Jean-Baptiste Besard

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Jean-Baptiste Besard.

Jean-Baptiste Besard, seltener Jean Baptiste Besarde, latinisiert Ioannes Baptista Besardus (* um 1567 in Besançon oder Jussey[1]; † um 1625 in Süddeutschland, möglicherweise in Augsburg), war ein französischer Jurist, Lautenist und bedeutender Komponist seiner Zeit.[2][3][4]

Leben

Jean-Baptiste Besard war der Sohn eines Kaufmanns aus Besançon. Er erhielt seine Erziehung an der Universität von Dole, wo er Jura und Theologie studierte.[2][3] 1587 promovierte er in Zivil- und Kirchenrecht und erlangte das Lizentiat und den akademischen Grad eines Dr. jur.[2][3] Daneben war er aber auch an Musik, Physik, Medizin und Alchimie interessiert.

Darauf hielt er sich vermutlich einige Zeit in Rom auf, wo er möglicherweise Medizin studierte und das Lautenspiel erlernte.[2][3][5] Sein Lautenlehrer soll Lorenzo Tracetti, alias Lorenzino, suonatore di liuto gewesen sein.[3][6][7] Am 13. Mai 1592 immatrikulierte sich Besard an der Universität Heidelberg.[3][8][9] Spätestens ab März 1597 wirkte Besard in Köln.[3][2] Zu dieser Zeit soll er hier mehr als 20 Lautenschüler gehabt haben.[3][7][10][11] Zu diesen Schülern zählte Philipp Hainhofer, der knapp zwei Monate Unterricht bei ihm hatte. Wegen des Ausbruchs der Pest in Köln verließ Hainhofer Köln und ging in die Niederlande. Besard scheint zu dieser Zeit auch Köln verlassen zu haben und wandte sich an den landgräflichen Hof nach Kassel.[2][7] Hier bot er sich wohl in der zweiten Jahreshälfte als Lautenlehrer an. Er erhielt vom Hof ein für umherziehende, Stellung suchende Musiker übliches Gnadengeld. Die Stellung erhielt er aber nicht,[3][7][12] vermutlich weil sich Landgraf Moritz um eine Anstellung John Dowlands bemühte, der 1594 in Kassel gewesen war.[7][12]

Neben vielen anderen Studien beschäftigte er sich mit der Sammlung und Komposition von Werken für die Laute. Da er ab 1600 nahezu ständig auf Reisen war, vorwiegend in Italien und Deutschland, zeigen seine Sammlungen ein sehr weit gefächertes Bild der Lautenmusik dieser Zeit.

So enthält seine im Jahr 1603 veröffentlichte Sammlung Thesaurus Harmonicus 403 Lautenstücke, einige mit Gesang; 21 Komponisten sind vertreten, darunter John Dowland, Elias Mertel und Besard selber, und fast alle musikalischen Formen der Zeit kommen vor. Viele Stücke wurden in spätere Sammlungen übernommen. 1617 erschien die etwas kleinere Sammlung Novus Partus (61 Stücke, darunter Ensemblestücke mit Tiorbino). Beide Sammlungen sind hinsichtlich ihres Umfanges, der Universalität des Kunstgeschmacks, ihres Einflusses und ihres geschichtlichen Zusammenhanges bedeutend.

Besards ausführliche Anweisung zum Lautenspiel im Thesaurus (überarbeitet auch im Novus Partus) befasst sich besonders mit Fingersätzen und wurde später ins Englische übersetzt (Robert Dowland, Varietie of Lute-lessons, London 1610: »Wherento is annexed certaine observations belonging to Lute- playing by Jon Baptiste Besardus of Visconti«).

