Rückstau (Bauwesen)

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Technische Maßnahmen zur Verhinderung von Rückstau von Abwässer in Gebäuden

Rückstau von Wasser tritt häufig bei Starkregenereignissen oder Überschwemmungen auf. Bei starkem Niederschlag steigt der Wasserpegel über die sogenannte Rückstauebene, sobald das Kanalsystem überlastet ist. Diese beschreibt den höchstmöglichen Stand des Wassers und liegt meist bei der Höhe der Straßenoberkante. Tiefer gelegene Räumlichkeiten sind daher bei unzureichendem Schutz der Gefahr einer Überflutung ausgesetzt.

Definitionen

Ein Rückstau ist haustechnisch betrachtet eine momentan nicht beeinflussbare Drosselung des Abflussvermögens. Rückstau kann sich etwa durch eine Leitungsverstopfung in der Grundstücksentwässerungsanlage einstellen, was den Wasserspiegel in der Entwässerungsanlage bis zu einer bestimmten Höhe, der Rückstauebene, ansteigen lässt. Auch beim Einfließen eines oberirdischen Vorfluters oder eines öffentlichen Kanalnetzes möglich. Allgemein wird die Rückstauebene von der zuständigen Behörde auf Oberkante Straße oder Straßenbordstein festgelegt, wo die Straßenabläufe zusätzlich anfallende Wassermengen ableiten können.[1]

Im Versicherungswesen (Wohngebäudeversicherung) ist Rückstau folgendermaßen definiert: Rückstau liegt vor, wenn Wasser durch Ausuferung von oberirdischen (stehenden oder fließenden) Gewässern oder durch Witterungsniederschläge bestimmungswidrig aus den gebäudeeigenen Ableitungsrohren oder damit verbundenen Einrichtungen in das Gebäude eindringt. [...] Nicht unter den Begriff "Rückstau" fällt, wenn sich lediglich Leitungswasser staut.[2] Als Abgrenzung von Rückstau und Überschwemmung gilt, dass eine Überschwemmung vorliegt, wenn eine Überflutung von Grund und Boden durch Starkregen stattfindet.[3]

Technischer Hintergrund

Öffentliche Kanäle sind aus wirtschaftlichen Gründen nicht immer so konzipiert, dass sie schwere Regenfälle in jedem Fall problemlos ableiten können. Daher muss man gelegentlich mit Rückstau in den Kanälen sowie Anschlussleitungen (Kanalverbindungen zu Gebäuden) rechnen. Den Schutz vor Rückstau übertragen Kommunen häufig im Rahmen ihrer Abwassersatzungen auf die Hauseigentümer.

Gründe für Rückstau im Überblick

  • Hochwasser (Bach oder Fluss)
  • Verstopfung, Rohrbruch, Pumpenausfall oder Kanalschäden
  • Umleitung oder Absperrung des Kanals aufgrund von Reparaturarbeiten
  • Erhöhter Abwasserzufluss durch Kanalspülungen, Feuerwehreinsätze oder durch zusätzliche/nicht vorgesehene Anschlüsse an das Kanalnetz
  • Starkregenereignisse

Bautechnische Einrichtungen

Um Schäden durch Überflutungen zu vermeiden, werden sogenannte Rückstausicherungen (oder auch Rückstauverschlüsse) in die Rohrsysteme eingebaut, um das Abwasser zu blockieren und somit ein Eindringen in das Gebäude zu verhindern. Bei Abwasserleitungen, die kein natürliches Gefälle zum Kanal aufweisen, müssen sogenannte Hebeanlagen oder Rückstau-Hebeanlagen verwendet werden, die das Wasser zunächst nach oben über eine Rückstauschleife pumpen,[4] bevor es in die Kanalisation abfließt.[5]

Eine Rückstauschleife ist gemäß DIN EN 12056, Teil 4, der Teil der Druckleitung einer Abwasserhebeanlage, dessen Rohrsohle über der Rückstauebene liegt.[6]

Einzelnachweise

  1. Karl Volger: Haustechnik: Grundlagen - Planung - Ausführung. Springer, 2013, ISBN 978-3-322-94745-1, S. 272.
  2. Horst Dietz, Sven Fischer, Christian Gierschek: Wohngebäudeversicherung. VVW, 2015, ISBN 978-3-86298-342-1, S. 118–119.
  3. Uwe Kutter: Starkregen - Rückstau - Überschwemmung: Handbuch einer ordnungsgemäßen Haus- und Grundstücksentwässerungsanlage zur Ableitung von Schmutz- und Regenwasser. Kommunal- und Schul-Verlag, 2021, ISBN 978-3-8293-1746-7, S. 106.
  4. Abwasser-Hebeanlagen planen und einbauen - Grundlagen und Praxisempfehlungen. In: SBZ Online. Abgerufen am 29. Juli 2023.
  5. Rudolf Blasius: Die Städtereinigung. Fischer, 1894 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Abwasser über die Rückstauebene heben. In: SBZ Online. Abgerufen am 29. Juli 2023.