„Lulu (Oper)“ – Versionsunterschied

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'''Lulu''' ist nach ''[[Wozzeck (Berg)|Wozzeck]]'' die zweite, allerdings im 3. Akt unvollendet gebliebene Oper des österreichischen Komponisten [[Alban Berg]]. Das Fragment wurde am 2. Juni 1937 uraufgeführt. Es existiert eine Fertigstellung der [[Oper]] von [[Friedrich Cerha]], die am 24. Februar 1979 an der [[Pariser Oper]] unter der musikalischen Leitung von [[Pierre Boulez]] uraufgeführt wurde.
'''Lulu''' ist nach ''[[Wozzeck (Berg)|Wozzeck]]'' die zweite, allerdings im 3. Akt unvollendet gebliebene [[Oper]] des österreichischen Komponisten [[Alban Berg]]. Das Fragment wurde am 2. Juni 1937 uraufgeführt. Es existiert eine Fertigstellung der Oper von [[Friedrich Cerha]], die am 24. Februar 1979 an der [[Pariser Oper]] unter der musikalischen Leitung von [[Pierre Boulez]] uraufgeführt wurde.


Die Figur der Lulu steht im Mittelpunkt der beiden [[Tragödie]]n '' [[Erdgeist (Wedekind)|Erdgeist]]'' und ''Die Büchse der Pandora'' von [[Frank Wedekind]], die Berg zu drei Akten umarbeitete, wobei er den Wortlaut des Autors fast unverändert ließ. Lulu beschreibt den sozialen Aufstieg einer jungen Frau, bis zur Ermordung desjenigen, den sie am meisten geliebt hat, sowie im Anschluss daran ihren Fall, bis sie schließlich als Prostituierte endet und von ihrem letzten Liebhaber ermordet wird. Die Personenkonstellation in der Oper ist symmetrisch angelegt. Auf die ersten drei Liebhaber und Ehemänner – der Arzt, der Maler und Dr. Schön – folgen drei Kunden – der Professor (≈ Arzt), der Neger (≈ Maler) sowie als letzter Kunde Jack the Ripper (≈ Dr. Schön). Im Umfeld von Lulu leiden und sterben die Männer sowie auch eine lesbische Gräfin, welche ihrem Charme erliegt und sich sogar für sie ins Krankenhaus legt und ihre Krankheit holt und am Schluss von Lulus Mörder ebenfalls ermordet wird.
Die Figur der Lulu steht im Mittelpunkt der beiden [[Tragödie]]n '' [[Erdgeist (Wedekind)|Erdgeist]]'' und ''Die Büchse der Pandora'' von [[Frank Wedekind]], die Berg zu drei Akten umarbeitete, wobei er den Wortlaut des Autors fast unverändert ließ. Lulu beschreibt den sozialen Aufstieg einer jungen Frau, bis zur Ermordung desjenigen, den sie am meisten geliebt hat, sowie im Anschluss daran ihren Fall, bis sie schließlich als Prostituierte endet und von ihrem letzten Liebhaber ermordet wird. Die Personenkonstellation in der Oper ist symmetrisch angelegt. Auf die ersten drei Liebhaber und Ehemänner – der Arzt, der Maler und Dr. Schön – folgen drei Kunden – der Professor (≈ Arzt), der Neger (≈ Maler) sowie als letzter Kunde Jack the Ripper (≈ Dr. Schön). Im Umfeld von Lulu leiden und sterben die Männer sowie auch eine lesbische Gräfin, welche ihrem Charme erliegt und sich sogar für sie ins Krankenhaus legt und ihre Krankheit holt und am Schluss von Lulus Mörder ebenfalls ermordet wird.
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== Handlung ==
=== Erster Akt ===
Handlung des ersten Aktes

=== Zweiter Akt ===
Handlung des ersten Aktes

=== Dritter Akt ===
Handlung weiterer Akte

== Stilistische Stellung ==
=== Musik ===
(Charakteristiken wie durchkomponiert / Nummernoper mit gesprochenen Dialogen etc.; besondere Arien, markante oder berühmte Stellen (Gefangenenchor, Tristan-Akkord, Besonderheiten der Besetzung o. ä.) etc.)

