Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler

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Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler e.V.
(VDVC)
Zweck: Der VDVC ist ein Interessenverband für Video- und Computerspieler.
Vorsitz: Patrik Schönfeldt, Gabriel Zöller (Kassenwart)
Gründungsdatum: 12. Juli 2009
Mitgliederzahl: 1200 (Stand 07/2015)
Sitz: Karlsruhe

Der Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler (VDVC) ist ein Verband, der die Interessen der deutschen Video- und Computerspieler vertritt. Er ist der erste Verband dieser Art für digitale Spiele in Europa. Zu den Mitgliedern zählen neben Einzelpersonen insbesondere Vereine, die LAN-Parties veranstalten.

Zweck des Verbandes

Der Verband vertritt gemeinnützig die (gesellschaftspolitischen) Interessen der deutschen PC- und Videospielergemeinde nach außen[1]. Insbesondere vertritt der Verein im Sinne eines Verbraucherverbands die Interessen der Video- und Computerspieler gegenüber Entwicklern, Publishern und Händlern von Video- und Computerspielen. Zudem setzt sich der Verband für die Förderung des Jugendschutzes und der Medienkompetenz von Spielern und Nicht-Spielern ein[2]. Dazu gehört die Aufklärung über Techniken, Risiken, Möglichkeiten und Chancen neuer Unterhaltungsmedien. Der Verband fördert den Austausch und Verständigung der Spieler und Spielerinnen untereinander. Der VDVC e.V. sieht sich als Partner für Gesellschaft, Politik und Industrie, um aufzuklären und bestehende Konflikte um den Themenkomplex digitale Spiele im konstruktiven Dialog zu lösen.

Geschichte

Nach dem Amoklauf von Winnenden im März 2009 wurde eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Auswirkungen und Verbreitung von Unterhaltungssoftware – vor allem Computer- und Videospielen – und insbesondere deren Gewaltdarstellungsgrad geführt. Es gründeten sich Bürgerinitiativen, die zusammen mit kleineren Parteien[3] ein vollständiges Herstellungs- und Verbreitungsverbot von gewalthaltigen interaktiven Medien forderten[4]. Die Killerspiel-Debatte um Gewalt in Spielen wurde oft reaktionär bzw. polemisch[5] und nicht wissenschaftlich fundiert geführt. In Deutschland ansässige Spieleentwickler erwogen offen, die Verlegung ihrer Firmen in das europäische Ausland[6]. LAN-Parties wurden mit Hinweis auf den Amoklauf abgesagt, nachdem Gemeinden den Veranstaltern das Nutzen von gewalthaltigen Spielen untersagt hatten.[7]

Spieler fühlten sich in ihrem Hobby Diffamierungen und Pauschalverurteilung ausgesetzt, weshalb eine Eingabe an den Bundestag mit über 50.000 Mitzeichnern[8] gegen ein Verbot von gewalthaltigen Videospielen in einer Anhörung Gehör fand und bundesweite Demonstrationen stattfanden[9]. Die Initiatoren dieser Demonstrationen entschlossen sich, eine Interessensvertretung für Spieler zu gründen[10][11]. Der Verband wurde im Juli 2009 in Karlsruhe gegründet[12] und zeitgleich auf Demonstrationen in Berlin, Köln und Karlsruhe bekanntgegeben. Unter dem Eindruck kurz zuvor verbotener Veranstaltungen schließen sich dem Verband insbesondere Vereine an, die LAN-Parties organisieren.

Im Oktober 2009 wurde von einer Bürgerinitiative geplant, in Stuttgart Computerspiele zu sammeln und zu entsorgen.[13] Aufgrund der geplanten Verbrennung der Datenträger wurden schnell Vergleiche mit der deutschen Bücherverbrennung laut. Als Gegenaktion veranstaltet der VDVC in der Nähe eine Mahnwache und stellt dabei fest, dass kaum Spiele abgegeben wurden[14]. In der Folge wird der Ton zwischen lokalen Spielegegnern und -befürwortern versöhnlicher[15].

Ende 2010 sprach sich die Mitgliederversammlung des VDVC dafür aus, die Ausrichtung des Verbandes auch auf Verbraucherschutzthemen auszuweiten, nachdem die Diskussion um die Killerspieldebatte abgeflaut war[16]. Neben einigen Rundfunkbeschwerden zu übertriebenen Medienberichten und Falschdarstellungen nahm der VDVC am Dialog Internet der schwarz-gelben Bundesregierung 2011 teil[17]. Als Ende 2011 Bedenken um die Spieledistributionssoftware Origin von Electronic Arts auftauchten, nahm der VDVC am runden Tisch zu der Software teil[18][19].