Werke

  • Thesaurus harmonicus divini Laurencini Romani ... additus est operis extremitati de modo in testudine studendi libellus, gedruckt bei Gerardus Greuenbruch in Köln 1603. OCLC 844043487
    • daraus Adalbert Quadt: Lautenmusik aus der Renaissance, nach Tabulaturen hrsg. von Adalbert Quadt. Band 1 ff. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1967 ff.; 4. Auflage ebenda 1968, Band 2, S. 14, 26, 32, 39, 43 und 46–48.
  • Isagoge in artem testudinariam. Das ist: Gründtlicher Underricht uber das künstliche Saitenspil der Lauten. Durch Ioh. Bapt. Besardum von Bisantz auß Burgund, Steffan Michelspacher (Druck: David Francken), Augsburg 1617.
    • Abdruck in: Gitarre & Laute, Band 3, 1981, Heft 4, Heft 5, Heft 6, S. 45–48, und Band 4, 1982, Heft 1, S. 43–49.
  • Novus Partus sive Concertationes Musicae. Venedig und Augsburg 1617.
  • Antrum philosophicum. Köln (Gerardus Greuenbruch) 1617.

Literatur

  • Peter Päffgen: J. B. Besards Isagoge. In: Gitarre & Laute Band 3, Heft 4, 1981, S. 24–33.
  • André Souris, Monique Rollin: Œvre pour luth seul de Jean Baptiste Bésard. Centre national de la recherche scientifique, Paris 1969.

Einzelnachweise

  1. André Souris und Monique Rollin: Œvre pour luth seul de Jean Baptiste Bésard. CNRS, Paris 1969, S. XI
  2. a b c d e f Julia Sutton, Tim Crawford: Besard, Jean-Baptiste [Besardus, Joannes Baptista]. In: Grove Music Online. Oxford University Press, 2001, abgerufen am 1. November 2022 (englisch).
  3. a b c d e f g h i Vladimir Ivanoff: Besard, Jean-Baptiste. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Personenteil 2. Bärenreiter, Metzler, Kassel/Basel/London/New York/Prag/Stuttgart/Weimar 1999, ISBN 3-7618-1112-8, Sp. 1501 ff.
  4. Julia Sutton und Tim Crawford in Grove Music und Vladimir Ivanoff in MGG 2 bezeichnen ihn als Lautenisten und Komponisten. Während er in Grove als burgundisch bezeichnet wird, erwähnt Ivanoff in MGG 2 keine Nationalität.
  5. Ivanoff gibt im MGG 2 die Jahre 1587 bis 1592 oder 1592 bis 1597 zur Auswahl.
  6. Hierzu gibt Ivanoff im MGG 2 als Quellen Besards Vorwort des Thesaurus harmonicus aus dem Jahr 1602, die in Augsburg von ihm herausgegebenen Bücher Isagoge in artem testudinarium, 1617 (1607), und Novus partus sive concertationes musicae, 1617.
  7. a b c d e Joachim Lüdtke: Die Lautenbücher Philipp Hainhofers (1578-1647). In: Abhandlungen zur Musikgeschichte. Band 5. Vandenboeck & Ruprecht,, Göttingen 1999, ISBN 978-3-525-27904-5, S. 20 ff. (mdz-nbn-resolving.de).
  8. Gustav Toepke: Album magistrorum artium 1391-1620. In: Die Matrikel der Universität Heidelberg. Band 2, Nr. 1886. Selbstverlag des Autors, Heidelberg 1886, OCLC 257689063, S. 160.
  9. Julia Sutton und Tim Crawford nennen in Grove Music als Immatrikulationsjahr 1597.
  10. Eintrag im ersten Stammbuch seines früheren Studienkollegen und Lautenschülers Philipp Hainhofer [Wolfenbüttel]
  11. Brief Philipp Hainhofers an Christof Hainhofer aus Elbersfeld im September 1597
  12. a b Ernst Zulauf: Beiträge zur Geschichte der Landgräflich-Hessischen Hofkapelle zu Cassel bis auf die Zeit Moritz des Gelehrten. Dissertation an der Hohen Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig 1901. Döll, Kassel 1902, OCLC 729244582.