Spondylarthrose

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Klassifikation nach ICD-10
M47 Spondylose (Inkl.: Degeneration der Gelenkflächen)
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)
Wirbelsäule mit Spondylarthrose (aber nicht an den Facettengelenken, sondern an den Wirbelkörpern) – Grab eines 40- bis 60-jährigen Mannes aus dem Frühmittelalter (Exponat im Museum der St. Prokulus Kirche in Naturns [Südtirol])

Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können die Wirbelbogengelenke (Facettengelenke) betreffen, man spricht dann von Spondylarthrose (syn. Spondylarthrosis deformans), einer Verschleißerkrankung (nämlich einer Arthrose) der kleinen Zwischenwirbelgelenke. Wenn auch diese Gelenke, vergleicht man sie mit einem Knie, recht klein sind, können hier alle Vorgänge, die zu einer Arthrose gehören, ebenfalls auftreten. Der Körper reagiert auf die geschädigten Knorpelflächen mit Verbreiterungen der knöchernen Anteile, der unter dem Knorpel gelegene Knochen wird verdichtet, sklerosiert. Die Gelenkkapsel schwillt an, es kommt zur Ergussbildung. Eine Form der Spondylarthrose ist das Facettengelenksyndrom (M47.2 nach ICD-10).

Die aus dem Spinalkanal entspringende Nervenwurzel verläuft in unmittelbarer Nähe des Wirbelbogengelenkes. Der degenerativ verursachte Reizzustand des Gelenkes führt oft zu einer Quetschung oder Irritation der Nervenwurzel, was sich, je nach betroffenem Segment, dann als Lumbalgie, Ischialgie oder Cervicobrachialgie auswirken kann.

Degenerative Veränderungen an Wirbelkörpern (und Intervertebralräumen) werden als Spondylosis deformans (syn. Spondylose) bezeichnet.

Diagnostik

Die Anamnese liefert erste Hinweise, immer wieder auftretende Schmerzzustände, manchmal an die Jahreszeit gekoppelt, haben oft arthrotische Veränderungen der Wirbelgelenke zum Hintergrund. Der klinische Befund ist oft nicht eindeutig, die von außen festzustellenden Schmerzen und Funktionsausfälle können ganz verschiedene Ursachen haben.

Bildgebende Verfahren

Röntgenaufnahmen des betroffenen Wirbelsäulenabschnittes zeigen recht deutlich die Verdichtungen im gelenknahen Bereich des Knochens. Konventionell radiologisch ist die Differenzialdiagnose zur ankylosierenden Spondylitis schwierig. Die Computertomographie stellt diese Veränderungen wesentlich klarer dar. Die Magnetresonanztomographie ist weniger gut zur Darstellung knöcherner Veränderungen geeignet.

Therapie

Sinnvoll ist es immer, eine Erkrankung gar nicht erst zustande kommen zu lassen. Ausgleichssport wie Schwimmen und Laufen sowie stabilisierende Gymnastik sind zur Vorbeugung wertvoll.

Physiotherapie, wie zum Beispiel verschiedene Formen der Massage, Gymnastik, Elektrotherapie, Hydrotherapie, aber auch Übungen zur gezielten Entspannung sind nützlich. Ein Allheilmittel gibt es auch in diesem Zusammenhang nicht, vor der Therapie ist eine genaue Diagnostik unumgänglich, sonst können auch normalerweise gut verträgliche Maßnahmen das Krankheitsbild verschlimmern.

Abhängig von der Stärke der Beschwerden kann eine medikamentöse Schmerztherapie notwendig werden, auch die gezielte, lokale Infiltration kann sehr hilfreich sein. Eine weitere Möglichkeit stellt die Facetteninfiltration unter CT-Kontrolle dar, eine Dosis kristallines Cortison zusammen mit einem Mittel zur örtlichen Betäubung wird dabei in die Gelenkräume gespritzt.

Akupunktur zur Schmerzbehandlung hat den großen Vorteil, frei von wesentlichen Nebenwirkungen zu sein. Die Indikation zu operativen Maßnahmen ist genauso zurückhaltend zu handhaben wie bei Bandscheibenoperationen.

Besonders die Stellung der Indikation, also ob nun der Bandscheibenraum (etwa bei Chondrose) operativ angegangen wird oder das veränderte Wirbelgelenk, birgt einige Möglichkeiten des Fehlschlages: Wenn die Beschwerden in Wirklichkeit aus dem Wirbelgelenk stammen, der Bandscheibenraum jedoch operativ ausgeräumt wird, rutscht das Bewegungssegment weiter zusammen. Die degenerativ vorgeschädigten Wirbelgelenke werden weiter ineinander gestaucht. Die Schmerzen nehmen zu. Dieser Vorgang wird als „Teleskoping“ bezeichnet. Liegt ein Bandscheibenvorfall vor, verstärkt die Operation der Wirbelgelenke die schon vorhandene Instabilität, auch hier verschlimmert sich das Krankheitsbild.

Wenn diese Therapiemaßnahmen nicht mehr greifen, ist eine operative Maßnahme erforderlich. Je nach Schweregrad werden folgende Operationstechniken durchgeführt:

  • Erweiterung des Spinalkanals, wobei Nervenkompressionen beseitigt werden.
  • Spondylodese, d. h. Versteifung mehrerer Wirbelsegmente.

Literatur

  • J. Münzenberg: Orthopädie in der Praxis. VCH-Verlag, 1988, ISBN 3-527-15320-9, S. 270–300.
  • R. Glauner: Röntgen (Band III – Gelenkverbindungen). Thieme-Verlag, 1973, ISBN 3-13-471201-6, S. 480–488.