Wehrerziehung

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Wehrerziehung war ein Teil der Bildung und Erziehung in den realsozialistischen Staaten.

Wehrerziehung in der DDR

Vorführungen der Pionierpanzerbrigade der Station „Junger Touristen“ aus Bad Schmiedeberg. Berlin, 1979

In der DDR begann die Wehrerziehung bereits im Kindesalter. Sie fand unregelmäßig in Form von Truppenbesuchen von Kindergärten in Kasernen oder Präsenz der Nationalen Volksarmee (NVA) auf Pressefesten und ähnlichen Veranstaltungen statt. In unteren Klassenstufen, Pionierlagern, Ferienspielen und Ferienlagern wurden Geländespiele und so genannte Pioniermanöver durchgeführt. Grundformen militärischer Ordnungsformen wurden im Schulsportunterricht vermittelt. Eine Disziplin für Klassen in der Oberstufe war der Weitwurf von Handgranatenattrappen.

Seit dem Schuljahr 1978/79 war der Wehrunterricht in der 9. und 10. Klasse Pflichtfach. Teil des Faches war am Ende des 9. Schuljahres ein zweiwöchiges Lager. Jungen wurden meist ins Wehrlager geschickt, während Mädchen an der Schule in Zivilverteidigung (ZV) ausgebildet wurden. Die Einführung des obligatorischen Faches wurde von der NVA und der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) unterstützt. In der gymnasialen Oberstufe der Erweiterten Oberschule wurde die vormilitärische Ausbildung kontinuierlich fortgesetzt. Nach der 11. Klasse beziehungsweise auch nach dem 1. Lehrjahr gab es wieder ein GST- oder ZV-Lager. Teilweise wurden Schulabgänger auch in der Lehre, beim Studium und im FDGB in wehrerzieherische Programme integriert. Ablehnung konnte zu Karriereproblemen führen. Allerdings muss man auch beachten, dass es viele Formen des stillen Protestes gegen wehrerzieherische Maßnahmen gab.

Der Zweck der sozialistischen Wehrerziehung wurde offiziell beschrieben als

[...] ein wichtiger (organisierter) Bestandteil der (einheitlichen) sozialistischen Bildung und Erziehung. Sie umfaßt die Gesamtheit aller Maßnahmen zur ideologischen, charakterlichen und physischen Formung der Bürger unseres Staates im Hinblick auf die umfassende Verteidigung der DDR. (Sie dient dem Erwerb von Kenntnissen, Fähigkeiten und Eigenschaften, die die Bürger befähigen, die sozialistischen Errungenschaften zu sichern und [...] umfaßt neben der sozialistischen Bewußtseinsbildung die vormilitärische und militärische Ausbildung in speziellen Organisationen und den bewaffneten Organen.) Ziel der sozialistischen Wehrerziehung ist es, durch Erläuterungen unserer Militärpolitik die uneingeschränkte Bereitschaft aller Bürger zur Verteidigung unserer sozialistischen Errungenschaften zu erreichen.[1]

Einzelbelege

  1. Definition „sozialistische Wehrerziehung“ nach Meyers Jugendlexikon, S. 685, (und Meyers Handlexikon, Band 2, S. 578) jeweils Leipzig (DDR) 1977

Literatur

  • Christian Sachse: Aktive Jugend - wohlerzogen und diszipliniert. Wehrerziehung in der DDR als Sozialisations- und Herrschaftsinstrument (1960-1973). Lit Verlag, Münster 2000

Weblinks