Attribut (Grammatik)

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Attribut, deutsch auch Beifügung, ist ein Begriff aus der Grammatik und bezeichnet Ausdrücke, die innerhalb eines Satzgliedes zugesetzt werden.

Der Begriff Attribut bzw. attributive Konstruktion hat allerdings oft einen noch engeren Sinn und bezeichnet dann eine syntaktische Kombination eines Ausdrucks mit einem Substantiv.[1] In diesem Sinn nennt man das Adjektiv schnell in schnelles Auto ein attributives Adjektiv, im Gegensatz zum prädikativen Gebrauch in dem Satz Das Auto ist schnell.

In einem weiteren Sinn ist von Attributen jedoch nicht nur im Zusammenhang mit Substantiven, sondern auch mit anderen Arten von Bezugswörtern die Rede, also für Konstruktionen mit einem Pronomen, Adjektiv, Adverb oder Partizip. Nur Begleiter eines Verbs werden nie als Attribute bezeichnet, weil dies genau die Elemente sind, die als Satzglieder bezeichnet werden.

Attribute stehen abhängig von ihrer Wortart im Deutschen als vorangestelltes Linksattribut oder als nachgestelltes Rechtsattribut.

Die traditionelle Kategorie Attribut läuft quer zu einigen grundlegenden Unterscheidungen, die ansonsten in der Linguistik getroffen werden: Manche Attribute sind regiert und sind semantisch gesehen Argumente eines Substantivs, andere sind freie Zusätze und dienen als Modifikatoren, manche sind sogar nur sehr locker integriert und haben einen Status, der dem von Parenthesen ähnelt (v. a. Appositionen, die auch nicht immer zu den Attributen gezählt werden).

Attribute beim Substantiv

Typen und Stellung von Attributen

Beim Bezugswort Substantiv können im Deutschen Links- und Rechtsattribute stehen, abhängig von der Wortart des Attributs und von der Bedeutung der Konstruktion. Die folgenden Beispiele verdeutlichen die möglichen Konstruktionen (die Attribute sind durch Kursivschrift, die Bezugswörter durch Fettschrift markiert):

  • Adjektivische Attribute:
Das kleine Kind schreibt eine Klassenarbeit. (Adjektiv, Linksattribut)
Ein schlafender Hund liegt auf der Wiese. (Partizip, Linksattribut)
Ich arme Jungfer zart, ach, hätt ich genommen den König Drosselbart! (Adjektiv als Rechtsattribut, altertümlich)
Das Kind, klein und ängstlich, schreibt eine Klassenarbeit. (Adjektivgruppe als Apposition, Rechtsattribut)
  • Substantivische Attribute:
Peters Fahrrad ist in der Werkstatt. (Substantiv als Genitivattribut, Linksattribut)
Das Bellen des Hundes weckte mich. (Substantivgruppe als Genitivattribut, Rechtsattribut)
Herr Gehrig, unser Lehrer, ermahnt uns oft. (Apposition, Rechtsattribut)
  • Adverbien als Attribute:
Das Haus dort wird verkauft. (Adverb, Rechtsattribut)
Das Haus dort hinten wird verkauft. (Adverbgruppe, Rechtsattribut)
Siehe auch: Adverb#Nicht-adverbiale Verwendungen von Adverbien
Siehe außerdem den Begriff adverbielles Attribut unter: Adverbiale Bestimmung#Adverbial und Attribut.
  • Präpositionale Attribute:
Die Uhr am Turm schlug zehn. (Präpositionalgruppe, Rechtsattribut)
  • Attributsätze
Die Frau, die ich dort sehe, trägt einen roten Hut. (Relativsatz, Rechtsattribut)
Die Behauptung, dass die Erde eine Scheibe ist … (Inhaltssatz, Rechtsattribut)
Das Risiko, enttarnt zu werden, war zu groß. (Infinitivgruppe, Rechtsattribut)

Umstellprobe

Attribute sind Wortgruppen, die bei der Umstellprobe meistens ihre Stellung bezüglich eines Substantivs nicht verändern, sondern nur zusammen mit dem ganzen Satzglied im Satz umgestellt werden. Zum Beispiel kann die ganze Wortgruppe „Ein rotes Tuch“ im Satz vorangestellt werden, und so als Satzglied erwiesen werden; das Adjektiv kann jedoch als Attribut nicht aus dem Satzglied herausgezogen und allein vorangestellt werden:

Sarah trägt ein rotes Tuch. ↔ Ein rotes Tuch trägt Sarah.
*nicht: Rotes trägt Sarah ein Tuch.

Teilweise kann allerdings umgekehrt ein Adjektivattribut zurückbleiben, wenn ein Substantiv vorangestellt wird, zumindest bei indefiniten Ausdrücken im Plural (sogenannte „gespaltene Topikalisierung“):

Tücher trägt Sarah nur rote.

Diese Fälle stellen ein Problem für die traditionelle Satzglieddefinition dar.

Außerdem können Relativsätze, Infinitivgruppen und manchmal Präpositionalgruppen im Satz von dem Substantiv getrennt werden, auf das sie sich beziehen, indem sie im Nachfeld erscheinen:[2]

Das Risiko ist groß, entdeckt zu werden.
Ich habe eine Frau gesehen, die ein rotes Tuch trug.
Relativsätze können von dem Substantiv getrennt werden, auf das sie sich beziehen.

Attribute beim Adjektiv

Traditionell können auch Begleiter des Adjektivs als Attribute zum Adjektiv bezeichnet werden.[3] Meistens wird jedoch der Gebrauch eines Adjektivs, das ein anderes Adjektiv modifiziert, als adverbieller Gebrauch bezeichnet,[4] so dass der Ausdruck „attributives Adjektiv“ in aller Regel ein Adjektiv meint, das ein Substantiv begleitet.

Weblinks

Wiktionary: Attribut – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Beifügung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Siehe z. B. Peter Eisenberg: Grundriss der deutschen Grammatik. Band 2, Metzler, Stuttgart/Weimar 2006, S. 235: Attribute spezifizierten vor allem das Nomen; so sei die primäre Aufgabe der Attribute, das von einem Substantiv Bezeichnete näher zu bestimmen.
  2. Vgl. Karin Pittner & Judith Berman: Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. 4. Auflage. Narr, Tübingen 2010, S. 40–41.
  3. Christa Dürscheid: Syntax: Grundlagen und Theorien. 4. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, S. 43, verweist auf die Dudengrammatik 1998 für ein Beispiel einer solchen Redeweise, im Gegensatz zu späteren Auflagen der Dudengrammatik.
  4. Duden: Die Grammatik. 8. Auflage. 2009, S. 355.