=== Textdichtung ===
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== Geschichtliches ==

Alban Berg hatte das seinerzeit von der Zensurbehörde verbotene Theaterstück ''[[Die Büchse der Pandora (Wedekind)|Die Büchse der Pandora]]'' in einer geschlossenen Aufführung kennengelernt, die [[Karl Kraus]] am 29. Mai 1905 im [[Wien]]er [[Trianon-Theater]] veranstaltet hatte. Ab 1928 arbeitete er mit Unterbrechungen an der Vertonung der ''Lulu''-Tragödie. Im Frühjahr 1934 war die Komposition im [[Particell]] weitgehend fertiggestellt, und Berg beearbeitete einzelne Teile seiner Opernskizze als konzertante ''Lulu-Sinfonie''. 1935 unterbrach Berg unter dem Eindruck des Todes von [[Manon Gropius]] die Arbeit ein weiteres Mal, um zu ihrem Andenken sein [[Violinkonzert (Berg)|Violinkonzert]] zu komponieren. Mit dieser Arbeit kam er zügig voran, doch erkrankte er kurz nach dessen Vollendung an einer [[Blutvergiftung]], an deren Folgen er am 24. Dezember 1935 starb, ohne dass er die Arbeit an ''Lulu'' nochmals hätte aufnehmen können.

Zu diesem Zeitpunkt lagen von der Oper der 1. und der 2. Akt als vollständig instrumentierte [[Partitur]] vor. Vom 3. Akt, dessen Particell 1326 [[Takt (Musik)|Takte]] umfasst, sind die ersten 268 Takte instrumentiert, sowie der Aktschluss und die beiden letzten [[Satz (Musikstück)|Sätze]] der ''Lulu-Sinfonie'', die dem 3. Akt entnommen sind, insgesamt 390 Takte.

Alban Bergs Witwe [[Helene Berg|Helene]] bemühte sich zunächst, [[Arnold Schönberg]], [[Anton Webern]] und [[Alexander von Zemlinsky]] für eine Vollendung des Werks zu gewinnen, die jedoch alle aus Zeitgründen absagen mussten. Aus diesem Grund wurde die Oper am 2. Juni 1937 in Zürich als Fragment uraufgeführt: auf die ersten beiden Akte folgte eine [[Pantomime]] zu der Musik der beiden Sätze der ''Lulu-Sinfonie''. Die Uraufführung wurde ein großer Erfolg, und Helene Berg schloss daraus, dass die Oper auch als Torso aufführbar sei. Infolgedessen lehnte sie in der Folgezeit alle Versuche ab, die Oper von dritter Hand vollenden zu lassen.

Der österreichische Musikwissenschaftler [[Friedrich Cerha]] hatte in den 1960er Jahren Einsicht in die Quellen der Oper bekommen und ohne das Wissen von Helene Berg an einer Instrumentierung des 3. Akts gearbeitet. Allerdings gelang es erst nach Helene Bergs Tod 1976, die juristischen Hürden zu überwinden, und so gelangte das Werk am 24. Februar 1979 in einer Inszenierung des „[[Jahrhundertring]]“-Teams [[Pierre Boulez]] (Dirigent), [[Patrice Chéreau]] (Regie), [[Richard Peduzzi]] (Bühnenbild) und [[Jacques Schmidt]] (Kostüme) in der Pariser ''[[Opéra Garnier]]'' zur Uraufführung.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Attila Csampai: ''Alban Berg, Lulu: Texte, Materialien, Kommentare''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1985, ISBN 3499173409
* Attila Csampai: ''Alban Berg, Lulu: Texte, Materialien, Kommentare''. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1985, ISBN 3499173409.
* Rudolf Kloiber, Wulf Konold, Robert Maschka: ''Handbuch der Oper.'' Neuausgabe. 11., durchgesehene Auflage. Bärenreiter/dtv, Kassel u. a./München 2006, ISBN 3-423-34132-7.
* Werner König: ''Lulu und der Todeston ihrer Opfer. Reinhold Hammerstein zum 85. Geburtstag.'' In: ''Archiv für Musikwissenschaft,'' 58. Jg. 2001, Heft 1.
* Werner König: ''Lulu und der Todeston ihrer Opfer. Reinhold Hammerstein zum 85. Geburtstag.'' In: ''Archiv für Musikwissenschaft,'' 58. Jg. 2001, Heft 1.
* Werner König: ''Studien zu Alban Bergs Oper „Lulu“''. Schneider, Tutzing 2008, ISBN 978-3-7952-1251-3
* Werner König: ''Studien zu Alban Bergs Oper „Lulu“''. Schneider, Tutzing 2008, ISBN 978-3-7952-1251-3.
* Dieter Zöchling: ''Die Chronik der Oper.'' Chronik Verlag, Dortmund 1990, ISBN 3-86047-129-5.
* Beiheft zur LP-Kassette ''Alban Berg: Lulu'', Dirigent: Pierre Boulez, Deutsche Grammophon 2740 213 (1979). Mit Textbeiträgen von Pierre Boulez, Friedrich Cerha, Patrice Chéreau und Douglas Jarman.
* Programmheft zur Aufführung der Oper Frankfurt, Frankfurt am Main 2003


