Julius Lott (Sprachwissenschaftler)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Februar 2023 um 15:05 Uhr durch Mussklprozz (Diskussion | Beiträge) (+ Bild). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Julius Lott um 1900

Julius Lott (* 16. Februar 1845 in Fürstenfeld; † 21. Februar 1905[1] in Wien) war ein österreichischer Offizier, Eisenbahner und Interlinguist.

Leben

Im Jahre 1866 wurde Lott in der K.K. Artillerie-Akademie in Mährisch Weißkirchen zum Leutnant ernannt.[2] Nach dem Krieg gegen Preußen heiratete er in Wien Ernestine Paulizza. Gemeinsam arbeiteten sie für die Kaiser Ferdinands-Nordbahn am Wiener Nordbahnhof[3].

Seine Leidenschaft galt den Sprachen. Zuerst wurde er Volapükist, schlug Reformen dieser Sprache vor und schuf zwischen 1888 und 1890 die Plansprache Mundolingue. Die Reformvorschläge Lotts betreffend Volapük waren übrigens Inspirationsquelle für Arie de Jong, den Erneuerer von Volapük.

Lott war von der Idee eingenommen, dass die internationale Sprache ein Ausdrucksmittel (europäischer) menschlicher Zivilisation zu sein hat, v. a. der westlichen. Er schätzte den notwendigen Umfang eines internationalen Wörterbuchs auf 10.000 Wortwurzeln, die man auswählen und dann auch einhalten solle, um eine Sprache zu schaffen. Man benütze dabei bereits vorhandenes Material und erfinde nicht eigene Prinzipien. Im April 1893 erschien in der Fachzeitschrift La Esperantisto ein Brief über eine neue, von Lott vorgeschlagene Plansprache, nachzulesen in dessen Zeitung Le Kosmopolit. Auch Ludwig Zamenhof wusste von Lotts Arbeit auf dem Terrain internationaler Sprachen und kommentierte dies in eigenen Werken.

Lott wurde 1891 durch ein Buch von Alberto Liptay über eine katholische Sprache, mit Vorstellungen ähnlich den eigenen inspiriert. Er korrespondierte mit Edgar von Wahl, František Vladimír Lorenc und Liptay, der seinem Projekt mit Rat zur Seite stand. Im Jahre 1892 begann Lott mit der Herausgabe der Zeitschrift Le Kosmopolit, die bis 1894 erschien. Eine letzte Version seines Sprachprojekts erschien 1900.

Die Grabstelle der Familie befindet sich am Zentralfriedhof in Wien.

Werke

  • 1885. Unterrichtsbriefe für das Selbststudium der Weltsprache Volapük. Wien: Selbstverl.
  • 1887. Schleyer's Volapük. Uebungsbuch zum schnellen Erlernen dieser internationalen Verkehrssprache. Wien: Selbstverl.
  • 1888. Die Kunst die internationale Verkehrssprache „Volapük“ schnell zu erlernen. Kurzgefaßte theoret.-prakt. Anleitung Schleyer's Volapük in kürzester Zeit durch Selbstunterricht sich anzueignen. Mit zahlr. prakt. Uebungs-Aufgaben, Dialogen... Wien, Pest, Leipzig: A. Hartleben's Verlag. archive.org
  • 1888. Ist Volapük die beste und einfachste Lösung des Weltsprache-Problems? 32 S., Wien.
  • 1889. Eine Compromiss-Sprache als beste und einfachste Lösung des Weltsprache-Problems. 32 S., Wien.
  • 1890. Un lingua internazional: Grammatika et vokabular pro angleses, germanes, romanes, et pro kultivates de tut mond, XLVI+298 S., Wien.
  • (nen dät). Grammatik der Weltsprache „Mondolingue“, herausgegeben von der Weltsprache-Gesellschaft. Deutsche Ausgabe, Leipzig.
  • 1892–1893. Le Kosmopolit: Gazette pro l amikes de un lingue universal. Publikat de l international societé del mondolingue. Leipzig.
  • 1899. Un lingue international pro le cultivat nations de tot mund: Grammatic, dialogs, letters et vocabular composit in anglian, frances, german, italian et universal lingue pro le practic application durant le exposition universal in Paris 1900, XVIII+138 S., Wien.

Literatur

  • Reinhard Haupenthal. 1982. Volapük-Bibliographie. Hildesheim, Zürich, New York: Georg Olms Verlag.
  • Rupert Kniele. 1889. Das erste Jahrzehnt der Weltsprache Volapük. Verlag von A. Schoy, Buchhandlung, Ueberlingen a. B. (Nachdruck 1984, Saarbrücken: Editions Iltis.)
  • Sigmund Spielmann. 1887. Volapük-Almanach für 1888, verfasst von Sigmund Spielmann. I. Jahrgang Leipzig: Mayer.

Einzelnachweise

  1. Todfallsaufnahme Bezirksgericht Leopoldstadt, Wien
  2. Gatti, Friedrich: Geschichte des K. K. Bombardier-Corps, der K. K. Artillerie-Hauptschule und der K. K. Artillerie-Akademie: 1786 - 1869, Wien, 1905
  3. Eisenbahn-Schematismus für Österreich-Ungarn. Abgerufen am 3. Oktober 2017.