„Sohn Gottes“ – Versionsunterschied
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→Weblinks: Audiofeature Gottessöhne in monotheistischen Religionen Amenoteph (Altes Ägypten), Judentum, Christentum |
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* [http://www.theologie-systematisch.de/christologie/10menschheit.htm Aktuelle Literatur zur Gottessohnschaft Jesu Christi] |
* [http://www.theologie-systematisch.de/christologie/10menschheit.htm Aktuelle Literatur zur Gottessohnschaft Jesu Christi] |
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*[http://podster.de/episode/481488/download/2007_12_17_18_14_32_radiowissen_horusknabe_191207__a.mp3 Audiofeature über Gottes-Söhne in monotheistischen Religionen: im alten Ägypten Amenotephs, im Judentum, im Christentum; auf Bayern2 Radiowissen Mediathek] |
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Version vom 8. November 2008, 19:46 Uhr
Der Ausdruck Sohn Gottes oder Gottessohn ist ein Ehrentitel in einigen Religionen des Altertums. Im Judentum bezeichnet er das erwählte Volk, einzelne gerechte Israeliten, von JHWH erwählte Könige Israels und manchmal den erwarteten Messias.
Im Christentum wird Jesus von Nazaret als einziger Sohn Gottes verkündet und geglaubt, den Gott von Ewigkeit her zur Erlösung aller Menschen gesandt habe. Das Glaubensbekenntnis zu Jesus Christus als dem menschgewordenen Sohn Gottes wurde bis zum Konzil von Chalcedon (451) zum Kernbestand der kirchlichen Christologie und Trinitätslehre.
Alter Orient und Antike
Ein Herrscher wurde in der Gottkönigsideologie altorientalischer Großreiche seit etwa 2000 v. Chr. oft als Gottessohn bezeichnet. In Altägyten bezeichnete man den Pharao als Sohn des Gottes Amun. Im Hellenismus wurde Alexander der Große als „Sohn des Zeus“ verehrt. Diesen Titel übernahmen die Seleukiden.
Nach Tod und Vergottung Julius Caesars ließ sich Augustus ab 27 v. Chr. als erster römischer Kaiser „Gottessohn“ (theou hyios) und „Gott aus Gott“ (theos ek theou) nennen. Dies begründete den römischen Kaiserkult, den die folgenden römischen Kaiser fortsetzten.
Judentum
Der Tanach grenzt den Glauben der Israeliten gegen den Polytheismus, seine Götterpantheone und gegen die Vergötterung von Lebewesen und Gegenständen ab. Dies zeigen gerade die Stellen, die Einflüsse altorientalischer Mythologie spiegeln: So zeugen die Gottessöhne in Gen 6,2 EU mit langem Leben ausgezeichnete Nachkommen Adams, also Menschen, keine Götter. Sohn Gottes nennt Hos 11,6 EU das ganze erwählte Volk Israel.
Einige Bibelstellen - Ps 2,7 EU, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|2_Sam]] 7,14 EU, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|1_Chr]] 17 EU - zeigen den Einfluss der altorientalischen Hofsprache, die den Ausdruck Sohn Gottes auf einen menschlichen Herrscher bezog. Dabei fehlt die Vorstellung, der König sei physisch von Gott „gezeugt“; der Titel drückt hier vielmehr eine Personenwahl nach Analogie einer Adoption aus. Der König wird damit zum Führer des ganzen erwählten Gottesvolks beauftragt und rechtlich zur Einhaltung von Gottes Willen verpflichtet.[1]
Die Schriften aus Qumran (entstanden etwa 200-100 v. Chr.) kombinieren den Titel des Messias einmal mit den Titeln Sohn Gottes und Sohn des Höchsten (4Q 246). Dagegen fehlt der Sohn-Gottes-Titel in allen jüdischen Schriften, die vom Messias reden, zwischen 100 vor und 100 nach Chr.
