Werkstatt der Kulturen

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Werkstatt der Kulturen, 2012

Die Werkstatt der Kulturen ist ein Veranstaltungszentrum in Berlin. Sie ist die einzige Berliner Kultureinrichtung, die ihren Fokus auf Transkulturalität setzt und damit die Vielfalt migrantischer und minoritärer Kultur-, Kunst- und Aktionsformen abbildet. Das Haus wird vom Berliner Senat gefördert und ist dort dem Bereich Integration und Migration zugeordnet. Die Werkstatt der Kulturen ist als eingetragener Verein organisiert, die Trägerschaft liegt beim Verein Brauerei Wissmannstraße e. V. Die Werkstatt wurde am 23. Oktober 1993 eröffnet und befindet sich in der Wissmannstraße im Ortsteil Neukölln, im Gebäude der ehemaligen Bergschloßbrauerei.

Leitung

Der erste Geschäftsführer der Werkstatt war Wolfgang Wilkes. Laut Berliner Zeitung wurde ihm im Januar 1994 nach rund sechs Monaten Tätigkeit vom Verein wegen „nicht ordnungsgemäßer Geschäftsführung“ gekündigt.[1] Von 1994 bis 2008 leitete der Kulturmanager Andreas Freudenberg die Werkstatt der Kulturen.[2]

Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin der Werkstatt ist jetzt Philippa Ebéné. Philippa Ebéné studierte Ethnologie und Volkskunde, arbeitete als Schauspielerin und PR-Consultant, gründete das Schauspielstudio für Berufsschauspieler forum für filmschauspiel e. V sowie das Schauspielensemble abok. Für ihre Leistungen als Geschäftsführerin der Werkstatt der Kulturen wurde sie 2010 mit dem Ehrenpreis des M Berlin Marketing Award ausgezeichnet, da sie mit der transkulturellen Ausrichtung des Hauses das liberale Image der Hauptstadt und somit den Standort Berlin stärkt.[3] Mit zahlreichen Eigenproduktionen und unterschiedlichen Festivals bildet die Werkstatt der Kulturen das kulturelle Schaffen und die Perspektiven von Berlinern aus über 180 Nationen ab.[4]

Im Gebäude der Werkstatt befindet sich unter anderem ein Restaurant.

Veranstaltungsprogramm und Projekte

Eine der Hauptveranstaltungen der Werkstatt war bis 2014 die Organisation des Berliner Karnevals der Kulturen, der jedes Jahr von weit mehr als einer Million Menschen besucht wird. Beim Karneval der Kulturen gibt es einen Straßenumzug am Pfingstsonntag, ein mehrtägiges Straßenfest, einen Kinderkarneval und diverse Partys. Beim Straßenumzug waren im Jahr 2012 rund 4800 Menschen beteiligt und 800 Künstler traten beim Straßenfest auf. Der Event spiegelt die Vielfältigkeit Berlins wider und wurde 1996 von der Werkstatt ins Leben gerufen. Er stellt eines der touristischen Highlights der Stadt dar.

Laut einer Studie der Investitionsbank Berlin (IBB) aus dem Jahr 2011 beträgt das durch den Karneval der Kulturen erwirtschaftete zusätzliche Bruttoinlandsprodukt für den Zeitraum von fünf Jahren 53,2 Millionen Euro. „Jeder [in den Karneval der Kulturen] investierte Euro bringt das Fünffache an Einnahmen“ heißt es in der Studie. Neben Gastronomie und Hotellerie kommt die Veranstaltung auch dem Einzelhandel, anderen Kultureinrichtungen und Dienstleistern zugute. Zudem schafft bzw. erhält der Karneval der Kulturen 220 Arbeitsplätze in Berlin. Auch das Image der Hauptstadt profitiert immens von dem Straßenumzug. In den Medien ist der Karneval der Kulturen nicht nur bundesweit, sondern global vertreten und zeigt Berlin als junge, fröhliche und weltoffene Metropole und trägt damit maßgeblich zum Berlin-Hype bei.[5]

Neben dem Karneval der Kulturen werden weitere Festivals organisiert, und unter anderem der Black History Month und das Festival Creole – Global Music Contest aus Deutschland. 2010/2011 gewannen die Bands Cyminology, Kavpersaz und Kellerkommando den bundesweiten Wettbewerb. In der Werkstatt selbst gibt es ganzjährig ein umfassendes Kulturprogramm, z. B. Konzerte, Theater, Tagungen oder Diskussionsrunden. Außerdem gibt es regelmäßige Veranstaltungsreihen: an jedem Freitagabend die Konzertreihe World Wide Music, World Wide Cinema findet donnerstags statt.

Geschichts- und Musikprojekt „1884“

Auf Einladung der Werkstatt fand im Februar 2010 in Berlin die Geschichtskonferenz „1884“ statt. Musiker afrikanischer Herkunft wurden zu Vorträgen, Filmvorführungen und Diskussionen zu den Themen Geschichte Afrikas vor der Kolonialinvasion, Sprachenpolitik in Afrika, Kolonialismus im Film und afrikanische Widerstandsbewegungen gegen die koloniale Unterwerfung eingeladen. Dieser historische, sprach-, kultur-, und filmwissenschaftliche Input, sowie biografische Erfahrungen, bildeten die Grundlage für die Produktion der CD 1884.

Arbeitskreis Werkstatt Religionen und Weltanschauungen

Die Werkstatt Religionen und Weltanschauungen ist ein offener Arbeitskreis zum Ausbau des interreligiösen Dialogs. Er wurde im Jahr 2000 von der Werkstatt der Kulturen gegründet, trifft sich regelmäßig einmal im Monat und publiziert die Ergebnisse. Darüber hinaus werden Fachtagungen ausgerichtet, die sich insbesondere an Lehrpersonal wenden. Es gibt jeweils ein dominierendes Jahresthema, das den Austausch bestimmt, wie „Religion und digitale Medienwelt“ (2012), „Glauben, Wissen, Fanatismus“ (2011) oder „Empathie, Mitgefühl, Nächstenliebe“ (2010).

An dem Arbeitskreis wirken Menschen mit, die sich folgenden Religionen zuordnen oder darin Fachkenntnisse mitbringen: evangelisches, katholisches und serbisch-orthodoxes Christentum, sunnitischer und sufistischer Islam, Judentum, Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus, Baha’i, Neuheidentum und weltlicher Humanismus.[6]

Ausstellungskonflikt

Im September 2009 kam es zu einer mit breitem Medienecho begleiteten Auseinandersetzung um die Ausstellung Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg, die ursprünglich in der Werkstatt der Kulturen gezeigt werden sollte.

Literatur

  • Werkstatt der Kulturen in Berlin Brauerei Wissmannstraße e. V., Berlin 1993 (Broschüre zur Eröffnung) online (PDF; 1,9 MB)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Antje Gragley: Keine Verständigung – Spannungen in der Neuköllner Werkstatt der Kulturen. In: Berliner Zeitung
  2. global music academy
  3. Video-Interview mit Philippa Ebéné, Werkstatt der Kulturen
  4. „Wir brauchen für Vielfalt eine Quote“. In: die tageszeitung, 20. Oktober 2008
  5. Studie der Investitionsbank Berlin
  6. Werkstatt Religionen