St. Georg (Augsburg)

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Pfarrkirche St. Georg (2018)

Die katholische Pfarrkirche St. Georg befindet sich im Norden der Augsburger Altstadt, in der Unteren Stadt im Georgs- und Kreuzviertel. Sie ist die ehemalige Stiftskirche des in der Säkularisationszeit aufgelösten Augustiner-Chorherrenstifts St. Georg.

Die Kirche bildet mit St. Maximilian und St. Simpert eine Pfarrgemeinschaft. Als Baudenkmal ist sie in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1]

Geschichte

Ehemaliger Prälatenbau
Interior

An der Stelle der heutigen Kirche stand im frühen Mittelalter das Kirchlein „Sanct Jürgen vor der Mauer“, das 1057 niederbrannte. 1072 baute man die Kirche wieder auf. 1135 gründeten Bischof Walther I. von Dillingen und das Augsburger Domkapitel hier ein Stift für Augustiner-Chorherren. Eine vergrößerte Kirche wurde 1143 geweiht. Von ihr sind wahrscheinlich noch die unteren Geschosse des Kirchturms erhalten. 1180 erhielt die Stiftskirche Pfarrrechte. Neben St. Georg entstand um 1290 die Kapelle St. Michael.

Die romanische Kirche wurde 1490 bis 1506 durch einen spätgotischen Neubau mit drei Schiffen ersetzt. Wahrscheinlich wurde der Bau durch die Werkstatt des Burkhart Engelberg durchgeführt. Als Anbau entstand die 1506 vollendete Grabkapelle der Patrizierfamilie von Herwarth. Im Zuge der Reformation mussten 1525 die Augustinerchorherren die Kapelle St. Michael an die Protestanten abgeben. 1534 verbot der Rat der Stadt die katholische Messe in St. Georg. 1537 mussten die Chorherren die Stadt verlassen und kehrten erst nach dem Schmalkaldischen Krieg 1548 nach Augsburg zurück. Im Dreißigjährigen Krieg forderten 1632 die Schweden, die Kirche an die Protestanten zu übergeben. 1640 brannte das Kloster und 1660 die Probstei.

Eine Barockisierung der Kirche fand zwischen 1681 und 1700 statt. Dabei wurden neue Altäre, Figuren und Bänke angeschafft und auch der gotische Spitzhelm des Kirchturms durch eine achteckige Zwiebelhaube ersetzt. Weiter erhielt die Kirche neue zum Teil barocke Fenster. Ein neues Konventsgebäude errichtete Hans Georg Mozart von 1702 bis 1705. Das Kloster wurde 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Erst 1806 erfolgte die völlige Räumung. Die ehemalige Stiftskirche diente seit 1803 als Militärlazarett, bis sie 1808 zur Stadtpfarrkirche erhoben wurde. Dabei kam es 1809/10 zu einer Neugründung der Pfarrei. 1810 trat der erste Weltpriester sein Amt an. Seit 1812 war auf dem Kirchturm eine Feuerwache untergebracht.

Die ehemaligen Konventsgebäude nutzte die Königlich Bayerische Armee bis 1883 als Kaserne. Seit 1885 dienten sie als Kindergarten. 1880 gestaltete man den Kirchenraum im Stil der Neugotik um. 1901 konnte die Pfarrei die ehemaligen Klostergebäude vom bayerischen Staat zurückerwerben. Durch Einbeziehung der bisher durch Zwischenmauern abgetrennten Seitenkapellen konnte 1927 die Grundfläche der Kirche vergrößert werden.

Mit den Luftangriffen auf Augsburg in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 wurden die Kirche und die ehemaligen Klostergebäude schwer beschädigt. Im Zuge des Wiederaufbaus nach Plänen von Thomas Wechs von 1953 bis 1957 wurde die Regotisierung teilweise rückgängig gemacht und ein Teil der Ausstattung des 17. Jahrhunderts wieder eingefügt. Der Neubau einer Beichtkapelle erfolgte 1954. Das heutige Pfarrzentrum errichtete man 1955 nach Plänen von Raimund von Doblhoff anstelle des zerstörten Vorgängerbaues. Der ehemalige Prälatenbau und das Konventsgebäude wurden in äußerer Form wiederhergestellt. Der notgedeckte Kirchturm erhielt 1961 seine ursprüngliche Zwiebelhaube zurück. 1978 und 2018 fand eine umfassende Sanierung der Außenfassade statt.

