„Kinderreport 2007“ – Versionsunterschied

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Der Kinderreport informiert über die aktuelle Armutsverteilung unter Kindern in der Bundesrepublik Deutschland. Er stellt zudem Überlegungen zu den Ursachen und Auswirkungen der Kinderarmut zusammen. Abschluss des Kinderreports bilden die Forderungen des Deutschen Kinderhilfswerks.
Der Kinderreport informiert über die aktuelle Armutsverteilung unter Kindern in der Bundesrepublik Deutschland. Er stellt zudem Überlegungen zu den Ursachen und Auswirkungen der Kinderarmut zusammen. Abschluss des Kinderreports bilden die Forderungen des Deutschen Kinderhilfswerks.

Der Darmstädter Richter Jürgen Borchert sprach in der Vorstellung<ref>[http://www.dkhw.de/index.html?a=/news/presse/news.php?nr=508 Deutschlands Wissenschaftler schlagen Alarm: Kinderarmut hat verheerende Wirkungen für Gesellschaft und Staat], 12. November 2007</ref> des Reports von "einem Desaster sondergleichen".


Bereits 2004 erschien der ''Kinderreport Deutschland 2004'', welcher ebenfalls vom Kinderhilfswerk herausgegeben wurde.
Bereits 2004 erschien der ''Kinderreport Deutschland 2004'', welcher ebenfalls vom Kinderhilfswerk herausgegeben wurde.


==Inhalte der Studie==
==Inhalte der Studie==
Der Report, an dem mehr als 20 Wissenschaftler, Sozialrichter und Praktiker beteiligt waren,<ref>Wolf Schmidt: [http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/jedes-neunte-kind-ist-arm/?src=SZ&cHash=9694a0c909 Kinderreport Deutschland - Jedes neunte Kind ist arm], taz vom 14. November 2007</ref> wurde auf einer Pressekonferenz am 15. November 2007 unter Beteiligung der folgenden (Mit)Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt:<ref>[http://www.dkhw.de/index.html?a=/news/presse/news.php?nr=508 Deutschlands Wissenschaftler schlagen Alarm: Kinderarmut hat verheerende Wirkungen für Gesellschaft und Staat], 12. November 2007</ref>
* Dr. Jürgen Borchert, Richter am Sozialgericht, Darmstadt
* Prof. Dr. Ronald Lutz (FH Erfurt)
* Petra Klug, Projektmanagerin [[Bertelsmann Stiftung]]<ref>Rudolph Bauer: [http://www.freitag.de/2006/24/06240501.php Die Tonangeber - Die Bertelsmann-Stiftung macht sich stark für neoliberale Reformen in Städten und Regionen], Freitag 24 vom 16. Juni 2006</ref>
* Gernot Körner, Geschäftsführer Family Media
Der Darmstädter Richter Jürgen Borchert sprach bei der Vorstellung des Reports von "einem Desaster sondergleichen".

