„Sozialschmarotzer“ – Versionsunterschied

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'''Sozialschmarotzer''' ist ein seit etwa den 1970er Jahren verwendetes [[Schimpfwort]] für angeblich einer [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] „zur Last fallenden“ Menschen auf Grund von [[Stereotyp]]en, [[Vorurteil]]en oder subjektiven [[Beobachtung]]en.
'''Sozialschmarotzer''' ist ein seit etwa den 1970er Jahren verwendetes [[Schimpfwort]] für angeblich einer [[Gesellschaft (Soziologie)|Gesellschaft]] „zur Last fallenden“ Menschen auf Grund von [[Stereotyp]]en, [[Vorurteil]]en oder subjektiven [[Beobachtung]]en.


Einem Sozialschmarotzer wird unterstellt, dass er die Strategie des [[Parasitismus]] auf ein soziale Gefüge anwendet, d.h., er ernähre sich einseitig und nicht notwendig auf Kosten eines Wirtes. Eine solche Begriffsübertragung bezeichnen Kritiker als [[Biologismus]] <br>
Einem Sozialschmarotzer wird unterstellt, dass er die Strategie des [[Parasitismus]] auf das soziale Gefüge anwendet, d.h., er ernähre sich einseitig und nicht notwendig auf Kosten eines Wirtes. Eine solche Begriffsübertragung bezeichnen Kritiker als [[Biologismus]]
<ref>[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19841/1.html Telepolis: Die Biologisierung des Sozialen] </ref>. <br>
Selten werden auch Leute als "Sozialschmarotzer" bezeichnet, die notwendig von sozialer Hilfe leben müssen. (aus gesundheitlichen Gründen, wegen hohem Lebensalter, aus "echten" Gewissensgründen, aus "echter" Verfolgung)
Selten werden auch Leute als "Sozialschmarotzer" bezeichnet, die notwendig von sozialer Hilfe leben müssen. (aus gesundheitlichen Gründen, wegen hohem Lebensalter, aus "echten" Gewissensgründen, aus "echter" Verfolgung)<br>
<ref>[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19841/1.html Telepolis: Die Biologisierung des Sozialen] </ref>. Neben illegalem und strafbaren Handlungen (z.B. [[Betrug#Sozialleistungsbetrug_.28263_StGB.29|Sozialbetrug]], [[Schwarzarbeit]] oder [[Steuerhinterziehung]]) werden vor allem Personen, die zu unrecht staatliche Transferleistungen erhalten so bezeichnet. Gelegentlich wird die Bezeichnung allgemein auf [[Arbeitslosigkeit|Arbeitslose]], [[Sozialhilfe]]empfänger [[Langzeitstudent|Langzeitstudenten]], [[Asylant]]en, [[Totalverweigerung|Totalverweigerer]] <ref>[http://www.br-online.de/jugend/zuendfunk/themen/gesellschaft/totalverw.shtml BR: 42 Tage Knast]</ref> oder [[Kinderlosigkeit|Kinderlose]] erweitert. Kritiker werfen einigen Medien vor, dass Stimmungen durch Medienberichte zu Einzelfällen geschürt würden und so in Teilen der Öffentlichkeit [[Sozialneid]] erzeugt sowie der [[Sozialstaat]] in Frage gestellt werde. <ref>[http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/11/08/a0165 taz: Der denunzierte Sozialstaat] </ref>
Vor allem Personen, die wissentlich zu unrecht staatliche Transferleistungen erhalten (z.B. [[Betrug#Sozialleistungsbetrug_.28263_StGB.29|Sozialbetrug]], [[Schwarzarbeit]] oder [[Steuerhinterziehung]]) werden so bezeichnet. Gelegentlich wird die Bezeichnung allgemein auf [[Arbeitslosigkeit|Arbeitslose]], [[Sozialhilfe]]empfänger [[Langzeitstudent|Langzeitstudenten]], [[Asylant]]en, [[Totalverweigerung|Totalverweigerer]] <ref>[http://www.br-online.de/jugend/zuendfunk/themen/gesellschaft/totalverw.shtml BR: 42 Tage Knast]</ref> oder [[Kinderlosigkeit|Kinderlose]] erweitert. Kritiker werfen einigen Medien vor, dass Stimmungen durch Medienberichte zu Einzelfällen geschürt würden und so in Teilen der Öffentlichkeit [[Sozialneid]] erzeugt sowie der [[Sozialstaat]] in Frage gestellt werde. <ref>[http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2005/11/08/a0165 taz: Der denunzierte Sozialstaat] </ref>


