LVD 801–803

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. März 2023 um 10:16 Uhr durch 2003:f6:af26:5f8b:e19c:b0d4:8d25:e3bd (Diskussion) (Einzelnachweise: gemäß Artikel in Lettland eingesetzt, nicht in Litauen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
LVD 801–803
historisches Foto
historisches Foto
historisches Foto
Nummerierung: LVD 801–803
RAG VT 3 / VT 03
RAG VT 13
RBG VT 13
DE T1
TAG 27
Anzahl: 3
Hersteller: Waggonfabrik Gebrüder Credé: 801, 802
Vairogs: 803
Baujahr(e): 1938
Bauart: A1 dm
nach Umbau A1 dh
Gattung: CPwiVt
ab 1956 BPwiVt
ab 1962 BD2
Spurweite: 1524 mm
802 ab 1941: 1435 mm
Länge über Puffer: 15.150 mm
Länge: 14.000 mm
Breite: 3.190 mm
Fester Radstand: 8.000 mm
Leermasse: 19.430 kg
Dienstmasse: 23.800 kg
Radsatzfahrmasse: 10.500 kg
Höchstgeschwindigkeit: 50 km/h
Installierte Leistung: 180 PS (132 kW)
Raddurchmesser: 950 mm
Motorentyp: KHD A8M 517
Motorbauart: Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotor
Nenndrehzahl: 1.550/min
Leistungsübertragung: mechanisch mit Mylius-Getriebe
nach Umbau hydrodynamisch mit T211r
Tankinhalt: 150 l
Bremse: Indirekte Bremse Bauart Knorr als Klotzbremse
Sitzplätze: 3. Klasse: 58
nach Umbau:
2. Klasse: 54
Stehplätze: 20
Fußbodenhöhe: 1.240 mm

Die Dieseltriebwagen LVD 801–803[1] wurden von der Waggonfabrik Gebrüder Credé (801, 802) und Vairogs (803) gebaut und an die Latvijas Valsts Dzelzsceļi (LVD) in Lettland ausgeliefert. Die Fahrzeuge besaßen bei Auslieferung 1939 russische Breitspur und wurden möglicherweise alle 1941 auf Normalspur umgebaut. 1944 kam der 802 nach Deutschland, war hier bei verschiedenen Privatbahngesellschaften im Einsatz und befand sich 2019 als TAG 27 bei der Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft.

Geschichte und Einsatz

LVD 801–803

LVD 802 auf einer historischen Aufnahme in Lettland

Die Eisenbahnen Lettlands beschafften in den 1930er Jahren drei zweiachsige Triebwagen für den Betrieb auf ihren Nebenbahnen in russischer Breitspur. Dabei wurden 1938 von der Waggonfabrik Gebrüder Credé zwei Fahrzeuge gebaut, ein drittes von Vairogs folgte mit annähernd gleichen Abmessungen.[2]

Diese drei Fahrzeuge waren nur wenige Monate im Einsatz und mussten nach Kriegsausbruch abgestellt werden.[1]

Lettland wurde mit der Annexion der baltischen Staaten am 7. Juni 1940 durch die Rote Armee besetzt, die Zwangseingliederung in die Sowjetunion erfolgte am 5. August 1940. Nach dem 1941 erfolgten Einmarsch der Wehrmacht wurde der Triebwagen 802 auf Normalspur umgebaut und zunächst auf der umgespurten Eisenbahnstrecke Daugavpils – Indra (Bezirk Krāslava) eingesetzt.[1]

Der 802 wurde 1944 beschädigt nach Westen abgefahren und durch die Vermittlung der Deutsche Reichsbahn 1944 an die Regentalbahn verkauft. Das ursprüngliche Betriebsbuch des Triebwagens ging infolge der Kriegsereignisse verloren, wodurch dieser Zeitraum lückenhaft ist.

Für 18.000 RM gelangte der Triebwagen in den Bestand der Regentalbahn.[1]

Die Spuren der beiden anderen Fahrzeuge verlieren sich in der späteren Sowjetunion.

RAG VT 3 / VT 03 / VT 13

Nachdem das Fahrzeug 1944 von der Regentalbahn AG (RAG) erworben wurde, kam es zur Waggonfabrik Gebrüder Credé in Kassel zur Aufarbeitung. Dort erhielt er die neue Fabriknummer Credé 1944/2423 und wurde 1945 wieder dem Betriebsdienst übergeben.