===Aktuelle Situation der Kinderarmut===
===Aktuelle Situation der Kinderarmut===
Nach Aussagen des Reports sind 2007 in der Bundesrepublik Deutschland 14% der Kinder arm. Seit der Einführung von [[Arbeitslosengeld 2]] 2005 habe sich die Zahl der auf [[Sozialhilfe]] und [[Sozialgeld]] angewiesenen Kinder auf mehr als 2,5 Millionen verdoppelt. 1965 war jedes 75. Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, 2007 sei es jedes 6. Kind, wobei Kinder aus [[Einwanderer|Einwandererfamilien]] besonders betroffen seien. Es wird geschätzt, dass knapp 6 Millionen Kinder in Haushalten wohnen, in denen die Eltern insgesamt ein Jahreseinkommen von 15.300 € verfügen. Dies sind ein Drittel der [[Kindergeld|kindergeldberechtigten]] Eltern. Zudem ist jedes dritte Kind während der Einschulung therapiebedürftig.
Nach Aussagen des Reports sind 2007 in der Bundesrepublik Deutschland 14% der Kinder arm. Seit der Einführung von [[Arbeitslosengeld 2]] 2005 habe sich die Zahl der auf [[Sozialhilfe]] und [[Sozialgeld]] angewiesenen Kinder auf mehr als 2,5 Millionen verdoppelt. 1965 war jedes 75. Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, 2007 sei es jedes 6. Kind, wobei Kinder aus [[Einwanderer|Einwandererfamilien]] besonders betroffen seien.<ref>Spiegel Online: [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,druck-517590,00.html Kinderarmut steigt dramatisch an], 15. November 2007</ref><ref>Nora Schareika: [http://www.jungewelt.de/2007/11-16/033.php Kinderarmut hat Konjunktur - Report 2007 attestiert Politik Totalversagen], Junge Welt vom 16. November 2007</ref> Es wird geschätzt, dass knapp 6 Millionen Kinder in Haushalten wohnen, in denen die Eltern insgesamt ein Jahreseinkommen von 15.300 € verfügen. Dies sind ein Drittel der [[Kindergeld|kindergeldberechtigten]] Eltern. Zudem sei jedes dritte Kind während der Einschulung therapiebedürftig.<ref>Kai Beller: [http://www.ftd.de/politik/deutschland/:Kinderarmut%20Deutschland/279511.html Zahl armer Kinder in Deutschland hat sich verdoppelt], Financial Times Deutschland vom 15. November 2007</ref><ref>Netzeitung: [http://www.netzeitung.de/deutschland/811290.html Deutschland bei Familienarmut Spitze], 15. November 2007</ref>


Insgesamt verdoppele sich alle zehn Jahre in Deutschland die Zahl armer Kinder.
Insgesamt verdoppele sich alle zehn Jahre in Deutschland die Zahl armer Kinder.

Version vom 19. November 2007, 09:51 Uhr

Der Kinderreport 2007 berichtet über soziale Benachteiligung und Armut von Kindern. Er wurde Mitte November 2007 vom Deutschen Kinderhilfswerk herausgegeben.

Der Kinderreport informiert über die aktuelle Armutsverteilung unter Kindern in der Bundesrepublik Deutschland. Er stellt zudem Überlegungen zu den Ursachen und Auswirkungen der Kinderarmut zusammen. Abschluss des Kinderreports bilden die Forderungen des Deutschen Kinderhilfswerks.

Bereits 2004 erschien der Kinderreport Deutschland 2004, welcher ebenfalls vom Kinderhilfswerk herausgegeben wurde.

Inhalte der Studie

Der Report, an dem mehr als 20 Wissenschaftler, Sozialrichter und Praktiker beteiligt waren,[1] wurde auf einer Pressekonferenz am 15. November 2007 unter Beteiligung der folgenden (Mit)Autoren der Öffentlichkeit vorgestellt:[2]

  • Dr. Jürgen Borchert, Richter am Sozialgericht, Darmstadt
  • Prof. Dr. Ronald Lutz (FH Erfurt)
  • Petra Klug, Projektmanagerin Bertelsmann Stiftung[3]
  • Gernot Körner, Geschäftsführer Family Media

Der Darmstädter Richter Jürgen Borchert sprach bei der Vorstellung des Reports von "einem Desaster sondergleichen".

Aktuelle Situation der Kinderarmut

Nach Aussagen des Reports sind 2007 in der Bundesrepublik Deutschland 14% der Kinder arm. Seit der Einführung von Arbeitslosengeld 2 2005 habe sich die Zahl der auf Sozialhilfe und Sozialgeld angewiesenen Kinder auf mehr als 2,5 Millionen verdoppelt. 1965 war jedes 75. Kind unter sieben Jahren auf Sozialhilfe angewiesen, 2007 sei es jedes 6. Kind, wobei Kinder aus Einwandererfamilien besonders betroffen seien.[4][5] Es wird geschätzt, dass knapp 6 Millionen Kinder in Haushalten wohnen, in denen die Eltern insgesamt ein Jahreseinkommen von 15.300 € verfügen. Dies sind ein Drittel der kindergeldberechtigten Eltern. Zudem sei jedes dritte Kind während der Einschulung therapiebedürftig.[6][7]

Insgesamt verdoppele sich alle zehn Jahre in Deutschland die Zahl armer Kinder.