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 31. Juli 2008, 02:07 Uhr

Werkdaten
Originaltitel: Lulu
Originalsprache: deutsch
Musik: Alban Berg
Libretto: Alban Berg nach Frank Wedekind
Literarische Vorlage: Erdgeist und Die Büchse der Pandora von Frank Wedekind
Uraufführung: 2. Juni 1937 (unvollendet),
24. Februar 1979 (vollendet)
Ort der Uraufführung: Stadttheater, Zürich (1937)
Opéra Garnier, Paris (1979)
Spieldauer: ca. 3 Stunden
Personen
  • Lulu (Sopran)
  • Gräfin Geschwitz (Mezzosopran)
  • Garderobiere / ein Gymnasiast / ein Groom (Alt)
  • Der Medizinalrat (Sprechrolle)
  • Der Bankier (Bass)
  • Der Professor (stumm)
  • Der Maler / ein Neger (Tenor)
  • Dr. Schön / Jack the Ripper (Bariton)
  • Alwa, Dr. Schöns Sohn (Tenor)
  • Schigolch, ein Greis (Bass)
  • Ein Tierbändiger / ein Athlet (Bass)
  • Der Prinz / der Kammerdiener / der Marquis (Tenor)
  • Der Theaterdirektor (Bass)
  • Ein Clown (stumm)
  • Ein Bühnenarbeiter (stumm)
  • Der Polizeikommissär (Sprechrolle)
  • Eine Fünfzehnjährige (Sopran)
  • Ihre Mutter (Alt)
  • Eine Kunstgewerblerin (Mezzosopran)
  • Ein Journalist (Bariton)
  • Ein Diener (Bariton)

Lulu ist nach Wozzeck die zweite, allerdings im 3. Akt unvollendet gebliebene Oper des österreichischen Komponisten Alban Berg. Das Fragment wurde am 2. Juni 1937 uraufgeführt. Es existiert eine Fertigstellung der Oper von Friedrich Cerha, die am 24. Februar 1979 an der Pariser Oper unter der musikalischen Leitung von Pierre Boulez uraufgeführt wurde.

Die Figur der Lulu steht im Mittelpunkt der beiden Tragödien Erdgeist und Die Büchse der Pandora von Frank Wedekind, die Berg zu drei Akten umarbeitete, wobei er den Wortlaut des Autors fast unverändert ließ. Lulu beschreibt den sozialen Aufstieg einer jungen Frau, bis zur Ermordung desjenigen, den sie am meisten geliebt hat, sowie im Anschluss daran ihren Fall, bis sie schließlich als Prostituierte endet und von ihrem letzten Liebhaber ermordet wird. Die Personenkonstellation in der Oper ist symmetrisch angelegt. Auf die ersten drei Liebhaber und Ehemänner – der Arzt, der Maler und Dr. Schön – folgen drei Kunden – der Professor (≈ Arzt), der Neger (≈ Maler) sowie als letzter Kunde Jack the Ripper (≈ Dr. Schön). Im Umfeld von Lulu leiden und sterben die Männer sowie auch eine lesbische Gräfin, welche ihrem Charme erliegt und sich sogar für sie ins Krankenhaus legt und ihre Krankheit holt und am Schluss von Lulus Mörder ebenfalls ermordet wird.

