„Robert Axelrod“ – Versionsunterschied

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* [http://www-personal.umich.edu/~axe/ Robert Axelrods Homepage]
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[[Kategorie:Mann|Axelrod, Robert]]
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Version vom 4. September 2007, 05:48 Uhr

Robert Axelrod ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler. Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Theorie der rationalen Entscheidung (rational choice theory).

Axelrod besitzt einen Abschluss in Mathematik (1964) und er promovierte in Politikwissenschaft (1969) an der Yale University. Er arbeitete im Planungsstab des US-Verteidigungsministeriums und zeitweise bei der RAND Corporation. Axelrod lehrte an den Universitäten Berkeley und Michigan.

Er berät unter anderem die Vereinten Nationen, die Weltbank und das Pentagon.

Werk. Die Evolution der Kooperation

Axelrod ist besonders für seine interdisziplinär angelegten Konfliktanalysen bekannt.

In Die Evolution der Kooperation ("The evolution of cooperation") zeigte Axelrod, wie Kooperation unter egoistischen Individuen selbst dann zustande kommen kann, wenn sie nicht durch eine äußere Instanz, durch Moral oder durch Gesetze erzwungen wird.

Axelrod ging vom Gefangenendilemma aus, einer bekannten Situation aus der Spieltheorie. In diesem einfachen Zwei-Personen-Spiel haben beide Spieler den Anreiz, zu defektieren, das heißt, sich antikooperativ zu verhalten, wenn sie rational und egoistisch handeln - wenn keine weiteren Aspekte wie Moral oder gegenseitiges Vertrauen hinzu kommen, und wenn sie sich nur einmal und dann niemals wieder in dieser Situation begegnen. Das Dilemma des Gefangenendilemmas besteht darin, dass zwar Defektion für jeden Spieler aus seiner Sicht richtig (rational) wäre, es sich jedoch um ein Nichtnullsummen-Spiel handelt, bei dem nicht nur einer gewinnen kann, sondern beide den Gesamt-Gewinn durch Kooperation maximieren können.

Axelrod untersuchte, was sich ergibt, wenn sich diese Situation über viele Male wiederholt; wenn sich die beiden Spieler immer wieder begegnen, ohne zu wissen, wann sie zum letzten Mal zusammentreffen werden (iteriertes Gefangenendilema). Von vornherein gibt es keine beste Strategie, da die Strategie immer von der Strategie des Gegners abhängt. In zwei Programmierwettbewerben ließ er verschiedene, zum Teil sehr ausgeklügelte Strategien zusammentreffen. Die Programme stammen von vielen Personen aus unterschiedlichen Fachbereichen, darunter Mathematiker, Informatiker, Sozialwissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler und Psychologen. Es zeigte sich, dass sich in einem iterierten Gefangenendilema kooperative Strategien durchsetzen.

Überraschenderweise stellte sich heraus, dass eine sehr einfache Strategie beide Male am erfolgreichsten war: Tit for Tat, auf Deutsch Wie Du mir, so ich Dir, gewann beide Wettbewerbe und bekam insgesamt, summiert über alle Spiele eines Turniers, die meisten Punkte. Tit for Tat setzte sich gegen ausgeklügelte statistische Verfahren und gegen Strategien, die trickreich versuchten, die anderen zu übertölpeln, durch. Tit for Tat besteht darin, beim ersten Zusammentreffen mit einem anderen Spieler zu kooperieren und in allen weiteren Runden dann stets dessen Verhalten aus der Runde davor nachzuahmen.

Axelrods Experiment liegen idealisierende Annahmen zu Grunde:

  • Alle Spieler sind mit den gleichen Ressourcen ausgestattet. Abgesehen von der Möglichkeit, in den einzelnen Spielrunden zu kooperieren oder zu verweigern, haben sie keine Möglichkeit, anderen Mitspieler Belohnungen zukommen zu lassen oder Repressalien auszuüben.
  • Abgesehen von der bisherigen Geschichte ihrer Interaktion in den voran gegangenen Spielrunden wissen die Spieler nichts voneinander.