Auswirkungen der Kinderarmut

Sozial benachteiligte Kinder

  • ernährten sich ungesünder
  • bewegten sich weniger
  • blieben immer häufiger in isolierten Wohnvierteln unter sich
  • besuchten keine guten Schulen
  • hätten nur mangelhafte Ausbildungsmöglichkeiten
  • hätten keine ausreichend soziale Unterstützung

Schüler würden zunehmend "ohne Beherrschung des Mindestmaßes an Kulturtechnik" die Schule verlasse.

Kinderarmut werde "vererbt".

Ursachen der Kinderarmut

Das Kinderhilfswerk macht in seiner Studie das deutsche Steuer- und Sozialsystem für die Zunahme der Kinderarmut verantwortlich. Familien müssten ein Übermaß an öffentlichen Abgaben tragen.

Laut Familienbericht von 2006 betrugen die öffentlichen Ausgaben für Familien im EU-Durchschnitt 2,1 % des Bruttoinlandsprodukts. In Deutschland erreiche dieser Wert lediglich bei 1,9 %.

Forderung des Kinderhilfswerks

Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert einen "schnellen und radikalen Paradigmenwechsel in der Familien- und Kinderpolitik".

Gefordert wird konkret[8]

  • Ein nationales Programm zur Bekämpfung von Kinderarmut sowie ein Maßnahmenpaket mit Zielvorgaben.
  • Die im Steuersystem verankerte Benachteiligung von Familienhaushalten mit Kindern müsse aufgehoben werden.
  • Das Kindergeld müsse zu einer eigenständigen Kindergrundsicherung ausgebaut werden.
  • Ein flächendeckendes Betreuungsangebote für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr müsse geschaffen werden.
  • Kinder mit Migrationshintergrund bräuchten eine bessere Förderung
  • Aufnahme des Kinderschutzes in das Grundgesetz.

Reaktionen auf die Studie

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert von der Bundesregierung umgehend einen Maßnahmenkatalog zur Armutsbekämpfung[9]. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht von einem Teufelskreislauf von Kinder- und Bildungsarmut und fordert auf, diesen zu durchbrechen [10]

Siehe auch

Literatur

  • Deutsches Kinderhilfswerk e.V.: Kinderreport Deutschland 2004. Daten, Fakten, Hintergründe, November 2004 Kopäd-Verlag, ISBN-10 3938028246, ISBN-13 978-3938028247
  • Kinderreport Deutschland 2007 Velber-Verlag ISBN-Nummer 978-86613-417-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolf Schmidt: Kinderreport Deutschland - Jedes neunte Kind ist arm, taz vom 14. November 2007
  2. Deutschlands Wissenschaftler schlagen Alarm: Kinderarmut hat verheerende Wirkungen für Gesellschaft und Staat, 12. November 2007
  3. Rudolph Bauer: Die Tonangeber - Die Bertelsmann-Stiftung macht sich stark für neoliberale Reformen in Städten und Regionen, Freitag 24 vom 16. Juni 2006
  4. Spiegel Online: Kinderarmut steigt dramatisch an, 15. November 2007
  5. Nora Schareika: Kinderarmut hat Konjunktur - Report 2007 attestiert Politik Totalversagen, Junge Welt vom 16. November 2007
  6. Kai Beller: Zahl armer Kinder in Deutschland hat sich verdoppelt, Financial Times Deutschland vom 15. November 2007
  7. Netzeitung: Deutschland bei Familienarmut Spitze, 15. November 2007
  8. Deutsches Kinderhilfswerk: Forderungskatalog zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland, 15. November 2007
  9. Pressemitteilung: PARITÄTISCHER fordert Maßnahmenbündel zur Armutsbekämpfung, 15. November 2007
  10. Pressemitteilung der GEW: Teufelskreis der Kinder- und Bildungsarmut durchbrechen!, 15. November 2007