„CrimethInc.“ – Versionsunterschied

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==Überblick==
==Überblick==
[[Bild:Police Not Welcome.jpg|thumb|Aufkleber von CrimethInc. <small>Aufschrift auf [[Deutsche Sprache|deutsch]]: ''Gemeindeaufsichtsgebiet. Vertrauen, Respekt und Kommunikation sind essentiell für gesunde Gemeinschaften. Beschütze deine Freunde und Nachbarn vor uniformierten Bandennmitgliedern und anderen verdächtuigen Elementen. Polizei nicht willkommen.''</small>]]
[[Bild:Police Not Welcome.jpg|thumb|Aufkleber von CrimethInc. <small>Aufschrift auf [[Deutsche Sprache|deutsch]]: ''Gemeindeaufsichtsgebiet. Vertrauen, Respekt und Kommunikation sind essentiell für gesunde Gemeinschaften. Beschütze deine Freunde und Nachbarn vor uniformierten Bandennmitgliedern und anderen verdächtigen Elementen. Polizei nicht willkommen.''</small>]]
Die Bezeichnung "Crimethinc" wurde dem Buch „[[1984 (Roman)|1984]]“ von [[George Orwell]] entnommen, in dem Menschen für [[Gedankenverbrechen]] (engl. "Crimethinks") verfolgt und verurteilt werden.
Die Bezeichnung ''Crimethinc'' wurde dem Buch „[[1984 (Roman)|1984]]“ von [[George Orwell]] entnommen, in dem Menschen für [[Gedankenverbrechen]] (engl. ''Crimethinks'') verfolgt und verurteilt werden. Die Gruppe tauchte Mitte der 1990er Jahre erstmals auf, wo sie als ''Inside Front'' (innere Front) auftrat. <ref>[http://www.crimethinc.com/about/faq.html Frequently Asked Questions {F.A.Q.}] www.crimethinc.com, abgerufen 17. Februar 2008</ref> 1996 begann sie mit der Tätigkeit als Kollektiv <ref>Stacy Thompson ''Punk Productions: Unfinished Business''. Albany: SUNY Press, Seite 109. ISBN 0791461874</ref> und hat seitdem weitverbreitete Propaganda für den Anarchismus publiziert.<ref>Jed Brandt: ''[http://burning.typepad.com/burningman/2006/03/crimethinc_is_i.html Crimethinc: In love with love itself]'' Red Flags, abgerufen 17. Februar 2008</ref>


Das Kollektiv vertritt die Konzepte der [[Affinity Group]]s, sozialen und politischen Gruppen von 3 bis 20 Personen, und der [[Folk Anarchy]] (dt. etwa bodenständige oder volkstümliche Anarchie). Die einzelnen Zellen arbeiten nicht nur als politische Gruppen, sondern veröffentlichen auch Bücher und CDs und eine Vielzahl von [[Fanzine]]-ähnlichen [[Zeitschrift|Magazin]]en ("Zines"), Plakaten und anderen Werken. Das Zine-Pamphlet "Fighting for Our Lives", das kostenlos vertrieben und verteilt wird, hat insgesamt eine Auflage von 350.000 Exemplaren erreicht.
Das Kollektiv vertritt die Konzepte der [[Affinity Group]]s, sozialen und politischen Gruppen von 3 bis 20 Personen, und der [[Folk Anarchy]] (dt. etwa bodenständige oder volkstümliche Anarchie). Die einzelnen Zellen arbeiten nicht nur als politische Gruppen, sondern veröffentlichen auch Bücher und CDs und eine Vielzahl von [[Fanzine]]-ähnlichen [[Zeitschrift|Magazin]]en ("Zines"), Plakaten und anderen Werken. Das Zine-Pamphlet "Fighting for Our Lives", das kostenlos vertrieben und verteilt wird, hat insgesamt eine Auflage von 350.000 Exemplaren erreicht.

Version vom 17. Februar 2008, 14:48 Uhr

Logo von CrimethInc.
Logo von CrimethInc.

