„Genex“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
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*[http://wissen.spiegel.de/wissen/image/show.html?did=13514070&aref=image036/2006/06/13/cq-sp198504101310140.pdf&thumb=false ''„Da kriegst du alles, was es nicht gibt“''] ([[Der Spiegel]] 41/1985 vom 7. Dezember 1985, S. 131–140)
*[http://www.ddr-alltagskultur.com/genex.html Ein Genex-Katalog]
*[http://www.ddr-alltagskultur.com/genex.html Ein Genex-Katalog]
*[http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_genexVersandkarton/ Ein Genex-Versandkarton]
*[http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/KontinuitaetUndWandel_genexVersandkarton/ Ein Genex-Versandkarton]

Version vom 14. Februar 2008, 01:10 Uhr

Das Logo von Genex
Der Katalog von 1986
Geschenkpakete (Katalog 1986)
Ein Fertigteilhaus (Katalog 1986)
Ein VW-Transporter (Katalog 1986)

Die Geschenkdienst- und Kleinexporte GmbH (kurz Genex; später nur noch Genex Geschenkdienst GmbH) war ein am 20. Dezember 1956 von der DDR-Regierung gegründetes Unternehmen. Es war eine der wichtigsten Devisenquellen der Kommerziellen Koordinierung, einer Abteilung des Ministeriums für Außenhandel der DDR. Hauptsitz war in Ost-Berlin, Mauerstraße 86/88.

Anfangs diente es nur als Geschenkdienst für Kirchengemeinden. Nach dem Bau der Berliner Mauer 1961 wurde das Geschäft aber weiter ausgeweitet, sogar nach Dänemark (über die Jauerfood AG in Kopenhagen-Valby) und in die Schweiz (über die Palatinus GmbH in Zürich in der Lintheschergasse 15).

Katalog

Das Unternehmen vertrieb einen Katalog mit dem Titel Geschenke in die DDR, aus dem die Bürger der Bundesrepublik Waren bestellen und mit D-Mark bezahlen konnten, welche direkt an ihre Verwandten und Bekannten in der DDR versendet wurden.

Waren

Die Waren im Katalog waren zu etwa neunzig Prozent aus der DDR-Produktion. Neben Lebensmitteln und Konsumgütern wie Möbeln, Kosmetik, Kleidung, Werkzeug und HiFi-Anlagen konnte man aber auch Motorräder, Autos (ohne die sonst üblichen mehrjährigen Wartezeiten), Campingwagen und sogar ganze Fertigteilhäuser, die so genannten Neckermannhäuser, bestellen.

Neben Motorrädern von MZ und Simson, sowie z. B. 1986 einem Yamaha-Motorrad, gab es die ostdeutschen Autos Trabant, Wartburg (auch als Pickup) und Barkas sowie osteuropäische Fahrzeuge von Škoda, Polski Fiat und Lada, die in der DDR schon als bessere Wagen galten. Aber man konnte auch ausgewählte Modelle von westeuropäischen Automobilkonzernen verschenken. So wurde z. B. im Katalog von 1986 ein Fiat Uno 60 Super, Renault 9 GTL, Ford Orion, VW Golf, VW Passat und der VW Transporter angeboten. Auch die Marken Mazda und Volvo gab es zeitweise im Angebot. Hierbei war zu berücksichtigen, dass bei einigen westeuropäischen/japanischen Marken die Ersatzteilversorgung nur für fünf Jahre gegen Mark der DDR erfolgte; danach nur noch gegen DM.

Dem Beschenkten entstanden keine Kosten, die sonst schwer erhältlichen Waren wurden ohne große Wartezeit (bei Autos beispielsweise nur vier bis sechs Wochen) direkt an die DDR-Bürger geliefert.

Zwei-Klassen-Gesellschaft

Dass nur DDR-Bürger mit Westverwandten in den Genuss der Geschenke aus dem Genex-Versandhandel kommen konnten, sorgte in der DDR für Unmut. Denn diese kamen meist sowieso schon durch die so genannten Westpakete an Waren aus dem westlichen Ausland. Wer Zugang zu einer frei konvertierbaren Währung („Westgeld“) hatte, konnte auch über den Intershop an diese Waren gelangen. Alle anderen DDR-Bürger konnten im Genex-Katalogen nur sehen, wieviel die begehrten Waren in einer frei konvertierbaren Währung wert waren, auf die sie beispielsweise bei Autos oft zehn Jahre und länger warten mussten. Allein im Jahr 1973 wurden 6.800 Wartburgs per Genex-Katalog gekauft.

Der offizielle 1:1-Wechselkurs von Mark der DDR zu DM wurde mit den Preisen im Genex-Katalog ad absurdum geführt. Hier kostete beispielsweise ein Trabant etwa 8.000 DM, sonst über 10.000 Mark der DDR und ein Wartburg etwa 9.000 DM, sonst 20.000 Mark der DDR.

Einige Arbeiter der DDR, beispielsweise die an der Druschba-Trasse in der Sowjetunion, durften einen begrenzten Teil ihres Lohnes (etwa 270 Mark) auf ein „Genex-Konto“ einzahlen (sie erhielten keine DM) und konnten damit Waren aus dem Genex-Katalog bestellen.[1]

Statistische Daten

Nach einer Statistik der Bundesbank sind zwischen 1967 und 1989 den Genex-Vertretungen – einschließlich der Käufe von DDR-Bürgern und von Organisationen – 3,3 Milliarden DM zugeflossen.[2] Laut der Tageszeitung Neues Deutschland vom 14. Juni 1990 belief sich das Bilanzvermögen von Genex am 31. Dezember 1989 auf 44,1 Mio. DM. Im Jahr 1990 wurde der Geschenkdienst in die Verwaltung der Treuhandanstalt überführt.

Fußnoten

  1. Private Homepage von Burkhard Klier
  2. Stefan Wolle: Die heile Welt der Diktatur. Econ Tb., 2001, ISBN 3548750672, S. 121.

Weblinks