Universität-Gießen-Virus

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Universität-Gießen-Virus
Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[2][1]
Reich: Orthornavirae[1]
Phylum: Negarnaviricota
Subphylum: Polyploviricotina
Klasse: Ellioviricetes
Ordnung: Bunyavirales
Familie: Arenaviridae
Gattung: Reptarenavirus
Art: Gies​sen reptarenavirus
Taxonomische Merkmale
Genom: (+/−)ssRNA segmentiert
Baltimore: Gruppe 5
Symmetrie: komplex/zirkulär
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Gies​sen reptarenavirus
Kurzbezeichnung
UGV
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Das Universität-Gießen-Virus (wissenschaftlich Gies​sen reptarenavirus, UGV) ist eine Virusspezies, die der Gattung Reptarenavirus zugeordnet wird. Das Virus gehört zu einer Gruppe von Erregern, die 2015 bei Boas (Boidae) und Pythons im Zusammenhang mit der sogenannten Einschlusskörperchenkrankheit der Riesenschlangen (boid inclusion body disease BIBD) isoliert wurden. Dabei fanden sich bei einzelnen Schlangen Koinfektionen mit mehreren Reptarenaviren, auch Koinfektionen mit mehreren Isolaten des Universität-Gießen-Virus (UGV-1 bis -4). Die individuellen Schlangen wurden ursprünglich an das Institut für Veterinär-Pathologie der Universität Gießen gesandt, die Identifizierung und Anzucht der Viren in den Autopsieproben gelang einer Forschergruppe aus Finnland.

Ein vollständiger Beweis, dass das UGV an der meist tödlich verlaufenden Infektionskrankheit ursächlich beteiligt ist, steht noch aus, da durch die Vielzahl der nachgewiesenen Arenaviren in erkrankten Tieren eine kooperative oder individuelle Pathogenität sowie eine Apathogenität der UGV-Virusstämme schwierig zu unterscheiden sind.

Phylogenetisch ist das UGV mit dem „Suri-Vanera-Virus“ (englisch „Suri vanera virus 1“, „2“, „SVaV-1“ und „SVaV-2“, mit Stand Januar 2022 noch offiziell unbestätigt) und dem „Tavallinen-Suomalainen-Mies-Virus“ (englisch „Tavallinen suomalainen mies virus 1“, „2“, „TSMV-1“ und TSMV-2, ebenfalls bisher nur vorschlagsgemäß) sehr nahe verwandt.[3][4] Deutlich unterscheidet sich das UGV und das zunächst ebenfalls in diesen Schlangen isolierte „Universität-Helsinki-Virus“ (UHV, vorgeschlagene Spezies „Alethinophid 2 reptarenavirus“) von den klassischen Arenaviren, die durch Nagetiere übertragen werden. Insbesondere die Sequenz des Z-Proteins und der viralen RNA-abhängigen RNA-Polymerase zeigt deutliche Unterschiede zu den Nagetier-assoziierten Arenaviren, so dass eine Übertragung durch Nagetiere als Vektoren beim UGV und UHV nicht wahrscheinlich erscheint.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • J. Hepojoki et al.: Arenavirus Coinfections Are Common in Snakes with Boid Inclusion Body Disease. Journal of Virology (2015) 89(16): S. 8657–8660, PMID 26041290
  • U. Hetzel et al.: Isolation, Identification, and Characterization of Novel Arenaviruses, the Etiological Agents of Boid Inclusion Body Disease. Journal of Virology (2013) 87(20): S. 10918–10935, PMID 23926354

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b ICTV: ICTV Taxonomy history: Akabane orthobunyavirus, EC 51, Berlin, Germany, July 2019; Email ratification March 2020 (MSL #35)
  2. ICTV Master Species List 2018b.v2. MSL #34, März 2019
  3. ICTV: Bunyavirales > Arenaviridae: Genus: Reptarenavirus, ICTV 10th Report, Februar 2019
  4. J. Hepojoki, P. Salmenperä, T. Sironen, U. Hetzel, Y. Korzyukov, A. Kipar, O. Vapalahtia; S. R. Ross (Hrsg.): Arenavirus Coinfections Are Common in Snakes with Boid Inclusion Body Disease, in: J Virol. 89(16), 15. August 2015; S. 8657–8660. doi:10.1128/JVI.01112-15, PMC 4524219 (freier Volltext), PMID 26041290