Venenosaurus

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Venenosaurus
Zeitliches Auftreten
Unterkreide (Aptium)[1]
126,3 bis 112,9 Mio. Jahre
Fundorte
Systematik
Echsenbeckensaurier (Saurischia)
Sauropoden (Sauropoda)
Neosauropoda
Macronaria
Titanosauriformes
Venenosaurus
Wissenschaftlicher Name
Venenosaurus
Tidwell et al., 2001
Art
  • Venenosaurus dicrocei

Venenosaurus ist eine Gattung sauropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Titanosauriformes. Fragmentarische Reste, die sowohl von erwachsenen Individuen als auch von Jungtieren stammen, fanden sich in der Unterkreide (Aptium) des US-amerikanischen Bundesstaats Utah. Einzige Art ist Venenosaurus dicrocei.[2]

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie alle Sauropoden war Venenosaurus ein großer, vierbeiniger Pflanzenfresser mit tonnenförmigen Körper und langem Hals und Schwanz. Es handelte sich um einen vergleichsweise kleinen Sauropoden. Das Skelett zeigt verschiedene abgeleitete (fortgeschrittene) Merkmale, wie sie für Vertreter der Titanosauria typisch sind, ebenso wie eine Reihe basaler (ursprünglicher) Merkmale, wie sie für Vertreter der Brachiosauridae typisch sind. Von anderen Sauropoden lässt sich Venenosaurus anhand der Schwanzwirbel unterscheiden: Die Wirbelkörper der vorderen Schwanzwirbel zeigen eine konvexe Vorderseite und eine flache Hinterseite; außerdem sind die Dornfortsätze der mittleren Schwanzwirbel nach vorne geneigt.[2]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Gattung sind umstritten. Virginia Tidwell und Kollegen (2001) bemerken, dass verschiedene Merkmale auf eine Zugehörigkeit zu den Brachiosauridae weisen, andere Merkmale jedoch eine Zugehörigkeit zu den Titanosauria nahelegen. Diese Forscher klassifizierten Venenosaurus daher als nicht weiter zuordenbaren Vertreter der Titanosauriformes.[2] Upchurch und Kollegen (2004) vermuten jedoch, dass es sich um einen basalen Vertreter der Titanosauria handelte, basierend auf der Anatomie der Elle (Ulna) und dem im Verhältnis zum Schambein (Pubis) kurzen Sitzbein (Ischium).[3]

Forscher um Rafael Royo-Torres (2009, 2012) schlagen eine neue Gruppe innerhalb der Titanosauriformes vor, die Laurasiformes. Diese Gruppe soll Venenosaurus, Cedarosaurus und Tastavinsaurus umfassen.[4]

Funde, Forschungsgeschichte und Namensgebung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der erste Fund (Holotyp, Exemplarnummer DMNH 40932) stammt aus Grand County im östlichen zentralen Utah. Die Fossilien waren in einem mittel- bis grobkörnigen Sandstein mit grünen Tonlinsen eingebettet, der dem Poison-Strip-Sandstone-Member der Unteren Cedar-Mountain-Formation angehört. Diese Sedimente wurden durch einen mäandrierenden Fluss transportiert und abgelagert. Der Fund besteht aus neun Schwanzwirbeln (Cervicalia), Schulterblatt (Scapula), Elle und Speiche (Ulna und Radius), fünf Mittelhandknochen (Metacarpalia), vier Fingergliedern (Phalangen), Schambein (Pubis), Sitzbein (Ischium), drei Mittelfußknochen (Metacarpalia), Astragalus, Chevron-Knochen sowie Rippen.[2]

Der Fund wurde 2001 von Virginia Tidwell, Kenneth Carpenter und Susanne Meyer als neue Gattung und Art Venenosaurus dicrocei wissenschaftlich beschrieben. Der Name Venenosaurus bedeutet so viel wie „Giftechse“ (lat. venenos – „Gift“, saurus – „Echse“) und ist nach dem Poison-Strip-Member benannt, der Gesteinseinheit, aus der die Fossilien stammen. Der zweite Teil des Artnamens, dicrocei, ehrt Anthony DiCroce, den Entdecker des Fossils.[2]

2005 konnten die Überreste eines Jungtieres beschrieben werden. Dieser Fund (Exemplarnummer DMNH 40930) schließt verschiedene Mittelhandknochen, eine Elle, den Kopf einer Rippe sowie verschiedene, schlecht erhaltene Wirbelfragmente mit ein.[5]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rafael Royo-Torres, Luis Alcalá, Alberto Cobos: A new specimen of the Cretaceous sauropod Tastavinsaurus sanzi from El Castellar (Teruel, Spain), and a phylogenetic analysis of the Laurasiformes. In: Cretaceous Research. Bd. 34, 2012, ISSN 0195-6671, S. 61–83, doi:10.1016/j.cretres.2011.10.005.
  • Virginia Tidwell, Kenneth Carpenter, Susanne Meyer: New Titanosauriform (Sauropoda) from the Poison Strip Member of the Cedar Mountain Formation (Lower Cretaceous), Utah. In: Darren H. Tanke, Kenneth Carpenter (Hrsg.): Mesozoic vertebrate life. New research inspired by the paleontology of Philip J. Currie. Indiana University Press, Bloomington IN u. a. 2001, ISBN 0-253-33907-3, S. 139–165.
  • Virginia Tidwell, D. Ray Wilhite: Titel=Ontogenetic Variation and Isometric Growth in the Forelimb of the Early Cretaceous Sauropod Venenosaurus. In: Virginia Tidwell, Kenneth Carpenter (Hrsg.): Thunder-lizards. The Sauropodomorph dinosaurs. Indiana University Press, Bloomington IN u. a. 2005, ISBN 0-253-34542-1, S. 187–196.
  • Paul Upchurch, Paul M. Barrett, Peter Dodson: Sauropoda. In: David B. Weishampel, Peter Dodson, Halszka Osmólska (Hrsg.): The Dinosauria. 2nd edition. University of California Press, Berkeley CA u. a. 2004, ISBN 0-520-24209-2, S. 259–324.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gregory S. Paul: The Princeton Field Guide To Dinosaurs. Princeton University Press, Princeton NJ u. a. 2010, ISBN 978-0-691-13720-9, S. 203, Online.
  2. a b c d e Tidwell et al. 2001, S. 139–143
  3. Upchurch et al. 2004, S. 311
  4. Royo-Torres et al. 2012, S. 73–77
  5. Tidwell und Wilhite 2005, S. 187–196