„Klinische Psychologie“ – Versionsunterschied

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== Weblinks ==
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* [http://www.zpid.de/redact/category.php?cat=26 Umfangreiche Sammlung annotierter Links zur Klinischen Psychologie] aus dem [http://www.psychlinker.de/ ''PsychLinker des ZPID'']

* [http://www.bdp-klinische-psychologie.de/ BDP-Sektion Klinische Psychologie]
* [http://www.bdp-klinische-psychologie.de/ BDP-Sektion Klinische Psychologie]
* [http://www.psychologie.uni-kiel.de/fachschaft/downloads/Skript%20-%20Klinische_Psychologie_(unbekannt).pdf Skript zur Vorbereitung auf die Hauptdiplomsprüfung im Fach Klinische Psychologie]
* [http://www.psychologie.uni-kiel.de/fachschaft/downloads/Skript%20-%20Klinische_Psychologie_(unbekannt).pdf Skript zur Vorbereitung auf die Hauptdiplomsprüfung im Fach Klinische Psychologie]

Version vom 19. August 2008, 17:57 Uhr

Die Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die biologische, soziale, entwicklungs- und verhaltensbezogene sowie kognitive und emotionale Grundlagen psychischer Störungen, sowie Auswirkungen dieser Störungen und anderer Erkrankungen (z. B. neurologische Störungen, Krebs, chronische Herzleiden uvm.) auf das Erleben und Verhalten wissenschaftlich untersucht.

Immer dann, wenn interne (psychische oder somatische) oder externe (umweltbezogene, soziale usw.) Störungen auf Einzelne, Gruppen oder Systeme einwirken, untersucht die Klinische Psychologie mit den wissenschaftlichen Methoden und Erkenntnissen der Psychologie die Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, Wirkungsbedingungen und deren Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten, um diese zu beschreiben, daraus im wissenschaftlichen Prozess Erklärungen abzuleiten, Vorhersagen (wissenschaftlich informierte Prognosen) zu treffen und verschiedene Möglichkeiten zur Beeinflussung (Interventionen) zu entwickeln, diese Interventionen dann anwendungsorientiert umzusetzen, zu evaluieren und praktisch anzuwenden.

Gerade in der Klinischen Psychologie bilden psychologische Forschung (besonders in naturwissenschaftlicher Orientierung), Evaluation, sonstiges wissenschaftliches, wissenschaftlich fundiertes und evidenzbasiertes Vorgehen mit der praktischen Anwendung eine Einheit. Die Ausbildung wie auch die praktisch klinisch-psychologische berufliche Tätigkeit folgt dabei dem Scientist-Practitioner Modell. Auch deshalb ist eine Reduktion der Klinischen Psychologie auf eine rein praktische Psychologie nur oder vorwiegend zur Diagnostik und Behandlung ein populärer Irrtum. Auch in der Klinischen Psychologie nehmen kontrollierte Laborexperimente eine zentrale Stellung im Prozess des Erkenntnisgewinns ein.

Vor allem in Deutschland wird die Klinische Psychologie sehr weit definiert, da z. B. ein eigenständiges Teilgebiet der Counselling Psychology nicht existiert.

Die Klinische Psychologie umfasst theoretische Grundlagen, Methoden und Systeme für die Diagnose und Klassifikation (ICD-10, DSM-IV) psychischer Störungen, für ihre psychologische bzw. psychotherapeutische Behandlung, für Prävention und Rehabilitation. Sie überschneidet sich vielfach, wie alle Gebiete der Psychologie, mit anderen angewandten Teilgebieten der Psychologie. Sie ist, ebenfalls wie alle anderen Teilgebiete, fest und tief in allen Bereichen der Methodendisziplinen und der Grundlagendisziplinen verwurzelt. Auch hier ist eine gründliche, umfassende, wissenschaftliche Ausbildung in Psychologie unabdingbare Voraussetzung für das Studium der Klinischen Psychologie.