Zuletzt wurde in Deutschland der Begriff im Zuge der sogenannten "''Faulheitsdebatte''" ([[Gerhard Schröder]]: ''„Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“'') im Rahmen der [[Hartz-Konzept|Hartz-Gesetzgebung]] verwendet, jedoch auch in früheren Jahren erfolgten nach Studien von Oschmiansky, Kull und Schmid ([[Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung|Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung]], 2001) insbesondere bei steigender Arbeitslosigkeit und vor Wahlen (1975, 1993 und 2001) von der Politik initiierte Debatten <ref>[http://skylla.wz-berlin.de/pdf/2001/i01-206.pdf Faule Arbeitslose? Politische Konjunkturen einer Debatte] </ref>. Im Rahmen dieser und ähnlicher Debatten entstanden Schlagworte wie „Faulenzer“, „Drückeberger“, „Scheinarbeitslose“, „Sozialschmarotzer“, "der ewige Student" und „soziale Hängematte“.
Zuletzt wurde in Deutschland der Begriff im Zuge der sogenannten "''Faulheitsdebatte''" ([[Gerhard Schröder]]: ''„Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“'') im Rahmen der [[Hartz-Konzept|Hartz-Gesetzgebung]] verwendet, jedoch auch in früheren Jahren erfolgten nach Studien von Oschmiansky, Kull und Schmid ([[Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung|Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung]], 2001) insbesondere bei steigender Arbeitslosigkeit und vor Wahlen (1975, 1993 und 2001) von der Politik initiierte Debatten <ref>[http://skylla.wz-berlin.de/pdf/2001/i01-206.pdf Faule Arbeitslose? Politische Konjunkturen einer Debatte] </ref>. Im Rahmen dieser und ähnlicher Debatten entstanden Schlagworte wie „Faulenzer“, „Drückeberger“, „Scheinarbeitslose“, „Sozialschmarotzer“, "der ewige Student" und „soziale Hängematte“.

Version vom 8. September 2007, 16:09 Uhr

Sozialschmarotzer ist ein seit etwa den 1970er Jahren verwendetes Schimpfwort für angeblich einer Gesellschaft „zur Last fallenden“ Menschen auf Grund von Stereotypen, Vorurteilen oder subjektiven Beobachtungen.

Einem Sozialschmarotzer wird unterstellt, dass er die Strategie des Parasitismus auf das soziale Gefüge anwendet, d.h., er ernähre sich einseitig und nicht notwendig auf Kosten eines Wirtes. Eine solche Begriffsübertragung bezeichnen Kritiker als Biologismus [1].
Selten werden auch Leute als "Sozialschmarotzer" bezeichnet, die notwendig von sozialer Hilfe leben müssen. (aus gesundheitlichen Gründen, wegen hohem Lebensalter, aus "echten" Gewissensgründen, aus "echter" Verfolgung)
Vor allem Personen, die wissentlich zu unrecht staatliche Transferleistungen erhalten (z.B. Sozialbetrug, Schwarzarbeit oder Steuerhinterziehung) werden so bezeichnet. Gelegentlich wird die Bezeichnung allgemein auf Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger Langzeitstudenten, Asylanten, Totalverweigerer [2] oder Kinderlose erweitert. Kritiker werfen einigen Medien vor, dass Stimmungen durch Medienberichte zu Einzelfällen geschürt würden und so in Teilen der Öffentlichkeit Sozialneid erzeugt sowie der Sozialstaat in Frage gestellt werde. [3]

Zuletzt wurde in Deutschland der Begriff im Zuge der sogenannten "Faulheitsdebatte" (Gerhard Schröder: „Es gibt kein Recht auf Faulheit in unserer Gesellschaft“) im Rahmen der Hartz-Gesetzgebung verwendet, jedoch auch in früheren Jahren erfolgten nach Studien von Oschmiansky, Kull und Schmid (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, 2001) insbesondere bei steigender Arbeitslosigkeit und vor Wahlen (1975, 1993 und 2001) von der Politik initiierte Debatten [4]. Im Rahmen dieser und ähnlicher Debatten entstanden Schlagworte wie „Faulenzer“, „Drückeberger“, „Scheinarbeitslose“, „Sozialschmarotzer“, "der ewige Student" und „soziale Hängematte“.

Quellenangaben

  1. Telepolis: Die Biologisierung des Sozialen
  2. BR: 42 Tage Knast
  3. taz: Der denunzierte Sozialstaat
  4. Faule Arbeitslose? Politische Konjunkturen einer Debatte