Walter Rauschenbusch

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Walter Rauschenbusch

Walter Rauschenbusch (* 4. Oktober 1861 in Rochester (New York); † 25. Juli 1918 ebenda) war ein amerikanischer baptistischer Theologe und Hauptvertreter des Social Gospel.

Leben

Rauschenbusch entstammte einer baptistischen Familie deutscher Herkunft. Sein Vater war August Rauschenbusch, der zur zweiten Generation der deutschen Baptisten gehörte und durch seine schriftstellerische und theologische Lehrtätigkeit wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der damals jungen Freikirche ausübte.

Nach dem Abitur 1883 am Evangelisch Stiftischen Gymnasium in Gütersloh und einem Grundstudium an der Universität von Rochester erhielt Walter Rauschenbusch seine theologische Ausbildung am baptistischen Theologischen Seminar in Rochester, die er 1886 beendete. Rauschenbusch wurde Baptistenprediger in einer armen Gegend Manhattans. Hier schloss er sich einer Gruppe von Gleichgesinnten an, aus der heraus das Konzept des Social Gospel entwickelt wurde.

1897 erhielt Rauschenbusch einen Ruf als Professor an das Baptistische Theologische Seminar in Rochester. In mehreren Schriften, vor allem in A Theology of the Social Gospel (1917) schuf er die theologische Grundlegung einer sozialen Dimension des Evangeliums und einer daraus resultierenden Verantwortung der Christen für gesellschaftliche Reformen als Schritte auf das Reich Gottes hin.[1]

Bedeutung

Rauschenbusch verband in besonderer Weise evangelikalen Pietismus mit kapitalismuskritischer und sozialreformerischer Leidenschaft. Seine Ansichten wirkten nach bis in die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre.

Walter Rauschenbusch gab auch gemeinsam mit Ira David Sankey ein Gesangbuch heraus und betätigte sich nebenbei als Kirchenliederdichter und -übersetzer. Im freikirchlichen Gesangbuch Feiern und Loben findet sich unter der Nummer 248 noch eine Liedstrophe von ihm: Schau ich zu deinem Kreuze hin.

Schriften

  • Der Evangeliumssänger. (Gesangbuch; herausgegeben gemeinsam mit Ira David Sankey), Verlag von J.G.Oncken Nachfolger (Phil. Bickel) Hamburg 1890.
  • Christianity and the Social Crisis. 1907 – Neuauflage mit einem Vorwort von Douglas F. Ottati: Louisville 1991, ISBN 0-664-25321-0.
  • The Freedom of Spiritual Religion. Philadelphia 1910.
  • Christianizing the Social Order. 1912.
  • A Theology for the Social Gospel. New York 1917 (deutsch: Die religiösen Grundlagen der sozialen Botschaft, aus dem Englischen übersetzt von Clara Ragaz, mit einer Einleitung von Leonhard Ragaz, Erlenbach/Zürich 1922).

Literatur

  • Don E. Smucker: Walter Rauschenbusch und die täuferische Geschichtsschreibung. In: Das Täufertum. Erbe und Verpflichtung. (Hrsg. Guy F. Hershberger), Stuttgart 1963, S. 273–286.
  • Eberhard Amelung: Walter Rauschenbusch. In: Tendenzen der Theologie im 20. Jahrhundert. Eine Geschichte in Porträts. Hg. v. Hans Jürgen Schultz, Stuttgart u.a. 1966, S. 69–73.
  • Christoph Bresina: Von der Erweckungsbewegung zum „Social Gospel:“ Walter Rauschenbuschs Herkunft, Umfeld und Entwicklung bis 1891. Marburg, Univ., Diss., 1993.
  • Uwe Dammann: Artikel Rauschenbusch, Walter (1861–1918). In: Ev. Lexikon für Theologie und Gemeinde. Bd.3, 1994, 1655f.
  • Milenko Andjelic: Christlicher Glaube als prophetische Religion: Walter Rauschenbusch und Reinhold Niebuhr. Frankfurt am Main; Berlin; Bern; New York; Paris; Wien: Lang 1998 (Internationale Theologie; Bd. 3) Zugl.: Heidelberg, Univ., Diss., 1996 ISBN 3-631-33576-8.
  • Uwe Dammann: Ein Radikaler für das Reich Gottes. Eine Erinnerung an Walter Rauschenbusch (1861–1918). In: Die Gemeinde. 20/2011, S. 12.
  • Karl Rennstich: Rauschenbusch, Walter. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 1415–1419.

Fußnoten

  1. Gunnar Hillerdal: Art. Armut, Kapitel VII: 16.–20. Jahrhundert (ethisch). In: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 4. Walter de Gruyter, Berlin 1997, S. 98–121, hier S. 113.

Weblinks