilnahme von SS-Veteranen (Kameradschaft IV, die sich 1995 formell zurückzog) und deutschen sowie belgischen Neonazigruppen zog anhaltende Proteste nach sich.[5] Weiters nahmen Politiker verschiedener Parteien von Bundes- und Landesebene teil, was bei umstrittenen Redebeiträgen immer wieder zu innenpolitischer Berichterstattung führte.

Seit einigen Jahren versuchen verschiedene Organisationen auf die ihrer Meinung nach geschichtsrevisionistischen Hintergründe dieser Gedenkveranstaltung hinzuweisen. Auch das österreichische Verteidigungsministerium zog in Erwägung, die Gedenktafeln des Bundesheeres auf dem Ulrichsberg an einen anderen Ort zu verlegen.[5] 2009 sagte der sozialdemokratische Verteidigungsminister Norbert Darabos die Teilnahme und materielle Unterstützung des Bundesheeres am Ulrichsbergtreffen ab. Hintergrund war der Verdacht, der Obmann der Ulrichsberggemeinschaft, Wolf Dieter Ressenig, habe mit NS-Devotionalien gehandelt. [6] 2014 wurde das Treffen ohne Ankündigung abgehalten, laut Verfassungsschutz nahmen maximal 100 Personen an dem Treffen teil.[7]

Literatur

  • Rudolf Egger, „Der Ulrichsberg – Ein heiliger Berg Kärntens“, Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten, Klagenfurt, 2. Auflage 1976
  • Friedhelm Thiedig, Gudrun Frohnert: Der Ulrichsberg – eine Reliefumkehr. (PDF; 1,6 MB) Geologischer Aufbau und erdgeschichtliche Entwicklung des „mons carantanus“ am Stadtrand von Klagenfurt. In: Carinthia II. 2008, S. 47-82, abgerufen am 17. März 2012.

Weblinks

Commons: Ulrichsberg, Kärnten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Dehio Kärnten 2001. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X, S. 978.
  2. Urkunde Nr. 292 in: Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 13: Die Urkunden Otto des II. und Otto des III. (Ottonis II. et Ottonis III. Diplomata). Hannover 1893, S. 344–345 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
  3. Republik Österreich, BM.I Bundesministerium für Inneres, Verfassungsschutzbericht 1997
  4. Salzburger Nachrichten: Keine Bundesheer-Teilnahme am Ulrichsberg; abgerufen am 26. August 2009.
  5. a b ORF Kärnten vom 5. Mai 2008, abgerufen 8. Mai 2008.
  6. Die Presse: Ulrichsberg-Treffen: Darabos sagt Teilnahme des Heeres ab, 25. August 2009.
  7. „Geheimes“ Ulrichsbergtreffen abgehalten. Artikel auf ORF.at vom 16. September 2014.