Ala Gallorum Sebosiana

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. April 2022 um 22:43 Uhr durch Agentjoerg (Diskussion | Beiträge) (überarbeitet und ergänzt).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Das Militärdiplom vom 19. Januar 103 n. Chr. (CIL 16, 48)

Die Ala Gallorum Sebosiana [Postumiana] (deutsch Ala der Gallier des Sebosus [die Postumianische]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften, Ziegelstempel, Bleisiegel, Schreibtäfelchen und die Historiae von Tacitus belegt. In dem Militärdiplom von 103 wird sie als Ala II Gallorum Sebosiana bezeichnet, in den Militärdiplomen von 178 als Ala Sebosiana Gallorum, in einer Inschrift[1] sowie in den Ziegelstempeln als Ala Sebusiana und in den sonstigen Inschriften sowie in den Schreibtäfelchen als Ala Sebosiana.

Namensbestandteile

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • II: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die zweite (lateinisch secunda). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala secunda .. ausgesprochen.
  • Gallorum: der Gallier. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Gallier rekrutiert.
  • Sebosiana: des Sebosus. Die Reitereinheiten der Gallier wurden oft nach einem ihrer ersten Kommandeure benannt. Als möglicher Namensgeber wird Statius Sebosus genannt.[A 1]
  • Postumiana: die Postumianische. Eine Ehrenbezeichnung, die sich auf Postumus (260–269) bezieht. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[2] vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Die Ala war in Germania und in der Provinz Britannia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[3] für die Jahre 103 bis 178 n. Chr. aufgeführt.[4][5]

Die Einheit war im 1. Jhd. im obergermanischen Heeresbezirk stationiert, wo sie durch Inschriften belegt ist. Tacitus erwähnt die Ala in seinen Historiae (Buch III, Kapitel 6)[6] als Ala Sebosiana; sie stand 69 während des Vierkaiserjahres auf Seiten von Vitellius.[4]

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Einheit in die Provinz Britannia verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 103 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Britannia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 122 bis 178 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Der letzte Nachweis der Ala beruht auf einer Inschrift,[2] die auf den 22. August eines Jahres zwischen 262 und 268 datiert ist.[A 2]

Standorte der Ala in Germania und Britannia waren möglicherweise:

  • Lancaster: zwei Inschriften,[9][A 3] ein Bleisiegel[10] und mehrere Ziegel[11] mit verschiedenen Stempeln der Einheit wurden hier gefunden.
  • Luguvalium (Carlisle): ein Schreibtäfelchen[12] aus Holz mit einem Text, in dem die Ala Sebosiana aufgeführt ist, wurde hier gefunden.[13][A 4]

Ein zweites Schreibtäfelchen aus Holz mit einem Text, in dem die Ala aufgeführt ist, wurde in Vindolanda[14] gefunden. Ein weiteres Bleisiegel[15][A 5] wurde in Verteris gefunden.

Angehörige der Ala

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[4]

Commons: Ala Gallorum Sebosiana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Laut John Spaul wurde dies von Eric Birley vorgeschlagen.
  2. Die Inschrift wird bei der EDCS auf 263/268 und bei RIB auf 262/266 datiert.
  3. a b Durch die Inschrift RIB 605 ist belegt, dass unter der Leitung des Präfekten Flavius Ammausius das Bad und die Basilica restauriert bzw. von Grund auf erneuert wurden.
  4. Laut Vindolanda Tablets Online deutet dies darauf hin, dass die Ala in Luguvalium stationiert war.
  5. a b Auf dem Bleisiegel steht VAL DEC. Dies wird bei der EDCS zu Val(erius) dec(urio) ergänzt.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Inschrift mit Sebusiana (RIB-01, 00605).
  2. a b Inschrift mit Postumiana (RIB-01, 00605).
  3. Militärdiplome der Jahre 103 (CIL 16, 48), 122 (CIL 16, 69), 127 (RMD 4, 240) und 178 (RMD 3, 184, RMD 4, 293, RMD 4, 294).
  4. a b c John E. H. Spaul, Ala², S. 198–199.
  5. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 157 Tabelle 1 (PDF).
  6. Tacitus, Historiae, III, 6 (Online; englische Übersetzung).
  7. Inschriften aus Borbetomagus (AE 1899, 191, CIL 13, 6236).
  8. Inschrift aus Mogontiacum (Finke 216).
  9. Inschriften aus Lancaster (RIB-01, 00600, RIB-01, 00605).
  10. Bleisiegel aus Lancaster: Stempel AL S (RIB-02-01, 02411,088).
  11. Ziegel aus Lancaster: Stempel ALE SEBUSIA (RIB-02-04, 02465,1,1 bis RIB-02-04, 02465,1,3), AL SBUSIA (RIB-02-04, 02465,2,1 bis RIB-02-04, 02465,2,5).
  12. Schreibtäfelchen aus Luguvalium (AE 1998, 852).
  13. Locations around Vindolanda. Vindolanda Tablets Online, abgerufen am 10. April 2022.
  14. Schreibtäfelchen aus Vindolanda (Vindolanda 00671).
  15. Bleisiegel aus Verteris: Stempel ALA SEB VAL DEC (RIB-02-01, 02411,089).