„Tempo (Marke)“ – Versionsunterschied

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Die Gesellschaftsform der Vereinigten Papierwerke wechselt von einer Kommanditgesellschaft zur Aktiengesellschaft im Jahr 1986.
Die Gesellschaftsform der Vereinigten Papierwerke wechselt von einer Kommanditgesellschaft zur Aktiengesellschaft im Jahr 1986.


Ab April 1989 trat die Firma unter der Firmierung VP-Schickedanz AG auf, die 1994 vom US-amerikanischen Konzern [[Procter & Gamble]] aufgekauft wurde. 2007 soll sie von diesem Unternehmen für 512 Mio EUR an dessen schwedischen Konkurrenten [[Svenska Cellulosa Aktiebolaget|SCA]] verkauft werden. Der Verkauf wurde durch die [[Wettbewerbsbehörde|Kartellbehörde]] der EU genehmigt. <ref>[http://finanzen.sueddeutsche.de/aktien/news_news?secu=4931%20419&dpa_news_id=1502464 Süddeutsche:Schweden dürfen Tempo-Taschentücher übernehmen - Verkauf von Softis]</ref>
Ab April 1989 trat die Firma unter der Firmierung VP-Schickedanz AG auf, die 1994 vom US-amerikanischen Konzern [[Procter & Gamble]] aufgekauft wurde. Im März 2007 wurde sie von diesem Unternehmen für 512 Mio EUR an dessen schwedischen Konkurrenten [[Svenska Cellulosa Aktiebolaget|SCA]] verkauft.
<ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,471260,00.html SPIEGEL online]</ref> Der Verkauf wurde durch die [[Wettbewerbsbehörde|Kartellbehörde]] der EU genehmigt. <ref>[http://finanzen.sueddeutsche.de/aktien/news_news?secu=4931%20419&dpa_news_id=1502464 Süddeutsche:Schweden dürfen Tempo-Taschentücher übernehmen - Verkauf von Softis]</ref>


Das Produktionsvolumen stieg nach der Übernahme auf mehr als 20 Milliarden Taschentücher im Jahr 2004 an.
Das Produktionsvolumen stieg nach der Übernahme auf mehr als 20 Milliarden Taschentücher im Jahr 2004 an.

Version vom 30. Januar 2008, 21:29 Uhr

Tempo ist die erste deutsche Marke für Papiertaschentücher. Der Markenname hat sich inzwischen verselbstständigt und ist somit zum Begriffsmonopol geworden. In Deutschland bezeichnet man umgangssprachlich Papiertaschentücher als Tempo, und zwar auch dann, wenn es sich bei dem Papiertaschentuch nicht um die Marke Tempo handelt. In den USA hat die Marke Kleenex eine ähnliche Bedeutung.

Packung Tempotaschentücher (neues Design)
Packung Tempotaschentücher (altes Design)

Geschichte der Marke

Am 29. Januar 1929 ließen die Vereinigten Papierwerke Nürnberg das Warenzeichen Tempo beim Reichspatentamt in Berlin anmelden. Die Eintragung des Warenzeichens erfolgte am 18. September 1929 und die Veröffentlichung im Warenzeichenblatt am 15. Oktober 1929. Die Patentnummer lautet 407752.

Die Produktidee schreibt man dem damaligen Mitinhaber der Vereinigten Papierwerke Oskar Rosenfelder zu. Die Ursprünge des Markennamens Tempo sind dagegen unbekannt.

Das Stammwerk der Vereinigten Papierwerke befand sich in Heroldsberg bei Nürnberg, wo bereits vor 1929 Hygieneartikel hergestellt wurden. In den Jahren bis 1933 übernahmen erst Heimarbeiter und später Wohlfahrtswerkstätten in Nürnberg das Falten der Taschentücher. Mit dem durchgängigen Einsatz von Verarbeitungsmaschinen konnte das Produktionsvolumen auf 150 Millionen Stück im Jahr 1935 gesteigert werden.

Im selben Jahr erwarb der Fürther Unternehmer Gustav Schickedanz (1895–1977) die Vereinigten Papierwerke. Zugleich sicherte er sich damit die Markenrechte an Tempo.

