„Münchhausen-Stellvertretersyndrom“ – Versionsunterschied

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*[http://rechtsmedizin.uni-leipzig.de/home/content/wissen_a_z/muenchhausen_stellvertreter/index.htm Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig]
*[http://rechtsmedizin.uni-leipzig.de/home/content/wissen_a_z/muenchhausen_stellvertreter/index.htm Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig]


* http://www.spiegel.de/sptv/special/0,1518,185649,00.html
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Version vom 24. Januar 2008, 14:33 Uhr

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Das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom (engl. MSBP Munchausen Syndrome by Proxy, Munchausen by Proxy Syndrome oder FDP Factitious Disorder by Proxy) ist eine psychiatrische Erkrankung, bei dem, so die gängige Beschreibung, der Erkrankte bei einem anderen Menschen Krankheiten vortäuscht oder bewusst herbeiführt, um anschließend eine medizinische Behandlung zu verlangen. Die Erkrankung ist danach eine subtile Form der Kindesmisshandlung, die bis zum Tod des Opfers führen kann. Häufig ist der Erkrankte ein Elternteil (meist die Mutter) oder ein Sorgeberechtigter. Das Krankheitsbild soll mit dem Münchhausen-Syndrom, bei dem ein Mensch bei sich selbst eine Krankheit vortäuscht, verwandt sein.

Epidemiologie

Diese Erkrankung ist relativ selten. Seit der ersten Beschreibung durch Roy Meadow im Jahr 1977 sind einige hundert Fälle weltweit benannt worden. Auffällig ist, dass dieses Verhalten fast ausschließlich Frauen (in der Regel Mütter) zeigen sollen, die zudem in ihrem sonstigen Erziehungsverhalten als fürsorgend beschrieben werden.

Ursachen

Eine Erklärung für die Verhaltensweise gibt es in der medizinischen Fachliteratur bisher nicht. Meadow vermutete als Motiv durch eine herbeigeführte Erkrankung des Kindes erzielte Aufmerksamkeit und Zuwendung von Angehörigen und medizinischem Personal. Oft gab es in der Lebensgeschichte vorher Selbstbeschädigungen, so dass anzunehmen ist, die Täter misshandeln stellvertretend für die eigene Person. Charakteristisch scheint eine „symbiotische“ Beziehung zu dem Kind zu sein.[1]

Psychopathologie

Zu den vorgetäuschten Krankheiten gehören häufig vom Arzt nicht oder nur schwer nachweisbare Symptome bzw. Erkrankungen wie z. B. epileptische Anfälle, Schizophrenie, Bulimie. Eine beinahe unbegrenzte Anzahl von vorgetäuschten Erkrankungen ist denkbar.

Es wurde auch beschrieben, dass Erkrankte ihre Opfer bewusst vergiften, z.B. mit Medikamenten, um bestimmte Symptome hervorzurufen. Nach der vorherrschenden Meinung haben viele der meist weiblichen Erkrankten ein relativ gutes medizinisches Fachwissen, sind gehäuft Angehörige einer medizinischen Berufsgruppe und können zu der erfundenen Krankheit auch auf Befragung die dazugehörigen Anzeichen nennen, so dass der Charakter der „Krankheit“ nicht auffällt und nur die Häufung der Arztbesuche und die Beharrlichkeit, mit der eine Behandlung eingefordert wird, schließlich zu Misstrauen führt.

Die Opfer werden nach den bisherigen Beschreibungen oft unter Druck gesetzt, so dass sie häufig Beobachtungen des Elternteils bei Arztbesuchen bestätigen. Gelegentlich drohen die erkrankten Personen dem Opfer mit Selbstmord (Suizid). Sollte das Opfer aus dem engen und durch solche Drohungen belasteten Verhältnis zum Erkrankten ausbrechen, fällt der am Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom erkrankte Patient häufig in Depressionen.

Diagnose

Eine sichere Diagnostik oder klinisch erprobte Behandlung des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms gibt es angesichts der geringen Fallzahlen nicht. Aufgrund der relativ großen Gefahr von Falschbeschuldigungen wird die Erkrankung häufig nicht bekannt bzw. die Diagnose zurückgehalten.

Typischerweise wird eine Person mit Münchhausen-by-Proxy-Syndrom so lange Ärzte und andere Spezialisten aufsuchen, bis eine Bestätigung der angestrebten eigenen Diagnose erfolgt und eine entsprechende Behandlung beginnt.

Kritik

In letzter Zeit haben einige Experten die Existenz des Münchhausen-Stellvertreter-Syndroms in Zweifel gezogen.

Der Entdecker Meadow muss sich gegenwärtig einer Untersuchung durch die britischen Aufsichtsbehörden stellen. In England werden zur Zeit 258 Fälle wegen des Vorwurfs neu aufgerollt, dass Meadows Gutachten fehlerhaft gewesen seien. Einige Urteile gegen angebliche Täterinnen wurden bereits aufgehoben. Die Untersuchung bezieht sich auf Gerichtsgutachten, die die Wahrscheinlichkeit von zwei Fällen von plötzlichem Säuglingstod in einer Familie beleuchtet. Eine Disziplinarkammer des britischen General Medical Council strich Meadow im Jahr 2005 aus dem Medizinischen Register, weil er „seine Position als Doktor missbraucht“ habe. In einem Berufungsverfahren wurde die Entscheidung 2006 aufgehoben, allerdings wies auch diese Kammer darauf hin, Meadow sei beruflicher Verfehlungen schuldig; Gutachten darf er bis heute nicht mehr erstellen.
In Deutschland kritisieren unter anderem Vertreter des Kinderschutzbunds und der Aktion Rechte für Kinder Meadows Schlüsse als fragwürdig. Sie unterstützen mehrere Frauen, denen wegen des Vorwurfs eines Münchhausen-Stellvertretersyndroms ihre Kinder entzogen wurden, vor Gericht.

Thematik in der populären Kultur

  • In dem Thriller Devil´s Waltz des US-Autors Jonathan Kellerman (1993) (deutsch Exit, 1994) wird das Thema behandelt
  • Die Krankheit wurde 2003 in der Folge „Der schwarze Troll“ (533) der ARD-Serie Tatort thematisiert.
  • Im Film Glass House - The Good Mother (2006) wird nach und nach erkennbar, dass die Mutter an MSS leidet und zur Gefahr der beiden Pflegekinder wird.
  • 2007 wurde die Krankheit im Spielfilm „Schattenkinder“ (WDR) thematisiert.

Einzelbelege

  1. Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig

Literatur

  • M. E. Helfer, R. S. Kempfe, R. D. Krugman [Hrsg.]: Das mißhandelte Kind. Körperliche und psychische Gewalt; Sexueller Missbrauch; Gedeihstörungen; Münchhausen-by-proxy-Syndrom; Vernachlässigung, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2002, ISBN 3-518-58358-1.
  • Gregory, Julie: Du hast mich krank gemacht. Meine Mutter ließ mich leiden (Erfahrungsbericht)
  • Marc D. Feldmann: Wenn Menschen krank spielen, Münchhausen - Syndrom und artifizielle Störungen
  • Volker Laubert: Vorsicht mit dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom - auch Mütter sind keine Hexen, Vertrieb über: www.buendnis-rechte-fuer-kinder.de/Fachbeitraege.htm

Weblinks