„Friedrich August von Holstein“ – Versionsunterschied

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* Norman Rich: ''Friedrich von Holstein. Politics and diplomacy in the era of Bismarck and Wilhelm II.'' Cambridge University Press, Cambridge/London 1965.
* Norman Rich: ''Friedrich von Holstein. Politics and diplomacy in the era of Bismarck and Wilhelm II.'' Cambridge University Press, Cambridge/London 1965.
* Günter Richter: ''Friedrich von Holstein. Politiker im Schatten der Macht.'' Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1969.
* Günter Richter: ''Friedrich von Holstein. Politiker im Schatten der Macht.'' Musterschmidt-Verlag, Göttingen 1969.
* [http://www.spiegel.de/spiegel/vor50/0,1518,510799,00.html Die Papiere des Friedrich v. Holstein]


[[Kategorie:Diplomat|Holstein, Friedrich August von]]
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Version vom 16. Oktober 2007, 15:04 Uhr

Friedrich August von Holstein (* 24. April 1837 in Schwedt; † 8. Mai 1909 in Berlin, genannt Fritz von Holstein) war ein deutscher Diplomat.

Holstein stammte von mecklenburgischem Uradel ab; sein Vater war ein preußischer Offizier und Kammerherr. Von seiner Herkunft leitete er das Recht ab, sich Baron nennen zu dürfen. Nachdem er seinen Vater durch einen Unfall früh verloren hatt, war seine Mutter Alleinerziehende. Er besuchte das Köllnische Gymnasium in Berlin, das er 1853 absolvierte. 1853-1856 studierte er an der Universität Berlin Rechtswissenschaften. Nachdem er am damaligen Stadtgericht Berlin als Auskultator und Referendar Berufserfahrung gessammelt hatte, wandte er sich im Dezember 1860 der diplomatischen Laufbahn zu und wurde Attachè bei der deutschen Gesandtschaft in Petersburg unter Otto von Bismarck und Kurd von Schlözen. Ab 1863 wirkte er mit Unterbrechungen als Legationssekretär in Rio de Janeiro, London, Washington, Stuttgart, Florenz und ab 1867 in Kopenhagen. 1870 wurde er in der politischen Abteilung des Auswärtigen Amts beschäftigt und 1871 nach Versailles berufen.

Er galt für Jahrzehnte als einer der einflussreichsten Außenpolitiker des Deutschen Reiches, der insgeheim Bismarcks Bündnispolitik hintertrieb und auf eine Weltmachtstellung Deutschlands nach dessen Sturz hinarbeitete. Nach Bismarcks Entlassung 1890 wurde er wichtigster außenpolitischer Berater Caprivis. Infolge der Ersten Marokkokrise und dem Kongress von Algeciras 1906 wurde sein Scheitern offenbar: es zwang ihn am 14. April zum Rücktritt.

Als Grund für Holsteins Abwendung von und Gegnerschaft zu Bismarck in den 1880er Jahren wird angenommen, dass Bismarck belastendes Material über eine Affäre Holsteins während seiner Zeit bei der preußischen Gesandtschaft in Washington D. C. (1866/1867) besessen habe, dass er den damit ausgeübten Druck allerdings durch die allmähliche Schwächung seiner Position nicht dauerhaft aufrecht erhalten konnte. Die Angelegenheit, um die es dabei ging, bezog sich auf Alice Mason Hooper, die 1866 den US-Senator und berühmten Außenpolitiker Charles Sumner geheiratet hatte, sich nach einem Jahr aber von ihrem Gatten trennte, weil sie diesen verdächtigte, für die Abberufung Holsteins aus Washington verantwortlich zu sein.

Die Angriffe Maximilian Hardens gegen den Liebenberger Kreis um den Fürsten Philipp zu Eulenburg basierten möglicherweise auf Informationen Holsteins (→ Harden-Eulenburg-Affäre), vielleicht auch auf einer Indiskretion Bismarcks selbst. Später prangerte Harden öffentlich Fritz von Holstein als den Hauptverantwortlichen für die Misserfolge der deutschen Außenpolitik nach der Entlassung Bismarcks an.

Holsteins Adresse war jahrzehntelang Berlin S. W. 47, Großbeerenstraße No. 40. Von der spartanisch eingerichteten Wohnung aus, wenige Meter vom Fuße des Kreuzberger Wasserfalls im Viktoriapark entfernt, hielt er als Graue Eminenz die Fäden der Außenpolitik in den Händen.

Nach ihm ist sein Leibgericht, das Schnitzel Holstein, benannt. Der Koch des Restaurant Borchardt wurde vom ihm genau instruiert, wie er es zubereitet haben wollte. Sein weiteres Leibgericht waren Austern.

Holstein war Junggeselle geblieben und praktisch familienlos. Wie auch Leo von Caprivi war er eng befreundet mit der jüdischen Berliner Salonière Helene von Lebbin, die in der Berliner Wilhelmstraße einen politischen Salon unterhielt, in dem vorwiegend Politiker und Diplomaten des Auswärtigen Amts verkehrten. Ihr vererbte er seinen schriftlichen Hauptnachlass, den sie unter Verschluss hielt und kurz vor ihrem Tod an den befreundeten Bankier Paul von Schwabach weitergab. Wegen des brisanten Inhalts verbreitete Schwabach zunächst die Schutzbehauptung, er habe die Papiere vor der Revolution verbrannt. Dieser Nachlass wurde ein halbes Jahrhunder später unter dem Buchtitel Die geheimen Papiere Friedrich von Holsteins (Göttingen 1956 - 1963) veröffentlicht (siehe unten: Werke).

Beerdigt ist er auf dem Invalidenfriedhof in Berlin.

Werke

  • Friedrich von Holstein: Lebensbekenntnis in Briefen an eine Frau, Berlin 1932.
  • Die geheimen Papiere Friedrich von Holsteins (Norman Rich und M. H. Fisher, Hrsg., deutsche Ausgabe besorgt von Werner Frauendienst), vier Bände, Göttingen 1856-1963; Band 1: Erinnerungen und politische Denkwürdigkeiten; Band 2: Tagebuchblätter; Band 3: Briefwechsel Teil 1 (30 Januar 1861 - 28. Dezember 1896); Band 4: Briefwechsel Teil 2 (10. Januar 1897 - 8. Mai 1909). Vorlage:PND

Literatur