Leise rieselt der Schnee

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Instrumentalversion für Gitarre und Cello

Leise rieselt der Schnee ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder in deutscher Sprache. Es wurde vom evangelischen Pfarrer Eduard Ebel (1839–1905) 1895 in Graudenz gedichtet und unter dem Titel Weihnachtsgruß in dessen Band Gesammelte Gedichte veröffentlicht.[1] Auch die Komposition der Melodie wird Ebel oft zugeschrieben, doch ist diese Angabe unsicher[2] und offenbar unbelegt, zumal Ebels eigene Veröffentlichung nur den Text enthält.[1] Nach anderen Angaben ist die Melodie eine Volksweise,[3] die Ebel möglicherweise selbst für sein Lied übernahm.[4] Wieder anderen Angaben zufolge soll die Melodie in Anlehnung an eine Musette (1792) von Daniel Gottlob Türk (1750–1813) entstanden sein;[5][6] die Ähnlichkeit der Melodien betrifft allerdings nur die ersten eineinhalb Takte.

Melodie


\relative c'' { \key g \major  \time 6/8 \autoBeamOff
             b4 b8 a b a | g4.~ g4 r8
             g4 e8 g fis e | d4.~ d4 r8
             a'8 gis a c b a | g4.~ g4 r8
             a8. e16 e8 fis e fis | g4.~ g4 r8 \bar "|."

}
\addlyrics {
     Lei -- se rie -- selt der | Schnee,
     still und starr liegt der | See,
     weih -- nacht -- lich glän -- zet der | Wald:
     Freu -- e dich, Christ -- kind kommt bald.

}

Text

Text des Weihnachtsgrußes in Eduard Ebels Gesammelten Gedichten (1895)

Leise rieselt der Schnee,
Still und starr liegt der See,
Weihnachtlich glänzet der Wald:
Freue Dich, Christkind kommt bald.

In den Herzen ist’s warm,
Still schweigt Kummer und Harm,
Sorge des Lebens verhallt:
Freue Dich, Christkind kommt bald.

Bald ist heilige Nacht;
Chor der Engel erwacht;
Horch’ nur, wie lieblich es schallt:
Freue Dich, Christkind kommt bald.[1]

Hintergrund

Eduard Ebel selbst bezeichnete sein Gedicht ursprünglich einfach als „ein Kinderlied“.[1] Es ist kein Verkündigungs- oder Glaubenslied, das einen liturgischen Platz in der Adventszeit hätte, doch bewahrt es die Ehrfurcht vor der Weihe der „heiligen Nacht“,[7] und ist durch die ausgesprochene Erwartung des Kommens des Christkinds als Lied für die Vorweihnachtszeit gekennzeichnet. Die Volkskundlerin Ingeborg Weber-Kellermann rechnet das Lied zu den „mehr oder weniger banalen Potpourrilieder[n]“.[8] Es zählt zu den bekanntesten Weihnachtskinderliedern.[2]

Rezeption

Das Lied wurde wiederholt als Vorlage spöttischer Parodien genutzt. So sangen etwa Schulkinder in den 1980er Jahren:

Leise rieselt die Vier
auf das Zeugnispapier.
Horcht nur, wie lieblich es schallt,
wenn mir mein Vater ’n paar knallt![8]

Eine weitere Parodie schrieb 1969 der Kabarettist Dieter Süverkrüp.[9] Auch aus der DDR ist eine Parodie aus dem Jahr 1988 überliefert, die einen möglichen Unfall im (nicht in Betrieb gegangenen) Kernkraftwerk Stendal zum Thema hat.[10]

Commons: Leise rieselt der Schnee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Weihnachtsgruß – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. a b c d Eduard Ebel: Gesammelte Gedichte. Gaebel, o. O. [Graudenz] 1895, S. 86 (Scans auf Wikimedia Commons).
  2. a b Theo Mang, Sunhilt Mang (Hrsg.): Der Liederquell. Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0850-8, S. 1005–1006.
  3. Walter Hansen: Advents- und Weihnachtslieder. Mosaik, München 1979, ISBN 3-570-07253-3, S. 74.
  4. Christa Holtei, Tilman Michalski: Das große Familienbuch der Weihnachtslieder. Sauerländer, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-7941-7629-8, S. 36 f.
  5. Roland Burmeister: Die Musikstellen bei Arno Schmidt: chronologisches Stellenverzeichnis zum Gesamtwerk von Arno Schmidt mit Erläuterungen & Kommentaren. Häusser, Darmstadt 1991, ISBN 3-927902-57-8, S. 623 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  6. Daniel Gottlob Türk: Nr. 37: Musette. In: 120 Handstücke für angehende Klavierspieler, Erster Theil, S. 16: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
  7. Friedrich Haarhaus (Hrsg.): Macht hoch die Tür. Die schönsten Adventslieder. Benno, Leipzig 2012, ISBN 978-3-7462-3491-5, S. 18 f.
  8. a b Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder. B. Schott’s Söhne, Mainz 1982, ISBN 3-7957-2061-3, S. 195.
  9. Zuerst in: Uwe Wandrey (Hrsg.): Stille Nacht allerseits! Ein garstiges Allerlei. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1972, ISBN 3-499-11561-1, S. 113 f. Abgedruckt in: Udo Achten (Hrsg.): Süverkrüps Liederjahre 1963–1985 ff. Grupello, Düsseldorf 2002, ISBN 3-933749-88-3, S. 148 f.
  10. Ralf Mattern: Verbotene Lieder! Verlorene Lieder? Texte aus der DDR 1984–1989. BoD – Books on Demand, 2001, ISBN 3-8311-2576-7, S. 84 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).