Christentum
Neues Testament
Das Urchristentum bezog den aus der Bibel bekannten Titel exklusiv auf Jesus von Nazaret, um dessen einzigartiges Verhältnis zum Gott Israels auszudrücken. „Sohn Gottes“ oder „(der) Sohn“ ist neben Christus („Gesalbter“) und Kyrios („Herr“ als Gottesanrede) einer der häufigsten Hoheitstitel für Jesus im Neuen Testament (NT). Er taucht in fast allen NT-Schriften auf und fehlt nur in den Pastoralbriefen, dem 2. Thessalonicherbrief, Jakobusbrief, 1. Petrusbrief und Judasbrief. Auch in Eigenaussagen Jesu fehlt er, dafür findet sich dort immer der Titel des Menschensohns.[2]
Besonders das Markusevangelium stellt den Gottessohn-Titel von Anfang an in den Vordergrund (Mk 1,1 EU). Bei seiner Taufe habe Gott Jesus zu seinem geliebten Sohn erklärt (Mk 1,11 EU). Damit bekräftigt Markus Israels Erwählung zum Volk Gottes, aus dem Jesus stammt. Dies greifen andere NT-Schriften auf (Joh 1,14 EU, Hebr 2,9 EU, [[Vorlage:Bibel: Angabe für das Buch ungültig!|Phi]] 2,7 EU u.ö.). Zeichen der Gottessohnschaft Jesu sind in den Evangelien u.a. seine Heilungswunder, die Sündenvergebung, die vollmächtige Auslegung der Tora.
Patristik
Die Kirchenväter Clemens von Alexandrien im 2. Jahrhundert und Origenes im 3. Jahrhundert lehren, dass der Logos, der in Jesus verkörpert sei, notwendig sei für Gott, sich der physischen und der geistigen Welt zu offenbaren. Der Logos-Jesus sei ebenso ewig wie der Gott.
Arius im 4. Jahrhundert meinte, der Logos-Jesus sei, wie Origenes es lehre, dem Vater (= Gott) untergeordnet, nicht vom Vater ewig gezeugt, kein richtiger Gottessohn, diese Bezeichnung sei ein Ehrenname und Jesus ein Adoptiv-Sohn Gottes.(Arianismus)
Athanasius ist, ebenfalls im 4. Jahrhundert, ein entschiedener Gegner des Arius. Er lehrte, dass der Logos-Jesus als ewige Zeugung Gottes, des Vaters, nur aus dem Vater, dem Urprinzip emaniert sei: "Christus ... mit dem Zusatznamen Jesus, ist der menschgewordenen Logos oder Sohn Gottes, die 2. Person der Dreifaltigkeit mit einer menschlichen Natur." [3]. Der Sohn sei also ebenso Gottheit wie der Vater, in Homousie (=Wesensgleichheit) und nicht Homoiusie (= Wesensähnlichkeit). Letztere Vorstellung wurde im Konzil zu Nicäa 325 Kirchengrundlehre. Das NT erhebt damit u. a. Jesus zum zentralen Thema.
Mystik
In der Mystik des Meister Eckhart erscheint der "Sohn Gottes" als Ziel der Selbst-Erkenntnis des Menschen: Die Leute wähnen, da und da sei Gott einmal Mensch geworden. Dem ist nicht also; denn Gott ist sowohl hier wie dort Mensch geworden und um und um ist er Mensch geworden, auf dass er auch dich als seinen eingeborenen Sohn gebäre und als nichts weniger.[4]
Literatur
- Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Herder, Freiburg 2007 ISBN 978-3-451-29861-5
Einzelnachweis
- ↑ Martin Karrer: Jesus Christus im Neuen Testament, Göttingen 1998, S. 191
- ↑ Martin Karrer: Attribute und Benennungen Jesu, in: Jesus Christus im Neuen Testament, Göttingen 1998, S. 352f
- ↑ Joseph Pohle, in: Kirchliches Handlexikon, von Michael Buchberger, I, Sp. 927
- ↑ Meister Eckhart, Vom Wunder der Seele, Eine Auswahl aus den Traktaten und Predigten, Reclam Universal Bibliothek Nr. 7319, S. 55