Wilhelm Blaschke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 13. September 2007 um 23:17 Uhr durch Omerzu (Diskussion | Beiträge) (+fixquotes). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Wilhelm Johann Eugen Blaschke (* 13. September 1885 in Graz; † 17. März 1962 in Hamburg) war ein österreichischer Mathematiker und Autor. Seine Arbeiten haben die Entwicklung der modernen Differentialgeometrie entscheidend beeinflusst.

Leben und Werk

Sein Vater lehrte Darstellende Geometrie an der Oberrealschule in Graz und beeinflusste seinen Sohn früh im Sinne der rein geometrischen Beweise von Jakob Steiner. An der Universität Wien studierte er Architektur, bevor er zur Mathematik wechselte und bei Wilhelm Wirtinger 1908 promovierte. Er ging dann nach Pisa zu Luigi Bianchi und nach Göttingen zu Felix Klein, David Hilbert und Carl Runge. 1910 habilitierte er sich bei Erich Study in Bonn, einem weiteren großen Geometer. Bevor er 1913 Professor in Prag wurde, arbeitete er noch mit dem Lie-Schüler Friedrich Engel in Greifswald zusammen. 1915 ging er nach Leipzig (wo er in seiner Antrittsvorlesung „Kreis und Kugel“ Jakob Steiners Spuren folgt), 1917 nach Königsberg und von dort über Tübingen 1919 nach Hamburg, das er mit der Berufung u.a. von Erich Hecke und Emil Artin zu einem Zentrum der Mathematik machte. 1925 ging er nach Göttingen als Nachfolger des angewandten Mathematikers Carl Runge, behielt aber auch zukünftig eine rege Reisetätigkeit bei.

Blaschke arbeitete auf zahlreichen Gebieten der Differentialgeometrie (besonders affine Differentialgeometrie) und der Geometrie, z.B. über Minimaleigenschaften („isoperimetrische Eigenschaften“) geometrischer Figuren, Konvexe Körper, Integralgeometrie und die Geometrie der „Gewebe“, Gruppentheoretische Eigenschaften der Geometrie, Geometrie der Kreise und Kugeln (nach Edmond Laguerre, August Ferdinand Möbius, Sophus Lie).

Er ist der Verfasser vieler ausgezeichneter Lehrbücher, besonders seine „Vorlesungen über Differentialgeometrie“ von 1921/9. Auch Felix Kleins Vorlesungen über höhere Geometrie hat er neu herausgegeben und ergänzt.

Blaschke opponierte im Dritten Reich anfangs gegen deren Isolationsbestreben auf wissenschaftlichem Gebiet, wurde dann aber doch Parteimitglied, anscheinend nicht nur aus Gründen der Karriere, sondern aus Überzeugung. Das machte Blaschke in den Nachkriegsjahren umstritten. Er wurde 1946 „entnazifiziert“ und bekam seinen Lehrstuhl in Hamburg zurück, den er bis zu seiner Emeritierung 1953 behielt. Er hatte aber auch dann sehr viele internationale Kontakte. Zu seinen Schülern gehört der nach dem Zweiten Weltkrieg international führende Geometer Shiing-Shen Chern, der 1936 bei ihm promovierte.

Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

Werke

  • Gesammelte Werke, Thales, Essen 1985
  • Vorlesungen über Differentialgeometrie, 3 Bde., Springer, Grundlehren der mathematischen Wissenschaften 1921-1929 (Bd.1 Elementare Differentialgeometrie, Bd.2 Affine Differentialgeometrie, Bd.3 Differentialgeometrie der Kreise und Kugeln, 1929)
  • Nicht-Euklidische Geometrie und Mechanik I, II, III. Leipzig : B.G.Teubner (1942)
  • Zur Bewegungsgeometire auf der Kugel. In: Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (1948)
  • Kinematik und Quaternionen. Berlin : VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften (1960)
  • mit H. Reichardt: Einführung in die Differentialgeometrie. Springer (1960)
  • mit Kurt Leichtweiß: Elementare Differentialgeometrie. Berlin : Springer (5. Aufl. 1973)
  • Reden und Reisen eines Geometers. Berlin : VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften (1961; 2., erw. Aufl.)
  • Mathematik und Leben, Wiesbaden, Steiner 1951
  • Projektive Geometrie, 3.Aufl., Birkhäuser 1954
  • Analytische Geometrie, 2.Aufl., Birkhäuser 1954
  • Kreis und Kugel, 3.Aufl., Berlin, de Gruyter 1956
  • Vorlesungen über Integralgeometrie, VEB, Berlin 1955
  • Ebene Kinematik, Oldenbourg, München 1956
  • Einführung in die Geometrie der Waben, Birkhäuser 1955
  • Griechische und anschauliche Geometrie, Oldenbourg 1953

Literatur

  • Reichardt Blaschke, Jahresbericht DMV 1966
  • Strubecker Wilhelm Baschkes mathematisches Werk, Jahresbericht DMV 1986, S.153
  • S.S.Chern The mathematical works of Wilhelm Blaschke, Abh.Math.Seminar Universität Hamburg, 1973
  • Wilhelm Sperner Zum Gedenken an Wilhelm Blaschke, Abh.Math.Seminar Hamburg 1963/4, Bd.26, S.111
  • Scriba in Dictionary of Scientific Biography

Weblinks

Vorlage:PND