Die steigende Nachfrage führte zum Kauf der Papierwerke in Forchheim, die ebenfalls in der Nähe Nürnbergs angesiedelt waren. Im Jahr des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges betrug das Produktionsvolumen bereits 400 Millionen Stück.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion zuerst stark eingeschränkt und später vollkommen eingestellt, weil das Tempo-Taschentuch keine Berücksichtigung in der Liste kriegswichtiger Güter erfuhr. Erst im Dezember 1947 konnte die Produktion in Heroldsberg und Forchheim wieder aufgenommen werden.

Auch nach dem Krieg wuchs der Verkauf und damit das Fertigungsvolumen weiter an. 1955 verkauften die Vereinigten Papierwerke erstmals mehr als 1 Milliarde Taschentücher. Die starke Nachfrage führte zur Errichtung weiterer Produktionsstandorte in Glückstadt (1958), Neuss (1962) und Gelsenkirchen (1972). Die Erweiterung der Produktionsanlagen ließ 1977 die Produktion von mehr als zehn Milliarden Taschentüchern zu. Zwischen 1985 und 1987 wird die gesamte Produktion nach Neuss verlagert.

Die Gesellschaftsform der Vereinigten Papierwerke wechselt von einer Kommanditgesellschaft zur Aktiengesellschaft im Jahr 1986.

Ab April 1989 trat die Firma unter der Firmierung VP-Schickedanz AG auf, die 1994 vom US-amerikanischen Konzern Procter & Gamble aufgekauft wurde. Im März 2007 wurde sie von diesem Unternehmen für 512 Mio EUR an dessen schwedischen Konkurrenten SCA verkauft. [1] Der Verkauf wurde durch die Kartellbehörde der EU genehmigt. [2]

Das Produktionsvolumen stieg nach der Übernahme auf mehr als 20 Milliarden Taschentücher im Jahr 2004 an.

Produktentwicklung

1929 bis 1949

Von 1929 bis 1939 wurden jeweils 18 Papiertaschentücher in blau, rot und grün bedruckten Pergamin-Packungen verkauft. 1939 wurde die Produktion von rot und grün bedruckten Packungen eingestellt und der Packungsinhalt auf 20 Taschentücher erhöht.

1950 bis 1959

In den 1950er Jahren kam es zu einer mehrfachen Überarbeitung der Tempo-Verpackung. 1950 wurden Tempo-Packungen mit einer abnehmbaren Schmalseite entwickelt, die gleichzeitig als Vorratsbehälter dienten. 1953 wird die so genannte „Brechpackung“ eingeführt. Dabei handelte es sich um eine einfach teilbare Packung mit zwei mal zehn Taschentüchern.

1960 bis 1969

Die Einführung des „Tempo-Griffs“ im Jahr 1963 sollte der praktischeren Entfaltung des Taschentuchs dienen. Ein Jahr später wurden erstmals Mehrfachverpackungen im Handel angeboten. Die erste Mehrfachverpackung war der 6er-Pack. Neben dem Verkauf von Taschentüchern wurden ab 1967 auch Tischservietten in zwei Größen und mehreren Farben und Kosmetiktücher verkauft. Ab 1969 bereicherten Küchenrollen die Tempo-Produktfamilie.

1970 bis 1979

In den 1970er Jahren kamen weitere Mehrfachverpackungen in den Handel: 1970 der 10er-Pack, 1971 10er-Pack mit Menthol und der Superpack mit 18 Taschentuchpäckchen, 1978 die Vorratspackung mit 42 Päckchen Inhalt. Ab 1973 wurden neben weißen auch gelbe, rote und orange Taschentücher angeboten. Die sogenannte Z-Faltung der Taschentücher wurde 1975 eingeführt, die eine noch leichtere Entfaltung ermöglichen sollte. Ein grundlegende Veränderung im Erscheinungsbild der Verpackungen ergab sich mit dem Wechsel zu Folienweichpackungen im Jahr 1978.

1980 bis 1989

Ab Herbst 1988 waren die Folienpackungen wiederverschließbar.