CrimethInc, das auch unter den Bezeichnungen CWC ("CrimethInc. ex-Workers' Collective") und Crimethinc auftritt, ist ein dezentral organisiertes loses Kollektiv mit Wurzeln in der Hardcore Punk-Szene Nordamerikas. Es ist stark von Anarchismus, Situationismus und Poststrukturalismus beeinflusst. CrimethInc. ist sowohl antikapitalistisch als auch antiautoritär und versucht in Aktionen und Publikationen Kultur, Politik, das Leben, Arbeit und emanzipatorische Wege kritisch zu hinterfragen. CrimethInc. ist hauptsächlich in Nordamerika aktiv.

Überblick

Aufkleber von CrimethInc. Aufschrift auf deutsch: Gemeindeaufsichtsgebiet. Vertrauen, Respekt und Kommunikation sind essentiell für gesunde Gemeinschaften. Beschütze deine Freunde und Nachbarn vor uniformierten Bandennmitgliedern und anderen verdächtigen Elementen. Polizei nicht willkommen.

Die Bezeichnung Crimethinc wurde dem Buch „1984“ von George Orwell entnommen, in dem Menschen für Gedankenverbrechen (engl. Crimethinks) verfolgt und verurteilt werden. Die Gruppe tauchte Mitte der 1990er Jahre erstmals auf, wo sie als Inside Front (innere Front) auftrat. [1] 1996 begann sie mit der Tätigkeit als Kollektiv [2] und hat seitdem weitverbreitete Propaganda für den Anarchismus publiziert.[3]

Das Kollektiv vertritt die Konzepte der Affinity Groups, sozialen und politischen Gruppen von 3 bis 20 Personen, und der Folk Anarchy (dt. etwa bodenständige oder volkstümliche Anarchie). Die einzelnen Zellen arbeiten nicht nur als politische Gruppen, sondern veröffentlichen auch Bücher und CDs und eine Vielzahl von Fanzine-ähnlichen Magazinen ("Zines"), Plakaten und anderen Werken. Das Zine-Pamphlet "Fighting for Our Lives", das kostenlos vertrieben und verteilt wird, hat insgesamt eine Auflage von 350.000 Exemplaren erreicht.

Außer der Ablehnung von Staat und Kapitalismus wie beim klassischen Anarchismus geht das Konzept CrimethInc.s an einigen Punkten weiter. Das Kollektiv unterstützt die Straight Edge-Lebensweise, den Veganismus, die totale Auflösung von Geschlechterrollen und propagiert gewalttätigen Aufruhr gegen den Staat, die Umwandlung des üblicherweise vorgebenen Lebens in eine Serie von Momenten und die Verweigerung von Arbeit. CrimethInc. hat in den USA mehrere erfolgreiche politische Kampagnen und Direkte Aktionen gestartet, etwa gegen Wahlen und zur Unterstützung des UNA-Bombers. Etwa 14 Bands rechnen sich dem Kollektiv zu.

Über die genaue Anzahl von Mitgliedern ist nichts bekannt. Jeder kann im Namen der Organisation publizieren oder das Logo verwenden. Jedes Mitglied und jede Gruppe operiert individualistisch. Autoren werden aus Respekt vor ihrer Anonymität nicht in den Publikationen erwähnt, was für die Mitglieder eine der wichtigsten Prinzipien darstellt.

Kritik

In einem Aufsatz unter dem Namen "Rethinking Crimethinc. - Your politics are bourgeois as fuck" wurde im September 2006 bei "Anarkismo" [4] eine Kritik an Crimethinc veröffentlicht. Die wichtigsten Punkte sind durch Ablehnung von Massenorganisationen einhergehende Verhinderung politischer Schlagkraft sowie Glorifizierung des Aussteigens ("dropping out"). Dies stelle keine emanzipative Politik dar, sondern kontraproduktive Entfremdung ("alienation") innerhalb der bestehenden Verhältnisse.

Unter dem Titel "Von Verbalradikalinskis und Dinosauriern. Jenseits von Chomsky, Biehl und Bookchin: Subkultureller US-Anarchismus" veröffentlichte die Monatszeitung Graswurzelrevolution im Oktober 2006 [5] eine scharfe Kritik am einzigen in deutsch übersetzten von Crimethinc mitverantworteten Buch "DIY. Von Anarchie und Dinosauriern":