Der Triebwagen war größer als der vorhandene zweiachsige VT 02. Dennoch deckte sich dessen Aufgabengebiet mit dem des nunmehr VT 3 bezeichneten Fahrzeuges auf der Bahnstrecke Gotteszell–Blaibach wie auf der Bahnstrecke Deggendorf–Metten.[3] Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde die Betriebsnummer in VT 03 geändert. Mit der 1973 erfolgten Übernahme der AG Lokalbahn Lam–Kötzting durch die Regentalbahn war diese Betriebsnummer doppelt vorhanden. 1974 wurde der Wagen nach einem Achsbruch instand gesetzt.[4] 1978 erhielt er im Rahmen einer Hauptuntersuchung einen neuen Motor und ein hydrodynamisches Getriebe sowie neue Stirnlampen mit getrennten Schlusslichtern. Spätestens seit diesem Zeitpunkt besaß er die neue Betriebsnummer VT 13.

RBG VT 13

Der Triebwagen ging 1989 als VT 13 an die Regental-Bahnbetriebs-Gesellschaft (RBG) über und war bis zur fälligen Hauptuntersuchung 1990 bei der Regentalbahn im Einsatz. Da am 23. September 1983 der letzte Reisezug auf der Strecke Deggendorf–Metten verkehrte und die Einstellung des regelmäßigen Personenverkehrs auf dem Abschnitt Viechtach–Gotteszell zum 30. April 1991 geplant war, war der Triebwagen überflüssig.

DE VT 13

1992 wurde der Triebwagen an die Dortmunder Eisenbahn GmbH verkauft, die ihn als T1 bezeichnete und für die Bereisung ihres Schienennetzes im Ruhrgebiet verwendete.[4] Dabei wurden die Inneneinrichtung des Fahrzeuges in Form eines Konferenzraumes umgestaltet und die Toilette ausgebaut.[5]

TAG 27

Seit 2016 wird der Triebwagen von der Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft unter der Betriebsnummer TAG 27 geführt. Nach einer umfangreichen Renovierung hat er wieder eine weiß-blaue Lackierung[6] und ist seit Februar 2018 wieder zugelassen. Der Führerstand mit den Bedienelementen hat sich im Vergleich zu Regentalbahnzeiten nur unwesentlich verändert.[7][8] Für den Einsatz auf der Tegernsee-Bahn erhielt er eine Spurkranzschmierung und PZB 90.

Konstruktive Merkmale

Der Triebwagen hatte für die Reisenden ein Großraumabteil ohne Zwischenwände, das lediglich zu den Einstiegsräumen abgetrennt war.[4] Die Stirnseite hatte eine dreigeteilte Fensterfront. Außer den Stirnlampen änderte sich im Laufe der Jahre nichts an dieser Anordnung. Die Dachform war flacher und windschnittiger als beim VT 02.[9] Die beiden Triebwagen der Waggonfabrik Crede besaßen eine senkrechte Stirnpartie im Gegensatz zu dem bei der Waggonfabrik Riga gebauten LVD 803, dessen Stirnpartie ab der Fensterunterkante leicht geneigt war. Außerdem waren die drei Stirnfenster etwas schmaler ausgefallen.[1]

Ursprünglich soll der Triebwagen einen Motor mit einer Leistung von 180 PS besessen haben. Da die Unterlagen während des Zweiten Weltkrieges verloren gingen, sind Hersteller und Typ sowie weitere Details nicht bekannt.[4] Nach dem Wiederaufbau 1945 war der Antrieb dieselmechanisch mit einem Mylius-Getriebe, ab 1978 dieselhydraulisch.[8] 1968 erhielt er moderne Stirnlampen.

Literatur

  • Andreas Fried, Klaus Peter Quill: Regentalbahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-72-1.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rolf Löttgers: Von Riga nach Viechtach. In: Eisenbahn Kurier. Nr. 11/2021. EK-Verlag, November 2021, ISSN 0170-5288, S. 70–74.
  2. Sliežu autobuss – dzelzceļa un automobiļu rūpniecības sacensības dalībnieks, krīzes laikā. In: railwaymuseum.lv. Abgerufen am 2. November 2021 (lettisch).
  3. Andreas Fried, Klaus Peter Quill: Regentalbahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-72-1, S. 60.
  4. a b c d Andreas Fried, Klaus Peter Quill: Regentalbahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-72-1, S. 81.
  5. Internetseite über den Fuhrpark der Tegernseebahn mit Erwähnung des TAG 27
  6. Foto des aufgearbeiteten VT 13 bei der Tegernseebahn
  7. Bild des Führerstand des VT 13 bei der Tegernseebahn
  8. a b Andreas Fried, Klaus Peter Quill: Regentalbahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-72-1, S. 102.
  9. Andreas Fried, Klaus Peter Quill: Regentalbahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1999, ISBN 3-922138-72-1, S. Einschlag.