Windbüchse

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Windbüchse
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung Military Repeating Air Rifle
Einsatzland Europa
Entwickler/Hersteller private Büchsenmacher, u. a. Bartholomus Girandoni (1744–1799)
Produktionszeit seit etwa 16. Jhd.
Modellvarianten verschiedene Versionen
Waffenkategorie Druckluftwaffe
Technische Daten
Kaliber je nach Modell, u. a. 11.75 Millimeter (0.463 Zoll), 7,5 mm
Mögliche Magazinfüllungen je nach Modell bis zu 22 Kugeln Patronen
Visier Offene Visierung
Verschluss Ventil
Ladeprinzip Einzellader, Mehrlader
Listen zum Thema

Eine Windbüchse ist eine Druckluftwaffe, die im 17. Jahrhundert zu Jagd-, Übungs- und Kriegszwecken entwickelt wurde.

Geschichte

Die Windbüchse ist ein Vorläufer des heutigen Luftgewehres. Sie verschoss mit Pressluft großkalibrige Kugeln. Ab 1607 wurden die Windbüchsen unter anderem von dem Nürnberger Feuerschlossmacher Peter Dömbler für den Einsatz in Kriegen entwickelt. Die Stadt verbot ihm jedoch die weitere Herstellung mit der Begründung, dass man „mit solch mörderisch Waffen einen Menschen hinrichten könne, unvermerkt, wo es herkomme“.

Funktion

Die in mehreren Quellen überlieferte Geräuschlosigkeit der Windbüchsen muss allerdings relativiert werden. Auch Windbüchsen erzeugen einen objektiv lauten Mündungsknall, wenn das Geschoss aus dem Lauf austritt und die unter einem bestimmten Restdruck stehende Luft expandiert. Der Schalldruck liegt jedoch deutlich unter dem, der beim Schuss mit einer Feuerwaffe auftritt. Von Vorteil gegenüber den Schwarzpulverwaffen ist auch das Fehlen jeglicher Rauchentwicklung und des Mündungsblitzes. Die Waffe ist im weitesten Sinne vergleichbar mit einem regulären modernen Luftgewehr. Auch die Geschütze des Dynamitkanonenkreuzers USS Vesuvius funktionierten nach diesem Prinzip.

Der Schütze baute mit einer meist externen Luftpumpe in einem an der Waffe befindlichen, demontierbaren Kolben (oder einer druckfesten Kugel) Druck auf, der für einen Schuss bzw. wenige Schüsse ausreichte. Die ersten Schüsse trafen so zuverlässig auf bis zu 150 Meter, bei den nachfolgenden reduzierte sich die Reichweite um die Hälfte oder mehr. Auch die Schüsse mit reduzierter Reichweite konnten dabei aber noch tödlich sein.

Der Tiroler Bartholomeus Girandoni (1744–1799) verbesserte um 1780 das Prinzip, indem er für die Konstruktion der Waffe gezogene Läufe und Röhrenmagazine mit 20 Schuss im Kaliber 11,75 Millimeter (0,463 Zoll) verwendete. Die Kugeln wurden durch einen einfachen Schiebemechanismus aus den Röhren in die Waffe geladen. Die Girandoni-Waffe musste mit ca. 1500 Pumpstößen gefüllt werden und lieferte dann Druckluft für die 20 Schuss im Magazin. Girandoni-Windbüchsen sind unter anderem im Deutschen Jagdmuseum in München und im Waffenmuseum Suhl zu besichtigen; ein Kompressor zum Auffüllen der Luftflaschen ist im Heeresgeschichtlichen Museum Wien ausgestellt.

Wegen der damals verfügbaren, heute als mangelhaft angesehenen Materialien (wie Messing oder Leder) bei den Dichtungen sowie der vergleichsweise kleinen Reichweite und beschränkten Nachlademöglichkeit wurden die frühen Windbüchsen für Kriegszwecke außer Dienst gesetzt. Weiterentwicklungen wurden und werden aber oft noch von Wilderern oder Guerilla-Kämpfern verwendet.

Siehe auch

Literatur

  • Arne Hoff, Windbüchsen und andere Druckluftwaffen, Verlag Parey, 1977, ISBN 978-3-490-08212-1
  • Auguste Demmin, Die Kriegswaffen in ihrer historischen Entwickelung von der Steinzeit bis zur Erfindung des Zündnadelgewehrs: ein Handbuch der Waffenkunde, Verlag Seemann, 1869, Seite 556, 558, 580.
  • Verein für Historische Waffenkunde, Zeitschrift für historische Waffenkunde, Band 3, Verlag Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, 1905

Weblinks