Wiera Gran
Wiera Vera Gran (* 20. April 1916 im Russischen Kaiserreich; † 19. November 2007 in Paris) war eine polnische Sängerin und Schauspielerin. Geboren als Weronika Grynberg wurde sie auch als Vera Gran und Mariol bekannt.
Leben
In den frühen 1930er Jahren sang Gran im Café Paradiso in Warschau in Jiddisch. Ihre erste Schallplattenaufnahme machte sie 1934 unter dem Pseudonym Sylvia Green mit dem Lied "Grzech" (Sünde) des Komponisten Adolf Kurc. Während die meisten ihrer Vorkriegsaufnahmen in polnischer Sprache interpretiert werden, sang sie 1939 auf Jiddisch in dem Film On a hajm (Ohne Heim) mit Israel Schumacher.
Seit 1937 war sie mit Kazimierz Jezierski, einem Arzt und ab dem 1945 einem Offizier des polnischen Staatssicherheitsdienstes SB, verheiratet.
Gran war während der deutschen Besetzung im Warschauer Ghetto interniert und trat in dieser Zeit im Café „Sztuka“ auf. Ihre Auftritte wurden enthusiastisch aufgenommen und erreichten ein großes Publikum.[1] Am 2. August 1942 entkam sie aus dem Ghetto und überlebte als Einzige ihrer Familie den Holokaust.
1950 emigrierte sie nach Israel, und im Jahr 1952 zog sie nach Frankreich. Sie trat in Maurice Chevaliers Alhambra auf und in einem Benefizkonzert mit Charles Aznavour.
Einige ihrer bekanntesten Lieder sind "List", "Wir tańca nas porwał", "Gdy odejdziesz", "Trzy listy", "Fernando", "Cicha jest noc", "Varsovie de mon enfance", "Ma Patrie" und "Mazowiecki wiatr".
Vorwürfe der Kollaboration mit den Nazis
Nach dem Krieg wurde Wiera Gran von Marek Edelman[2], Jonas Turkow, Adolf Berman und anderen der Zusammenarbeit mit den Nazis im Warschauer Ghetto und später außerhalb des Ghettos auf der „arischen Seite“ Warschaus im Hotel-Polski-Fall beschuldigt. Marek Edelman (2. Kommendant des Ghetto-Aufstandes in Warschau) erklärte am 5. Mai 1945 in seiner Zeugenaussage[3], dass er von der Kollaboration Wiera Grans mit der Gestapo informiert wurde. Er wisse auch, dass für sie bereits ein Todesurteil von der Armia Krajowa - AK ausgesprochen wurde, Gran aber nicht zu finden war und daher sei es nicht zur Vollstreckung gekommen. Diese Informationen wurden 1983 von Irena Sendlerowa in einer Erklärung[4][5] an das Jüdische Historische Institut in Warschau bekräftigt. Im Jahr 1947 wurde Wiera Gran in Polen wegen der Kollaboration mit den deutschen Besatzern während des Zweiten Weltkriegs angeklagt. Der Fall wurde vor dem Gericht des Zentralkomitees der Polnischen Juden (Sąd Obywatelski przy Centralnym Komitecie Żydów Polskich) verhandelt, und Gran wurde freigesprochen.[6] 1971 wurde in Tel Aviv eine eidesstattliche Versicherung von einer unbekannten Person über die Kollaboration Grans mit den Nazis in Warschau abgegeben.[7] Dieses Dokument bleibt im Archiv des United States Holocaust Memorial Museums.
Obwohl sie im Endeffekt von den Vorwürfen von mehreren polnischen Gerichten entlastet wurde, konnte sie dieses Stigma nie wieder loswerden.[8][9]
Nach der Ausreise 1950 nach Israel wurde sie erneut – diesmal von Pessach Bursztajn[10], Jonas Turkow und Adolf Berman – der Kollaboration mit der Gestapo in Warschau beschuldigt. Die in ihrer Autobiografie geäußerten Zweifel an der Haltung Szpilmans sollen nicht zitiert werden dürfen, so das Prozessziel des Sohnes von Szpilman vor dem Oberlandesgericht Hamburg und vor einem Warschauer Bezirksgericht im Jahr 2013.[11]
Diskografie
1938
- Tango Notturno (tango z filmu Tango Notturno); (Hans-Otto Borgmann - Seweryn Mendelson), Odeon.
- Tango Portugalskie (Jerzy Gert, Ryszard Frank - Zenon Friedwald)
- Wir tańca nas porwał (Friedrich Schröder – Seweryn Mendelson); Odeon.
1939
- Lambeth walk (Noel Gay, Douglas Furber - Andrzej Włast); Odeon 271550a
- Mexicana Odeon 271550b
1942
- Jej pierwszy bal (Szpilman, Szlengel)
Autobiografie
- Sztafeta oszczerców : autobiografia śpiewaczki. W. Gran, Paris 1980
Literatur
- Agata Tuszyńska: Die Sängerin aus dem Ghetto - Das Leben der Wiera Gran. Aus d. Franz. von Xenia Osthelder. Insel, Berlin 2013, ISBN 978-3-45817574-2
- Kampf und Vernichtung des Warschauer Gettos, S.206, Bernard Mark, ZIH Warszawa 1959.
- Proca Dawida. Kabaret w przedsionku piekieł, Ryszard Marek Groński, Muza 2007.
Weblinks
- Vorlage:Worldcat id
- Literatur von und über Wiera Gran im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website zum Leben von Wiera Gran
- Wiera Gran in der Biblioteka Polskiej Piosenki
- Wiera Gran in Culture.pl
Einzelnachweise
- ↑ Schuld und Gerüchte. taz.de, abgerufen am 16. Juli 2013.
- ↑ "Oskarżona Wiera Gran", Agata Tuszyńska, Wydawnictwo Literackie, Kraków 2011
- ↑ "Oskarżona Wiera Gran", Agata Tuszyńska, Wydawnictwo Literackie, Kraków 2011, S. 159
- ↑ Brief v. Irena Sendler an das ZIH, S. 1 (PDF; 2,6 MB)
- ↑ Brief v. Irena Sendler an ZIH, S. 2 (PDF; 2,7 MB)
- ↑ Wiera Gran uniewinniona. Express Wieczorny, 18. Januar 1949
- ↑ http://collections.ushmm.org/search/catalog/irn519051
- ↑ Agata Tuszynska: Die Sängerin aus dem Ghetto: Erkläre, sprich, verstecke nicht dein Gesicht. FAZ, abgerufen am 10. Juli 2013.
- ↑ Wiera Gran: Strange Saga of a Warsaw Ghetto Singer. Newsweek and The Daily Beast, abgerufen am 16. Juli 2013.
- ↑ "Oskarżona Wiera Gran", Agata Tuszyńska, Wydawnictwo Literackie, Kraków 2011
- ↑ Gerhard Gnauck: Legenden des Ghettos vor Gericht, Die Welt, 2. Oktober 2013, S. 25
Personendaten | |
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NAME | Gran, Wiera |
ALTERNATIVNAMEN | Grynberg, Weronika (Geburtsname); Gran, Vera; Mariol; Green, Wiera |
KURZBESCHREIBUNG | polnische Sängerin |
GEBURTSDATUM | 20. April 1916 |
GEBURTSORT | Russisches Kaiserreich |
STERBEDATUM | 19. November 2007 |
STERBEORT | Paris |