Natternkopf-Wurmlattich

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Natternkopf-Bitterkraut

Natternkopf-Bitterkraut (Helminthotheca echioides)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Cichorioideae
Gattung: Helminthotheca
Art: Natternkopf-Bitterkraut
Wissenschaftlicher Name
Helminthotheca echioides
(L.) Holub

Natternkopf-Bitterkraut (Helminthotheca echioides), auch Wurmlattich genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Helminthotheca innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).[1]

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Flora Batava, Band 12
Blütenkorb
Gesamtblütenstand

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Natternkopf-Bitterkraut handelt es sich um eine einjährige, krautige Pflanze, die meist Wuchshöhen von 30 bis 80 Zentimetern erreicht. Der aufrechte, verzweigte Stängel ist borstig ungleich lang behaart.[2] Die unteren Laubblätter sind eiförmig-länglich, in den Stiel verschmälert, buchtig gezähnt oder leierförmig fiederspaltig.[2] Die oberen Laubblätter sind eher länglich bis lanzettlich, gezähnt und mit abgerundetem bis herzförmigen Grund sitzend.[2] Die Laubblätter tragen auf kleinen weißen Pusteln wachsende Borstenhaare, die zum Teil mit Widerhaken besetzt sind.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit liegt vorwiegend in den Monaten Juni bis August. Die Blütenkörbe stehen endständig an den Verzweigungen des trugdoldigen Gesamtblütenstandes. Alle Hüllblätter sind mit steifen Borsten begrannt. Die auffallend großen, breiten, ei- bis herzförmigen Außenhüllblätter sind fast so lang wie die inneren, die jedoch viel schmaler und nur 1,5 Millimeter breit sind.[2] Die inneren Hüllblätter tragen auf dem Rücken unter dem Ende einen ziemlich langen fingerförmigen Fortsatz.[2] Die Blütenkörbe enthalten nur gelbe Zungenblüten, wobei die randständigen außen oft purpurfarben überlaufen sind. Die lang geschnäbelten Achänen, die einen federigen Pappus besitzen, wachsen im inneren Teil des Körbchens gerade, während die äußeren gekrümmt sind. Die inneren Achänen sind kahl, braun und querrunzelig, die äußeren Achänen sind weißlich, auf der Bauchseite zottig und auf dem Rücken kahl.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10.[3]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Blütenbesucher wurden Holzbienen beobachtet.[2]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Natternkopf-Wurmlattich ist ein in Mitteleuropa in Ausbreitung befindlicher Neophyt. Helminthotheca echioides wächst in Mitteleuropa in Unkrautgesellschaften, an Ufern, auf Äckern, an Dämmen und zwischen Schutt. Häufig findet man Helminthotheca echioides auch an Weg- und Straßenrändern. Sie kommt meist in Pflanzengesellschaften der Verbände Sisymbrion oder Agropyro-Rumicion vor.[3]

Die ursprüngliche Heimat von Helminthotheca echioides ist der Mittelmeerraum. Das gesamte Verbreitungsgebiet reicht aber von Nordafrika und den Kanarischen Inseln bis zur Krim, der Türkei und dem Iran.[4] Auch in Australien und in Nord- und Südamerika kommt Helminthotheca echioides als Neophyt vor.[4]

In Deutschland ist Helminthotheca echioides sehr zerstreut, besonders im mittleren und südlichen Teil. Sie ist jedoch in Ausbreitung begriffen. In Österreich und der Schweiz ist das Natternkopf-Bitterkraut selten und meist unbeständig im gesamten Gebiet zu finden.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[5]

Durch regelmäßige Verschleppung der Samen kann sich Helminthotheca echioides auch außerhalb des Mittelmeergebiets durchsetzen, wobei im west- und mitteleuropäischen Raum von einer festen Einbürgerung gesprochen werden darf.

Taxonomie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Picris echioides durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 792. Die Neukombination zu Helminthotheca echioides (L.) Holub wurde 1973 durch Josef Ludwig Holub in Folia Geobotanica et Phytotaxonomica, Band 8, 2, Seite 176 veröffentlicht.[1] Synonyme sind Helminthia echioides (L.) Gaertn., Picris humifusa Willd. und Helminthia pratensis Chevall.[1]

Heilpflanze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Wurmlattich wurde früher häufig als Mittel gegen Wurmbefall (Name) angebaut. Teilweise findet man diese Praxis auch noch im mediterranen Raum, wobei dieser Lattich auch als Wildgemüse verzehrt wird.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 6: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Valerianaceae bis Asteraceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3343-1.
  • Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Eugen Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
  • Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Mit Berücksichtigung der Grenzgebiete. Bestimmungsbuch für die wildwachsenden Gefässpflanzen. Begründet von August Binz. 18. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Schwabe & Co., Basel 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
  • Konrad von Weihe (Hrsg.): Illustrierte Flora. Deutschland und angrenzende Gebiete. Gefäßkryptogamen und Blütenpflanzen. Begründet von August Garcke. 23. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1972, ISBN 3-489-68034-0.
  • Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 2: Dicotyledones (Compositae). Organization for the Phyto-Taxonomic Investigation of the Mediterranean Area (OPTIMA), Genève 2008, ISBN 978-2-8279-0011-4, S. 240 (englisch).
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der Große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Werner Greuter: Compositae (pro parte majore). In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae. Datenblatt Helminthotheca echioides In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2006–2009.
  2. a b c d e f g Gerhard Wagenitz et al.: Familie Compositae II. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage Band VI, Teil 3, Seite 1040–1042. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg 1987. ISBN 3-489-86020-9
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 981.
  4. a b Helminthotheca im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 8. April 2018.
  5. Picris echioides L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 12. Mai 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Natternkopf-Bitterkraut (Helminthotheca echioides) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien