Georg Paul
Georg Paul (* 5. Dezember 1901 in Wusterbarth; † 23. Oktober 1980 in Merseburg) war ein deutscher Maler und Grafiker.
Leben und Werk
Paul war das jüngste von vier Kindern eines in der Forstverwaltung tätigen Oberförsters. Er besuchte von 1907 bis 1918 die Oberrealschule in Stettin und erreichte die Obersekundareife. 1918 zog die Familie nach Berlin, wo Paul eine kaufmännische Lehre begann.
Von 1921 bis 1925 studierte er an den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin bei Karl Hofer, Willy Jaeckel und Emil Orlik Malerei und Grafik. Danach arbeitete er in Berlin als freischaffender Maler und daneben seit 1928 zum Broterwerb als Gebrauchsgrafiker, wobei er mit dem Architekten und Maler Erich Knüppelholz (1886–1959) zusammenwirkte. Sein Atelier hatte er in der Berlin-Steglitzer Siemensstraße 1.
Zu der Zeit des Nationalsozialismus liegen äußerst widersprüchliche Informationen vor. Lt. Bildatlas Kunst in der DDR erhielt er 1934 ein Ausstellungsverbot als Maler.[1] Vorbehaltlich der Möglichkeit, dass es sich dabei um einen anderen Maler gleichen Namens handelt[2], nahm Paul in der Zeit des Nationalsozialismus jedoch an mehreren Ausstellungen teil.[3]
Paul wurde in die Rüstungsproduktion der Berliner Zweigstelle der Zahnradfabrik Friedrichshafen dienstverpflichtet und war auch in Notprogrammen beschäftigt. 1945 wurde seine Wohnung in der Bismarckstraße 74 ausgebombt. Daraufhin übersiedelte er kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs nach Großwilsdorf zur evakuierten Familie. Später zog die Familie nach Merseburg.
Nach Kriegsende arbeitete Paul wieder künstlerisch. Er wurde 1946 Mitglied der Fachschaft Bildende Künste der Kammer der Kulturschaffenden der Provinz Sachsen.
Ab 1947 arbeitete er aus Existenzgründen als Kunsterzieher und Deutschlehrer an der Ernst-von-Harnack-Oberschule in Merseburg. Er betätigte sich als Bühnenbildner des Dramatischen Zirkels der Oberschulen und war von 1950 bis 1967 dessen Leiter.
Anfang der 1970er-Jahre, nach Ende der Ulbricht-Ära, gab es nach den Auswirkungen der Formalismusdebatte auch im Kunstbereich Lockerungen. 1974 erfolgten über die Leipziger Galerie am Sachsenplatz des Staatlicher Kunsthandels erste Ankäufe seiner Werke durch öffentliche Sammlungen. 1976 wurde er Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR im Zusammenhang mit der Ausstellung in Leipzig, Galerie am Sachsenplatz (mit Gil Schlesinger und Henry K. Wolf).
1978 erkrankt Paul, und seine Schaffenskraft nahm zunehmend ab.
Paul war ab 1937 mit Elfriede Zwingelberg (1906–1990) verheiratet. 1938 wurde ihr Tochter Hildegard geboren.
Ausstellungen (mutmaßlich unvollständig)
Einzelausstellungen
- 1976: Leipzig, Galerie am Sachsenplatz (mit Gil Schlesinger und Henry Kurt Wolf)
Postum
- 2011: Merseburg, Kulturhistorisches Museum Schloss Merseburg („Georg Paul. Ein Einzelgänger im Spannungsfeld der Moderne“)
- 2019: Soest, Museum Wilhelm Morgner[4]
Ausstellungsbeteiligungen
In der Zeit vor 1945
- 1925–1934: Teilnahme an Berliner Ausstellungen und Ausschreibungen
- 1934: Ausstellungsverbot als Maler
- 1936: Berlin („Deutsche Städtebilder“; Ausstellung der NS-Kulturgemeinde)
- 1937: Berlin, Stadthaus Wilmersdorf (Ausstellung des Ortsvereins Berlin der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft)
- 1937/1938, 1942 und 1943; Leipzig, Museum der bildenden Künste (Große Leipziger Kunstausstellungen)
- 1938/1939: Leipzig, Leipziger Kunstverein („Jahresschau Leipziger Künstler“)
Nach 1945
- 1946: Halle/Saale, Städtisches Museum in der Moritzburg (Kunstausstellung der Provinz Sachsen)[5]
- 1977: Leipzig, Galerie am Sachsenplatz („Ausgewählte Aquarelle von DDR-Künstlern“)
- 1978: Leipzig, Galerie am Sachsenplatz („Collagen, Montagen, Frottagen von Künstlern der DDR“)
- 1979: Halle/Saale, Bezirkskunstausstellung
- 1980: Merseburg, Schloss („Merseburg und seine Künstler“)
- 1980: Leipzig, Galerie am Sachsenplatz („Gouachen und Temperablätter von Künstlern der DDR“)
Literatur
- Paul, Georg. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin, 2010. ISBN 978-3-355-01761-9, S. 694
- Dorit Litt: Georg Paul (1901–1980). Ein Einzelgänger im Spannungsfeld der Moderne. Anlässlich der Ausstellung „Georg Paul (1901–1980). Ein Einzelgänger im Spannungsfeld der Moderne“ vom 14. Mai bis 14. August 2011 im Kulturhistorischen Museum Schloss Merseburg und in der Kunststiftung Ben zi Bena. Hrsg.: Landkreis Saalekreis. Landkreis Saalekreis, Merseburg 2010, ISBN 978-3-00-033215-9.
Weblinks
- Georg Paul, im Bildatlas Kunst in der DDR, abgerufen am 9. Juli 2023
Belege
- ↑ Georg Paul - Kunst in der DDR / Künstler. Abgerufen am 9. Juli 2023.
- ↑ Es konnte bisher kein weiter Maler Georg Paul ermittelt werden.
- ↑ Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
- ↑ Geheimtipp Georg Paul im Soester Museum. 1. Februar 2019, abgerufen am 9. Juli 2023.
- ↑ SLUB Dresden: Kunstausstellung 1946 der Provinz Sachsen. Abgerufen am 9. Juli 2023.
Personendaten | |
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NAME | Paul, Georg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 5. Dezember 1901 |
GEBURTSORT | Wusterbarth |
STERBEDATUM | 23. Oktober 1980 |
STERBEORT | Merseburg |