Wolfgang Helbig
Wolfgang Helbig (* 2. Februar 1839 in Dresden; † 6. Oktober 1915 in Rom) war ein deutscher Klassischer Archäologe.
Leben
Helbig, Sohn des Gymnasiallehrers Gustav Helbig (1808–1875), absolvierte Ostern 1856 die Kreuzschule in Dresden und studierte von 1856 bis 1861 an den Universitäten Göttingen und Bonn Klassische Philologie und Archäologie. In Göttingen trat er in die Burschenschaft Hannovera ein. 1861 wurde er mit der Dissertation „Quaestiones scaenicae“ in Bonn zum Dr. phil. promoviert. Anschließend absolvierte er am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin sein Probejahr für das höhere Lehramt und begab sich im Herbst 1862 als Stipendiat des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) für zwei Jahre nach Rom.
Nach dem Abgang von Heinrich Brunn nach München wurde er bereits 1865 zum Zweiten Sekretär des Instituts ernannt. Größere Reisen führten ihn durch ganz Italien, nach Griechenland und Nordafrika, nach Frankreich und Russland. Zu seinem persönlichen Schutz erhielt er einen diplomatischen Status und wurde zum Legationsrat ernannt. 1887 schied er aus dem Dienst aus und lebte als Privatgelehrter in Rom, was ihm durch die Heirat mit der russischen Prinzessin und Pianistin Nadejda Schakowskoy (1847–1922) möglich war. Gleichzeitig war er als Kunsthändler tätig und vermittelte unter anderem über 950 Kunstwerke für die Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen.[1] Deren etruskische Abteilung trägt den Namen „Helbig-Museum“.
Helbig mietete die Villa Lante al Gianicolo und widmete sich der Forschung sowie dem Kunst- und Antikenhandel. Helbig und seine Frau führten einen berühmten Salon, in dem Musiker und Schriftsteller, Adel und gekrönte Häupter Europas verkehrten. Sein Sohn Demetrio Helbig, Chemiker und General der italienischen Luftwaffe, kaufte 1909 die Villa, die er 1950 der Republik Finnland als Sitz der Botschaft am Heiligen Stuhl verkaufte.[2]
Helbig gehörte der Accademia Nazionale dei Lincei in Rom[3] an. 1882 wurde er korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen; im Jahre 1893 ernannte ihn auch die Bayerische Akademie der Wissenschaften zum korrespondierenden Mitglied. Ab 1876 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg.[4]
Zu Helbigs wichtigsten wissenschaftlichen Aktivitäten – unter anderem präsentierte er 1887 die Fibula Praenestina der Öffentlichkeit – gehören seine Forschungen zur Wandmalerei in Pompeji, vor allem aber sein Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom, der in 1. Auflage 1892 erschien. Eine 2. Auflage folgte 1899,[5] die 3. Auflage besorgt durch Walther Amelung 1912/13. Die vierte und völlig neu bearbeitete Auflage von 1963 bis 1972, organisiert von Hermine Speier unter Mitarbeit von Helga von Heintze und zahlreichen jungen Archäologen dieser Generation, ist noch heute als der Helbig ein Standardwerk.
Schriften
Außer zahlreichen Aufsätzen und kleineren Schriften veröffentlichte Helbig:
- Wandgemälde der vom Vesuv verschütteten Städte Kampaniens, Leipzig 1868; Text (Bay. Staatsbibliothek München), Tafelteil (Bay. Staatsbibliothek München).
- Untersuchungen über die Campanische Wandmalerei, Leipzig 1873;
- Die Italiker in der Po-Ebene, Leipzig 1879;
- Das homerische Epos, aus den Denkmälern erläutert, Leipzig 1884. 2. Aufl. 1887
- Zur Geschichte der hasta donatica. Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-historische Klasse, Neue Folge, Band X, Nro. 3, Berlin: Weidmannsche Buchhandlung, 1908
Literatur
- Hermine Speier: Helbig, Wolfgang. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 459 f. (Digitalisat).
- Mette Moltesen: Wolfgang Helbig: Brygger Jacobsens agent i Rom 1887–1914. Kopenhagen 1987, ISBN 87-7452-065-2.
- Reinhard Lullies: Wolfgang Helbig. In: Reinhard Lullies, Wolfgang Schiering (Hrsg.): Archäologenbildnisse. Zabern, Mainz 1988, S. 71–72, ISBN 3-8053-0971-6.
- Hannes Lehmann: Wolfgang Helbig, 1839–1915. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung. Bd. 96, 1989, S. 7–86.
- Mette Moltensen: Wolfgang Helbig als Kunsthändler und Agent von Carl Jacobsen in Kopenhagen. In: Kölner Jahrbuch. Bd. 40, 2007, S. 85–97.
- Simo Örmä, Kaj Sandberg (Hrsg.): Wolfgang Helbig e la scienza dell’antichità del suo tempo. Atti del convegno internazionale in occasione del 170° compleanno di Wolfgang Helbig. Institutum Romanum Finlandiae 2.2.2009. Rom 2011, ISBN 9788871404691.
- Mette Moltensen: Perfect partners. The collaboration between Carl Jacobsen and his agent in Rome Wolfgang Helbig in the formation of the Ny Calsberg Glyptotek 1887–1914. Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen 2012, ISBN 978-87-7452-330-7.
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ http://www.glyptoteket.com/explore/history/carl-jacobsen-the-greatest-collector-of-his-day
- ↑ Geschichte der Stiftung des Institutum Romanum Finlandiae (schwedisch).
- ↑ http://www.lincei.it/
- ↑ Ausländische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724. Wolfgang Helbig. Russische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 16. August 2015 (englisch).
- ↑ Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom (Digitalisat der 2. Auflage).
Personendaten | |
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NAME | Helbig, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Klassischer Archäologe |
GEBURTSDATUM | 2. Februar 1839 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 6. Oktober 1915 |
STERBEORT | Rom |
- Klassischer Archäologe
- Pompejiforscher
- Antikenhändler
- Mitglied der Accademia dei Lincei
- Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
- Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
- Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts
- Burschenschafter (19. Jahrhundert)
- Deutscher
- Geboren 1839
- Gestorben 1915
- Mann