Diese Annahmen mögen weltfremd erscheinen. Es gibt jedoch eine ganze Reihe von realen Situationen, in denen sich dieses Mehrrunden-Gefangenendilemma wieder findet. Im Kern tritt es immer dann auf, wenn eine Gruppe von Personen die Wahl hat, eine gemeinsame Ressource zum maximalen Eigennutz auszubeuten - oder sich zwecks Maximierung des gemeinsamen, nachhaltigen Nutzens zurück zu halten. Axelrods Arbeit wurde deshalb zur Grundlage einer großen Anzahl weiterer Forschungsarbeiten in den Sozial-, Politik- und Rechtswissenschaften.

Die Analyse der beiden Wettbewerbe ergab folgende Bedingungen für eine erfolgreiche Strategie:

  • I) Die Strategie muss freundlich sein, d.h. niemals als erste nicht kooperieren (defektieren)! Alle Strategien die niemals als erste defektierten (nicht kooperierten) befanden sich auf den vorderen Plätzen.
  • II) Die Strategie muss schlagkräftig sein und nicht nachtragend, d.h. eine Defektion des Gegners mit einer eigenen Defektion zurückzahlen können und dann wieder kooperieren. Dies ist wichtig um nicht ausgenutzt zu werden. Die Strategie muss aus den Handlungen des Gegners lernen und sich dessen Züge merken können. Um nicht in einem unendlichen Echo der gegenseitigen Defektion zu enden, sollte der Rückschlag deutlich, aber deeskalierend sein.
  • III) Die Strategie darf nicht neidisch sein! Wenn die Strategie niemals zuerst defektiert kann sie immer nur genauso gut wie der Gegner werden und niemals besser. Indem sie gegnerische Defektionen beantwortet, hinkt sie sogar immer einen Schritt hinterher und hat am Schluss ein paar Punkte weniger. Beim Versuch diesen Rückstand aufzuholen wird der Weg der besten Strategie verlassen, man schneidet insgesamt schlechter ab!

Das heißt konkret, dass "Tit for Tat" den Wettbewerb nicht gewinnt, weil es eine hohe Zahl von Einzelsiegen erringt, sondern weil "Tit for Tat" zwar im Gegenteil im direkten Duell recht einfach zu besiegen ist und somit eher wenige Duelle gewinnt, dafür diese Niederlagen aber mit hohen Punktzahlen einhergehen.

  • IV) Sei nicht zu raffiniert, d.h. die Strategie muss für den Gegner durchschaubar sein, damit er sich auf sie einstellen kann und nicht glaubt es sei eine zufällige Strategie (Random hat nicht besonders gut abgeschnitten).
  • V) Jede Strategie funktioniert nur, wenn die Wahrscheinlichkeit eines zukünftigen Spiels und damit von zukünftigem Gewinn ausreichend hoch ist. Ist diese Wahrscheinlichkeit zu klein, ist es immer besser zu defektieren und den jetzigen Gewinn zu sichern. Wer Kooperation mit seinem Gegner möchte, muss also für eine ausreichend häufige und ausreichend sichere Wiederkehr des Spiels sorgen.

Von allen zum Wettbewerb eingesandten Strategien erfüllte Tit for Tat diese Bedingungen am besten. Ein Nachteil ergibt sich aus den nicht deeskalierden ausgeführten Rückschlägen von Tit for Tat, wodurch diese Strategie nicht fehlerrobust ist. Interpretiert ein Spieler das kooperative Verhalten seines Mitspielers fälschlich als Defektion, dann dauert die gegenseitige Defektion an, obwohl beide Parteien im Grunde auf Kooperation ausgerichtet sind. In der Politik können solche Missverständnisse beispielsweise zum Wettrüsten wider Willen, zu wechselseitigen Handelsembargos oder anderen krisenhaften Entwicklungen führen. Aber nicht nur Missverständnisse, sondern auch das übertriebene Ausspielen von Tit for Tat kann dazu führen, dass auf Defektion immer wieder Defektion folgt, was zu einer kaum Gewinn bringenden Kette führen würde.