Primär ist die Klinische Psychologie allerdings Grundlagenforschung, indem sie aus der Erforschung von „gestörtem“ Erleben und Verhalten Rückschlüsse auf „normale“ psychische Funktionsbereiche liefert. Ebenso sucht sie auch im Rahmen angewandter Forschung nach den Ursachen und Wirkungszusammenhängen von gestörten Funktionsbereichen (z. B. gestörter Informationsverarbeitung, insbes. bei Vorliegen von bestimmter Erkrankungen wie z. B. Angststörungen) und erforscht in dem Zusammenhang auch Grundlagen zur Entstehung (bio-psycho-soziales Modell: Diathese-Stress-Modell), Symptomatik und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen bzw. psychiatrischen Erkrankungen (wie z. B. der Depression). Aus den Forschungsergebnissen ergeben sich Möglichkeiten, Methoden zur Veränderung zu entwickeln, die dann wiederum Forschungsgegenstand der Klinischen Psychologie sind. Insofern kann die Klinische Psychologie neben der Psychotherapie auch in Form von Trainings (Psychoedukatives Training, etc.), Beratung und Training von Angehörigen usw. psychologische Hilfestellungen leisten. Sie überschneidet sich hier mit der psychologischen Diagnostik und Intervention bzw. wird durch diese ergänzt. Dabei gehört die allgemeine psychologische Diagnostik (insbesondere Persönlichkeits- und Leistungsdiagnostik) und natürlich im Speziellen die klinisch-psychologische Diagnostik (ICD-10, DSM-IV) einschließlich Befundung und Begutachtung ebenso zum Aufgabenfeld der Klinischen Psychologie wie die evidenzbasierte Therapieplanung, die Therapieevaluation und das Qualitätsmanagement. Ein weiteres sehr wichtiges Forschungsgebiet der Klinischen Psychologie ist die Epidemiologie.

Ein Spezialgebiet der Klinischen Psychologie ist die Klinische Neuropsychologie, die sich klinisch-psychologisch mit schädigungsbezogenen Zuständen und Veränderungen des Zentralnervensystems und den sich daraus ergebenden gestörten Funktionsbereichen beschäftigt.

Analog gilt gleiches für das Spezialgebiet der Klinischen Kinder- und Jugendpsychologie, wie auch z. B. für die (evidenz-basierte) klinisch-psychologische Familienberatung und -therapie (die sich stark von der systemischen oder psychoanalytischen Familientherapie unterscheidet).

Die Klinische Psychologie überschneidet sich mit der Gesundheitspsychologie, die sich mit gesellschaftlichen Fragen nach wirksamer Prävention, gesundheitsförderlichem Verhalten (auch in Bezug auf die psychische Gesundheit) und den sozialen Faktoren von Krankheit sowie Stress beschäftigt. Vielfach wird diese aber auch als Teilbereich der Klinischen Psychologie klassifiziert.

Weitere Überschneidungspunkte existieren z. B. zur Arbeits- u. Organisationspsychologie (Stressfolgeerkrankungen, Auswirkungen von Schichtarbeit (z. B. Schlafstörungen), Traumata bei bestimmten Berufsgruppen (Rettungsdienst, Feuerwehr, Militär, Polizei), Mobbing uvm.).

Während die Klinische Psychologie ein Teil der Psychologie ist, so gehört die thematisch äquivalente, sich aber in wesentlichen Punkten von der Klinischen Psychologie unterscheidende Disziplin der Psychiatrie, wie auch die Psychosomatische Medizin zur Medizin.

Literatur

  • Ehlers, A. & Hahlweg, K. (Hrsg.) (1996). Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich D, Serie II, Bd.1: Grundlagen der Klinischen Psychologie. Göttingen: Hogrefe.
  • Hartje, W. & Poeck, K. (2006). Klinische Neuropsychologie. Stuttgart: Thieme (6. Aufl.).
  • Hayes, St. C., Barlow, D. H. & Nelson-Gray, R. O. (1999). The Scientist Practitioner: Research and Accountability in the Age of Managed Care. Boston: Allyn & Bacon (2nd Ed.)
  • Ilardi, S. S. & Roberts, M.C. (Eds.) (2003). Handbook of Research Methods in Clinical Psychology. Boston: Blackwell.
  • Kendall, P. C., Butcher, J. N. & Holmbeck, G. N. (Eds.) (1999). Handbook of Research Methods in Clinical Psychology. Indianapolis: Wiley (2nd Ed.).
  • Kazdin, A.E. (2002). Research Design in Clinical Psychology. Boston: Allyn & Bacon (4th Ed.).
  • Perrez, M. & Baumann, U. (Hrsg.) (2005). Lehrbuch Klinische Psychologie. Psychotherapie. Klassifikation, Diagnostik, Ätiologie, Intervention. Bern: Huber (3. Aufl.).
  • Petermann, F. (Hrsg.) (2002). Lehrbuch der Klinischen Kinderpsychologie und -psychotherapie. Göttingen: Hogrefe (5. Aufl.)
  • Reinecker, H. (Hrsg.) (2003). Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Modelle psychischer Störungen. Göttingen: Hogrefe (4. Aufl.).
  • Renneberg, B. & Hammelstein, P. (Hrsg.) (2006). Gesundheitspsychologie. Berlin: Springer.
  • Schwarzer, R. (Hrsg.) (2004). Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Einführung in die Gesundheitspsychologie. Göttingen: Hogrefe (3. Aufl.)