1990 bis 1999

Seit 1990 wird ausschließlich sauerstoffgebleichter Zellstoff für die Produktion der Taschentücher eingesetzt. Im Jahr 1995 werden zwei neue Tempo-Produkte eingeführt: Tempo Plus mit Aloe Vera und Tempo Menthol mit „Atemfrei Gefühl”. Ein Jahr später wird das kleinere Format Tempo Compact auf den Markt gebracht. Die Tempo-Box wird im Jahr 1999 eingeführt, die als Zupfbox 100 Taschentücher enthält. Ab 2006 befinden sich nur noch 80 Taschentücher in einer Tempo-Box. 1999 wurden auch erstmals Tempo-Päckchen mit Cartoons verkauft. Die ersten Päckchen wurden vom Comiczeichner Uli Stein gestaltet.

2000 bis heute

Die gegenwärtige Produktpalette umfasst:

  • Tempo Klassik
  • Tempo Plus
  • Tempo Menthol
  • Tempo Aromathera Duft
  • Tempo Kids
  • Tempo Cleans
  • Tempo Box
  • Tempo Sondereditionen

Marketing und Verkauf

Das erste Inserat für Tempo-Taschentücher erschien am 29. Dezember 1929 in der Berliner Illustrirten Zeitung. Der Nutzen des Papiertaschentuchs wurde den Verbrauchern anhand von Alltagssituationen aufgezeigt. Man platzierte das Papiertaschentuch, indem man in der Werbung die Hygiene durch die Einmalbenutzung - im Gegensatz zum Stofftaschentuch - betonte.

  • Seidenweich! Saugfähig! Hygienisch! Kein Waschen mehr! - erster Aufdruck auf den Packungen 1929
  • Drum merkt es Euch für immer, Leute - Tempo muß man haben heute (1929)
  • Auf Schnupfen-Nächten liegt ein Fluch! Da hilft das TEMPO-Taschentuch. (1950er Jahre)
  • Tempo mit besond'rem Pfiff - rasch entfaltet, nur ein Griff (1963)
  • Verlass' Dich drauf (1990er Jahre)
  • Die Liebe kann in Schnupfenfällen / am feuchten Taschentuch zerschellen, / er sollte drum zum Naseputzen / ein Tempo-Taschentuch benutzen.
  • Bazillen fahren Straßenbahn, / ich schaff mir Tempo-Taschentücher an.

Der ursprüngliche Tempo-Schriftzug aus dem Jahr 1929 erfuhr 1951 die bisher letzte Überarbeitung.

Kritik

Kritiker bemängeln, dass zur Zellstoffherstellung für den Konzern Aracruz, der zu großen Teilen den Tempo-Hersteller Procter&Gamble beliefert, in Brasilien Tupinikim- und Guarani-Indianer von ihrem Land vertrieben würden, um dort Eukalyptus-Plantagen einzurichten. Außerdem würde Aracruz massiv in den Wasserhaushalt in Espirito Santo eingreifen, um den hohen Wasserbedarf für ein Zellstoffwerk zu decken. Der Grundwasserspiegel würde gesenkt, Flüsse und Felder austrocknen und die Umwelt mit giftigen Abwässern verschmutzt. Procter&Gamble streitet bis jetzt jede Mitverantwortung für den Konflikt ab und betont, dass man wegen der hohen Qualitätsansprüche nicht auf den Lieferanten Aracruz verzichten könne. Der neue Besitzer SCA hingegen gibt auf der eigenen Website an, kein Holz aus Gegenden kaufen zu wollen, in denen die Rechte eingeborener Völker verletzt werden. Ein Zertifizierungsprozess soll dies gewährleisten.

Literatur

  • Eugen Roth: Das kleine Buch vom Taschentuch. Nürnberg 1954
  • VP-Schickedanz AG (Hrsg.): Tempo, 50 Jahre, Dokumentation eines immer jungen Markenartikels. Nürnberg 1979.
  • VP-Schickedanz AG (Hrsg.): Tempo, 60 Jahre, Die Geschichte einer bahnbrechenden Idee. Nürnberg 1989.

Einzelnachweis

  1. SPIEGEL online
  2. Süddeutsche:Schweden dürfen Tempo-Taschentücher übernehmen - Verkauf von Softis

Weblinks

Kritische Links