Abhilfe kann dadurch geschehen, dass nach zufälliger, d.h. für den Gegner nicht abschätzbarer Anzahl Wiederholungen spontan einseitig Kooperation gespielt wird, um den Kreislauf der Konfrontation zu durchbrechen, was Tit for Tat allerdings nicht vorsieht.


Betrachtung der Strategien in einem ökologischen System:

Lässt man eine Population von Spielern (Strategien) sich über viele Generationen (Turniere) in der Art entwickeln, dass die Verteilung der Strategien in der folgenden Generation der anteilig erreichten Punktzahl in der vorigen Generation entspricht, so stellt man Folgendes fest:

Nach einigen Generationen sind alle unfreundlichen Strategien (Spieler) ausgestorben. (Unfreundliche Strategien defektieren auch mal als erste.)

Alle übrigen Strategien kooperieren miteinander. Am häufigsten gibt es TIT FOR TAT, mit den meisten Punkten.


Robustheit:

Wie robust ist eine von einer Gruppe von Spielern angewandte Strategie gegen das Eindringen einer Einzelnen anderen Strategie? Man nimmt dabei an, dass Mitglieder der Gruppe die neue Strategie übernehmen könnten, wenn sie mehr Punkte verheißt als die alte Strategie. Robust ist eine Strategie dann, wenn alle möglichen eindringenden Strategien weniger Punkte erzielen als die Mitglieder der Gruppe.

"TIT FOR TAT" ist eine robuste Strategie. Eine andere robuste Strategie gegen das eindringen Einzelner ist "IMMER DEFEKTION".

Und wie robust ist eine von einer Gruppe von Spielern angewandte Strategie gegen das Eindringen einer Gruppe mit einer anderen Strategie (kollektive Stabilität)? Und wie groß muss diese eindringende Gruppe gegenüber der vorhandenen Gruppe sein?

Eine Gruppe, die TIT FOR TAT spielt, ist kollektiv stabil, wenn die Wahrscheinlichkeit für zukünftige Spiele ausreichend ist (siehe Punkt V).

Eine Gruppe die IMMER DEFEKTION spielt, kann von einer ausreichend großen Gruppen einer anderen Strategie unterwandert werden, so dass schließlich alle die neue Strategie spielen. Spielt die eindringende Gruppe z.B. TIT FOR TAT, so muss die Gruppengröße in Axelrods gewählten Zahlenbeispiel nur 5 Prozent betragen. Die notwendige prozentuale Grösse der einwandernden Gruppe hängt jedoch ganz von den gewählten Auszahlungen im Gefangenendilemma und dem Abdiskontierungsfaktor der Zukunft ab.

Teil 3) Beispiele:

Es folgen Beispiele des Auftretens von Kooperation zwischen egoistischen Spielern aus dem Leben, der Geschichte und der Wissenschaft. Die Beispiele zeigen, dass Kooperation sogar zwischen feindlichen bzw. nicht Vernunft begabten Spielern möglich ist.

A) Der erste Weltkrieg: Leben und leben lassen im Stellungskrieg

B) Die Evolution der Kooperation in biologischen Systemen


Teil 4) Vorschläge für Reformer

Im IV Teil seines Buches gibt Axelrod Vorschläge für Reformer, d.h. für diejenigen, die die Umgebung und damit die Spielbedingungen schaffen. Es sind dies die oben beschriebenen Bedingungen I bis IV:

I) Defektiere nicht als erster.

II) Erwidere sowohl Kooperation als auch Defektion.

III) Sei nicht neidisch.

IV) Sei nicht zu raffiniert.


Wie kann Kooperation gefördert werden?

V) Erweitere den Schatten deiner Zukunft.

VI) Änderung der Auszahlung (so dass ein iteriertes Gefangenendilema entsteht).

VII) Unterweise die Menschen, sich umeinander zu kümmern (Altruismus).

VIII) Unterweise in Reziprozität.

IX) Verbessere die Erinnerungsfähigkeit. (Nur wenn man sich an den letzten Zug des Gegners erinnern kann, kann man adäquat reagieren.)


Teil 5) Schlussfolgerungen

Die Sozialstruktur der Kooperation (Etikettierung, Reputation, Regierung und Regierte, Territorialität)

Die Robustheit der Reziprozität

Werke