Geschichtliches

Alban Berg hatte das seinerzeit von der Zensurbehörde verbotene Theaterstück Die Büchse der Pandora in einer geschlossenen Aufführung kennengelernt, die Karl Kraus am 29. Mai 1905 im Wiener Trianon-Theater veranstaltet hatte. Ab 1928 arbeitete er mit Unterbrechungen an der Vertonung der Lulu-Tragödie. Im Frühjahr 1934 war die Komposition im Particell weitgehend fertiggestellt, und Berg beearbeitete einzelne Teile seiner Opernskizze als konzertante Lulu-Sinfonie. 1935 unterbrach Berg unter dem Eindruck des Todes von Manon Gropius die Arbeit ein weiteres Mal, um zu ihrem Andenken sein Violinkonzert zu komponieren. Mit dieser Arbeit kam er zügig voran, doch erkrankte er kurz nach dessen Vollendung an einer Blutvergiftung, an deren Folgen er am 24. Dezember 1935 starb, ohne dass er die Arbeit an Lulu nochmals hätte aufnehmen können.

Zu diesem Zeitpunkt lagen von der Oper der 1. und der 2. Akt als vollständig instrumentierte Partitur vor. Vom 3. Akt, dessen Particell 1326 Takte umfasst, sind die ersten 268 Takte instrumentiert, sowie der Aktschluss und die beiden letzten Sätze der Lulu-Sinfonie, die dem 3. Akt entnommen sind, insgesamt 390 Takte.

Alban Bergs Witwe Helene bemühte sich zunächst, Arnold Schönberg, Anton Webern und Alexander von Zemlinsky für eine Vollendung des Werks zu gewinnen, die jedoch alle aus Zeitgründen absagen mussten. Aus diesem Grund wurde die Oper am 2. Juni 1937 in Zürich als Fragment uraufgeführt: auf die ersten beiden Akte folgte eine Pantomime zu der Musik der beiden Sätze der Lulu-Sinfonie. Die Uraufführung wurde ein großer Erfolg, und Helene Berg schloss daraus, dass die Oper auch als Torso aufführbar sei. Infolgedessen lehnte sie in der Folgezeit alle Versuche ab, die Oper von dritter Hand vollenden zu lassen.

Der österreichische Musikwissenschaftler Friedrich Cerha hatte in den 1960er Jahren Einsicht in die Quellen der Oper bekommen und ohne das Wissen von Helene Berg an einer Instrumentierung des 3. Akts gearbeitet. Allerdings gelang es erst nach Helene Bergs Tod 1976, die juristischen Hürden zu überwinden, und so gelangte das Werk am 24. Februar 1979 in einer Inszenierung des „Jahrhundertring“-Teams Pierre Boulez (Dirigent), Patrice Chéreau (Regie), Richard Peduzzi (Bühnenbild) und Jacques Schmidt (Kostüme) in der Pariser Opéra Garnier zur Uraufführung.

Literatur

  • Attila Csampai: Alban Berg, Lulu: Texte, Materialien, Kommentare. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1985, ISBN 3499173409.
  • Rudolf Kloiber, Wulf Konold, Robert Maschka: Handbuch der Oper. Neuausgabe. 11., durchgesehene Auflage. Bärenreiter/dtv, Kassel u. a./München 2006, ISBN 3-423-34132-7.
  • Werner König: Lulu und der Todeston ihrer Opfer. Reinhold Hammerstein zum 85. Geburtstag. In: Archiv für Musikwissenschaft, 58. Jg. 2001, Heft 1.
  • Werner König: Studien zu Alban Bergs Oper „Lulu“. Schneider, Tutzing 2008, ISBN 978-3-7952-1251-3.
  • Dieter Zöchling: Die Chronik der Oper. Chronik Verlag, Dortmund 1990, ISBN 3-86047-129-5.
  • Beiheft zur LP-Kassette Alban Berg: Lulu, Dirigent: Pierre Boulez, Deutsche Grammophon 2740 213 (1979). Mit Textbeiträgen von Pierre Boulez, Friedrich Cerha, Patrice Chéreau und Douglas Jarman.
  • Programmheft zur Aufführung der Oper Frankfurt, Frankfurt am Main 2003