In den 1980er und 90er Jahren gab es viele Feministinnen, die glaubten, dass der militärische Apparat 'humaner' und die Gesellschaft emanzipatorischer würde, wenn erst genügend Frauen Teil des Militärs seien. Heute wissen wir: Alice Schwarzers erfolgreiche „Frauen zum Bund“-Kampagne hat nicht zur Emanzipation der Frau geführt, sondern dem Militär lediglich neue Mordfachkräfte weiblichen Geschlechts zugeführt.(...) Damals sträubten sich bei den libertären AntimilitaristInnen die Nackenhaare. Heute dürfte den meisten Libertären klar sein, dass der Marsch durch die militärischen Institutionen aus Linken Befehlsempfänger, aber keine Revolutionäre macht. (...) Es gibt heute Junganarchos, die ihren Altersgenossen folgendes empfehlen: 'Wenn wir wirklich den Anspruch haben, mit den verschiedensten Methoden und Taktiken zu agieren, dann sollten wir beim nächsten Mal, wenn der Staat wieder einen Krieg beginnt, die Möglichkeit in Erwägung ziehen, in die Armee einzutreten, anstatt ein Peace-Zeichen zu tragen oder eine Infoveranstaltung zu machen.'.

Das Buch sei ein schön gemachter, nicht paginierter Band, mit vielen Zeichnungen und Fotos, der, so sei zu befürchten, das Zeug zum „Szeneklassiker“ habe. Es sei „lockerflockig geschrieben, ohne lästige Fußnoten, ohne Tiefgang, dafür aber gespickt mit hedonistischen Ideen, die zwischen naiv-pubertärem Verbalradikalismus und erfrischender Grandiosität hin und her schwanken.

Im Buch würden, so der Rezensent Bernd Drücke in der GWR 312, widersprüchliche Parolen und Plattitüden, aneinandergereiht, die „ein ums andere Mal aufheulen lassen“. Drücke zitiert aus dem DIY-Buch: „Viele PazifistInnen argumentieren, dass man doch nicht zum Militär gehen solle, aber es gab auch AktivistInnen, die den Mut hatten, ihre Ideale innerhalb der Armee, also unter den Armeeangehörigen, zu verbreiten und die auch couragiert genug waren, einem Offizier in den Kopf zu schießen. Das war mindestens genauso effektiv wie eine weitere Friedensdemonstration in Washington, D.C.“ Solche Sätze seien eine Verherrlichung von Mord und diese „lässig daherkommende Menschenverachtung“ sei abstoßend. „Solch inhumanes Denken hat nichts mit Anarchie zu tun!“, so Drücke.

Bücher

Englisch

  • Days of War, Nights of Love - Crimethink for Beginners (2000)
  • Evasion (2003)
  • Off the Map (2003)
  • Stone Hotel - Gedichte aus dem Gefängnis von Raegan Butcher (2003)
  • Rusty String Quartet - Gedichte von Raegan Butcher nach seiner Entlassung (2005)
  • Anarchy in the Age of Dinosaurs - von der Crimethinc nahen Curious George Brigade
  • Fire & Lightning - IvoryBell
  • In Search of the World: A Traveller's Almanac- IvoryBell
  • Recipes for Disaster - an Anarchist Cookbook (2004)
  • Curious George Brigade, Crimethinc, Co-Conspirators DIY Anarchy and Dinosaurous

Deutsch

  • Curious George Brigade, Crimethinc, Co-Conspirators: DIY Von Anarchie und Dinosauriern Unrast Verlag 2006 ISBN 3-89771-444-2

Zeitschriften und Flugschriften

  • Rolling Thunder
  • Fighting For Our Lives
  • Harbinger
  • DIY Guide 1&2
  • The Walls Are Alive
  • A Civilian's Guide to Direct Action
  • The Ex-Worker
  • Crimethinc Worker Bulletin 47 & 74
  • Inside Front
  • Hunter/Gatherer

Einzelnachweise

  1. Frequently Asked Questions {F.A.Q.} www.crimethinc.com, abgerufen 17. Februar 2008
  2. Stacy Thompson Punk Productions: Unfinished Business. Albany: SUNY Press, Seite 109. ISBN 0791461874
  3. Jed Brandt: Crimethinc: In love with love itself Red Flags, abgerufen 17. Februar 2008
  4. Kritik auf Anarkismo.net
  5. Bernd Drücke: Von Verbalradikalinskis und Dinosauriern in Graswurzelrevolution (GWR Nr. 312/Libertäre Buchseiten)