Dir, Herr, dir will ich mich ergeben

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Mai 2023 um 06:11 Uhr durch GünniX (Diskussion | Beiträge) (Klammern korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dir, Herr, dir will ich mich ergeben, WAB 12, ist ein von Anton Bruckner komponierter Choral.

Geschichte

Bruckner komponierte den Choral ca. 1845 während seines Aufenthaltes in Kronstorf oder zu Beginn seines Aufenthaltes im Stift Sankt Florian. Die Originalhandschrift, auf der sich auch das Tantum ergo, WAB 43 befindet, befindet sich im Archiv des Stifts St. Florian.[1] Die Motette erschien erstmals in Band II/3, S. 114–115 der Göllerich/Auer-Biographie.[1] Sie ist in Band XXI/9 der Gesamtausgabe enthalten.[2]

Melodie und Text

\relative a' { \key a \major
\autoBeamOff 
a2 e fis e4 e d'2 cis cis4 (b) a2 \fermata \break
fis (gis) a b cis a4 (gis) fis2 d' b1 \fermata \break
a2 (e) fis gis a1 a gis2 fis e (fis) gis1 \fermata \break
e dis2 cis b gis' cis dis4 (cis) bis1 \fermata \break
r2 b cis b4 (a) gis1 \fermata \break
r2 a gis a4 (gis)  fis1 \fermata \break
r2 fis e d' cis b b b a1 \fermata
\bar "|."
} \addlyrics {Dir, Herr, dir will ich mich er -- ge -- ben,
dir, des -- sen Ei -- gen -- tum ich bin.
Nur __ du al -- lein, du bist mein Le -- -- ben
und Ster -- ben wird mir dann Ge -- winn.
Ich le -- be __ dir,
ich ster -- be dir.
Sei du nur mein, so g'nügt es mir.}

Der Text basiert auf der neunten Strophe des Hymnus Herr Gott, du kennest meine Tage von Ludwig Rudolph von Senftt zu Pilsach über die Steinigung des heiligen Stephanus.[3]

Der 32-Takt Choral in A-Dur ist für einen vierstimmigen Chor (SATB) ausgesetzt und setzt sich aus sieben Choralzeilen zusammen.

Die Zeilen sind ungleichmäßig lang (4–7 Takte) und handeln von der Hingabe des lyrischen Ichs an den Herrn.

Zeile 5 und 6 bilden ein Oxymoron ("Ich lebe dir, - ich sterbe dir"), dessen Wirkung dadurch verstärkt wird, dass beide Zeilen denselben Rhythmus haben und zu Beginn der Zeilen eine Generalpause vorgeschrieben ist – das Lyrische Ich hält kurz inne.

Der Choral fand unter anderem in Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium Paulus unter anderer Melodie Verwendung. Hierfür schlug Julius Schubring eine Weiterbearbeitung des Textes vor, die allerdings von Mendelssohn verworfen wurde. Es handelte sich dabei vor allem um theologische Konkretisierungen.[4]

Wie Crawford Howie schreibt, „sowohl In jener letzten der Nächte WAB 17 (ca. 1848) und Dir, Herr, dir will ich mich ergeben WAB 12 (ca. 1845) für gemischten Chor a cappella sind Chorale Harmonisierungen, wahrscheinlich das Ergebnis seiner Studien bei Leopold von Zenetti“. [5]

Diskographie

Es existieren nur wenige Aufnahmen des Chorals:

  • Balduin Sulzer, Chor des Linzer Musikgymnasiums, Stiftskirche Wilhering - Geistliche Musik – CD: Preiserrecords 90052CD, c. 1985
  • Thomas Kerbl, Chorvereinigung Bruckner 2011, Anton Bruckner: Lieder/Magnificat – CD: LIVA 046, 2011
  • Philipp von Steinäcker, Vocalensemble Musica Saeculorum, Bruckner: Pange lingua - Motetten - CD: Fra Bernardo FB 1501271, 2015

Einzelnachweise

  1. a b C. van Zwol, S. 701
  2. Gesamtausgabe - Kleine Kirchenmusikwerke
  3. Ulrich Schröter, „Dir, Herr, dir will ich mich ergeben“. Bibel und Gesangbuch in Mendelssohns „Paulus“, Archiv für Musikwissenschaft, 64: 1, 2007
  4. Armin Koch: Choräle und Choralhaftes im Werk von Felix Mendelssohn Bartholdy. Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, ISBN 978-3-525-27911-3, S. 65 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. C. Howie, Kapitel II, S. 26

Literatur

  • August Göllerich, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffens-Bild, ca. 1922 – posthum herausgegeben von Max Auer von G. Bosse, Regensburg, 1932
  • Max Auer, Anton Bruckner als Kirchenmusiker, G. Bosse, Regensburg, 1927
  • Anton Bruckner – Sämtliche Werke, Band XXI: Kleine Kirchenmusikwerke, Musikwissenschaftlicher Verlag der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, Hans Bauernfeind und Leopold Nowak (Ed.), Wien, 1984/2001
  • Cornelis van Zwol, Anton Bruckner 1824–1896 – Leven en werken, ed. Thoth, Bussum, 2012. ISBN 978-90-6868-590-9
  • Crawford Howie, Anton Bruckner - A documentary biography, Online überarbeitete Ausgabe

Es gibt auch eine Transkription der Motette als Ave verum corpus: Ave Verum Corpus - Anton Bruckner