Tätigkeit

Der VDVC erhebt in jährlichen Umfragen[20] das Spieleverhalten und Meinungsbilder der Video- und Computerspieler in Deutschland. Außerdem wird auf Basis von Gerichtsurteilen, Beschlüssen der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien und Einstufungen der USK eine jährlich aktualisierte Zensurstatistik[21] für die Entscheidungen der Einstufungsorganisationen geführt. Unter anderem zur Bundestagswahl 2013 wurden politische Parteien zu ihren Einstellungen zu Videospielen befragt.[22].

Auf nationaler Ebene nimmt der VDVC an Befragungen zu Gesetzesentwürfen wie dem Jugendmedienschutz-Staatsvertrag[23][24] teil. Auf EU-Ebene ist der VDVC als Lobbyorganisation registriert[25] und beteiligte sich unter anderem an der Konsultation zur Reform des Urheberrechts[26]. Darüber hinaus wird im direkten Kontakt zu Anbietern von Videospielen die Position der Konsumenten vertreten.

Organisation

Der Verband ist als Verein aufgebaut. Alle aktiven Vereinsmitglieder sind ehrenamtlich tätig. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, freiwillige Beiträge sind jedoch möglich. Die Mitglieder werden unterschieden in ordentliche, jugendliche und korporative Mitglieder.[27] Mitgliederversammlungen werden zumeist online abgehalten, da die Mitglieder in Deutschland nicht örtlich zentral organisiert sind.

Weitere Verbände im Bereich Video- und Computerspiele

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Satzung des VDVC vom Oktober 2012, VDVC e.V., abgerufen am 25. Juli 2015
  2. VDVC: Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler gegründet, eurogamer.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  3. Freie Wähler fordern Verzicht auf "Killerspiele" - Golem.de, golem.de , abgerufen am 29. Juli 2015
  4. Aktionsbündnis Winnenden fordert Verbot von Killerspielen, pcgameshardware.de, abgerufen am 26. Juli 2015
  5. Killerspiel-Debatte - Spieleverbände fordern Entschuldigung von Bayerns Innenminister, gamona.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  6. Spiele-Genies drohen mit Auswanderung, welt.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  7. LAN-Party wegen "Killerspielen" abgesagt, heise.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  8. Kein Herstellungs- und Verbreitungsverbot für "Killerspiele", golem.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  9. "Wir sind keine Amokläufer!", zeit.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  10. VDVC im Interview - Wir sprachen mit den Gründern des Spielervereins, GameStar.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  11. VDVC: Im Gespräch mit Patrik Schönfeldt, derwesten.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  12. Gründung des VDVC, VDVC.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  13. Bündnis will öffentlich "Killerspiele" vernichten, Welt.de, abgerufen am 13. August 2015
  14. PDF - Hintergründe und Verlauf der Diskussion über gewaltdarstellende Videospiele in Deutschland, Seite 169 ff., stigma-videospiele.de, abgerufen am 29. September 2015
  15. "Killerspiele"-Sammlung in Stuttgart: Versöhnliches Fazit - Golem.de, golem.de, abgerufen am 29. Juli 2015
  16. Mitgliederversammlung betont Verbraucherschutz, vdvc.de, abgerufen am 13 August 2015
  17. Teilnehmerliste Dialog Internet, Internetredaktion des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, abgerufen am 13. August 2015
  18. Runder Tisch zu EA Origin - »Das war ein Scheiß, und das wissen wir auch.«, GameStar.de, abgerufen am 13. August 2015
  19. EA Origin – Report zum “runden Tisch”, ElitePVPers.com, abgerufen am 13. August 2015
  20. Umfrage zu Nutzungsverhalten und Ansichten von Videospielern, VDVC.de, abgerufen am 13. August 2015
  21. VZeSta 2014: Eine Zensur findet nicht statt? , VDVC.de, abgerufen am 13. August 2015
  22. Wahlprüfsteine: Positionen der Parteien zu Videospielen, VDVC.de, abgerufen am 9. September 2015
  23. JMStV: Fragenkatalog Bürgerbeteiligung (2014), VDVC.de, abgerufen am 13. August 2015
  24. Stellungnahme zur JMStV-Reform, VDVC.de, abgerufen am 13. August 2015
  25. EU-Transparenzregister http://ec.europa.eu, abgerufen am 9. September 2015
  26. Im Rahmen der Konsultation eingereichte Beiträge, ec.europa.eu, abgerufen am 9. September 2015
  27. Satzung des VDVC vom Oktober 2012, VDVC.de, abgerufen am 25. Juli 2015