Architektur

Der gotische Bau besteht aus einem dreischiffigen basilikalen Langhaus mit eingezogenem Chor. Das Langhaus gliedern spitzbogige Arkaden, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennen. Der rechteckige untere Teil des an der Südwestecke stehenden Turms geht noch auf den Vorgängerbau zurück und wurde später erhöht. Bei der Barockisierung (1681) wurde sein achteckiger Oberteil errichtet und mit einer Zwiebelhaube versehen.

Ausstattung

Altar in der Herwarth-Kapelle

An der Ostseite befindet sich das ehemalige Hochaltarblatt Verherrlichung Mariens, um 1627 von Johann Matthias Kager. In der Herwarth-Kapelle steht ein barocker Kreuzaltar von Ignaz Wilhelm Verhelst mit einem Kruzifix um 1510 von Loy Hering.

Orgeln

Empore mit Hauptorgel

Emporenorgel

Die Orgel wurde 1998 von Siegfried Schmid aus Knottenried erbaut. Sie umfasst 40 Register, die sich auf drei Manuale und Pedal verteilen. Die Spieltrakturen der Manualklaviaturen sind mechanisch, die Registertrakturen und die Spieltraktur des Pedals elektrisch. Die Disposition lautet:

I Rückpositiv C–g3
1. Copula 8′
2. Praestant 4′
3. Rohrflöte 4′
4. Sesquialter 223
5. Waldflöte 2′
6. Quinte 113
7. Cymbel 1′
8. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
9. Pommer 16′
10. Principal 8′
11. Rohrflöte 8′
12. Gamba 8′
13. Octave 4′
14. Spitzflöte 4′
15. Quinte 223
16. Superoctave 2′
17. Mixtur 113
18. Trompete 8′
19. Clarine 4′
III Schwellwerk C–g3
20. Geigenprincipal 8′
21. Flöte 8′
22. Salicional 8′
23. Vox céleste 8′
24. Principal 4′
25. Traversflöte 4′
26. Nasat 223
27. Oktavin 2′
28. Terz 135
29. Mixtur 223
30. Dulzian 16′
31. Hautbois 8′
32. Trompette harmonique 8′
Tremulant
Pedal C–f1
33. Principalbass 16′
34. Subbass 16′
35. Octave 8′
36. Gedecktflöte 8′
37. Choralbass 4′
38. Posaune 16′
39. Trompete 8′
40. Trompete 4′

Chororgel

Die Orgel wurde von Max Offner jun. erbaut. Die 14 Register verteilen sich auf zwei Manuale und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur elektrisch. Vom Spieltisch der Chororgel kann das Hauptwerk und das Schwellwerk der Emporenorgel gespielt werden. 2020 wurde die Chororgel von Marius Beckmann und Moritz Unger gereinigt und neu intoniert. Dabei wurde die Zimbel 3f. im Oberwerk durch ein Chalumeau ersetzt. Die Disposition lautet:

I Hauptwerk C–g3
1. Koppelflöte 8′
2. Prinzipal 4′
3. Spitzflöte 4′
4. Gemshorn 2′
5. Mixtur III 113
II Oberwerk C–g3
6. Gedeckt 8′
7. Rohrflöte 4′
8. Quinte 2 2/3′
9. Oktave 2′
10. Terz 135
11. Chalumeau 8′
Tremolo
Pedal C–f1
12. Subbass 16′
13. Gedecktbass 8′
14. Flötbass 4′

Literatur

  • Michael Hörmann: Die Augustinerchorherrn in Augsburg im Mittelalter, 1932.
  • Georg Lindermayr: Pfarrkirche, Pfarrei und Kloster Sankt Georg in Augsburg 1135–1935, 1935.
  • Helmut Rößle: Gotteshäuser im Bombenkrieg – Die Zerstörung Augsburger Kirchen im Zweiten Weltkrieg. Regio Akademica Verlag, Augsburg 2004, S. 22–23.
  • Gabriele Kliegl: St. Georg Augsburg. (= Schwäbische Kunstdenkmale, Heft 57). Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 2001.
Commons: St. Georg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste für Augsburg (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Denkmalnummer D-7-61-000-312

Koordinaten: 48° 22′ 34,7″ N, 10° 53′ 33,6″ O