Niespulver

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Niespulver (veraltet auch „Nießpulver“) ist heute vor allem ein Scherzartikel, der die Nasenschleimhaut so reizt, dass man unwillkürlich niesen muss. Als Stoff wird zum Beispiel gemahlener Pfeffer verwendet. Vertrieben wird Niespulver in Tütchen oder Weichplastikfläschchen. Als Niesmittel (Sternutatorium, Ptarmikum) fand Niespulver bis in die Frühneuzeit häufig medizinische Verwendung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die pulverisierte Wurzel der Schwarzen Nieswurz wurde früher in der Heilkunde als Niespulver (lateinisch Pulvis sternutatorius genannt[1][2]) verwendet, ist dafür aber aufgrund der Giftigkeit nach EU-Recht nicht mehr zugelassen. Auch das Gewöhnliche Seifenkraut, die Sumpf-Schafgarbe, das Maiglöckchen, Weißer Germer (als Caputpurgium insbesondere zur Behandlung von Kopfschmerzen)[3] und Schwarzer Germer (herzwirksame Glykoside enthaltend[4] und früher als Schwarze Galle purgierendes Melancholieheilmittel[5] geltend), die Haselwurz, die Brunnenkresse, der Schwarzkümmel, Arnika, Ingwer, Basilikum sowie Dost wurden in der Vergangenheit zur Niespulverherstellung genutzt.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Märchen Der Zwerg Nase von Wilhelm Hauff verhilft Niespulver dem Titelhelden wieder zu seinem ursprünglichen Aussehen.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiterführende Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henri Leclerc: Les sternutatories à travers les siècles. In: Janus. Band 21, 1916, S. 254–262.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Niespulver – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 152 (Pulvis sternutatorius: Nießpulver).
  2. Vgl. auch Pedacii Dioscoridis Anazarbaei Kraeuterbuch […]. Ins Deutsche übersetzt von Johannes Danzius. Petrus Uffenbach, Frankfurt am Main 1610; Neudruck Grünwald bei München 1964, S. 132 („Nießkraut – Ptarmice, Sternutamentaria“).
  3. Vgl. auch Barbara Fehringer: Das „Speyerer Kräuterbuch“ mit den Heilpflanzen Hildegards von Bingen. Eine Studie zur mittelhochdeutschen „Physica“-Rezeption mit kritischer Ausgabe des Textes. Würzburg 1994 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft 2), S. 109 („Elleborus heisset nießwurtz: […] Sin pulver an sich gezogen mit den nasenlochern, macht den menschen niesen und vertript da mit dem menschen die houpt súchte“).
  4. Rudolf Fritz Weiss: Lehrbuch der Phytotherapie. 5. Auflage. Stuttgart 1982, S. 215).
  5. Jean Starobinski: Geschichte der Melancholiebehandlung von den Anfängen bis 1900 (= Documenta Geigy. Acta psychosomatica. Band 4). Geigy Basel 1960, S. 17 f.