Agnes Sapper

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Agnes Sapper (* 12. April 1852 in München; † 19. März 1929 in Würzburg; gebürtig Agnes Brater) war neben Johanna Spyri und Ottilie Wildermuth eine der erfolgreichsten und meistgelesenen deutschsprachigen Jugendbuchautorinnen des frühen 20. Jahrhunderts. Allein von ihrem bekanntesten Roman Die Familie Pfäffling, veröffentlicht 1907, wurden (bis zur Neuauflage 2002) rund 900.000 Exemplare verkauft.[1] Er kam bis heute auf zahlreiche Übersetzungen, darunter ins Japanische.[2] Sappers Gesamtauflage wurde um 1980 auf zwei Millionen geschätzt.[3]

Leben und Werk

1875 heiratete die Tochter des Münchener Juristen, Politikers und Gründers der Süddeutschen Zeitung Karl Brater sowie der Pauline Brater geb. Pfaff den Stadtschultheiß von Blaubeuren und späteren Gerichtsnotar Eduard Sapper. Das Paar bekam drei Söhne, von denen zwei im Kleinkindalter starben. 1882 zog die Familie nach Neckartailfingen, wo ihre beiden Töchter Anna und Agnes geboren wurden, 1888 nach Esslingen, drei Jahre später nach Calw.[4]

Von ihrem Mann ermuntert, begann Sapper ihre Karriere als Schriftstellerin mit der Erzählung In Wasserfluten anlässlich eines Preisausschreibens der Zeitschrift Immergrün im Jahr 1882. Weitere Erzählungen wie Das erste Schuljahr (1894) und Gretchen Reinwalds letztes Schuljahr (1901) griffen ihre Erfahrungen als Lehrerin in einer Sonntagsschule auf. Sie hatte sich 1898, nach dem Tod ihres Mannes, in Würzburg niedergelassen und dort mit ihrer eigentlichen literarischen Tätigkeit begonnen. Ihr mit Abstand größter Erfolg gelang Sapper 1907 mit dem Roman Die Familie Pfäffling und dessen Fortsetzung Werden und Wachsen von 1910. Mutter Pfäffling ist Sappers eigener Mutter Pauline nachgebildet, der sie das Buch auch widmete.[5] Der Roman beweise realistische Alltagsnähe, wenn er auch „ein harmonisches, versöhnliches Bild von Ehe und Familie“ entwerfe, schreibt Peter König.[6] Sappers Gesamtwerk zeichne sich durch „Sensibilität für die kindliche Psyche“ wie auch „für soziale Fragen (Dienstmädchenproblem, Frauengefängnis)“ aus und besitze „einen starken pädagogischen Impuls“. Die Tochter aus gutbürgerlichem Hause erzählt schlicht und spannend. Ihre sprachliche Begabung war begrenzt. So vermied sie wohlweislich Versuche „poetischer Überhöhung“, obwohl sie Goethe schätzte.[7]

Kinder- und Ordnungsliebe

Während Meyers Lexikon 1927 von Sappers „gesunder sittlicher Weltanschauung“ sprach[8], ließ der Kinderbuchautor James Krüss 1992 nur kaum ein gutes Haar an der Bestsellerautorin. Sie sei puritanisch, ordnungsliebend, staatstragend, im Krieg auch chauvinistisch. Dorothea Keuler schwächte ab:„Kinderbuchexperten von heute würdigen ihre Sensibilität für soziale Probleme, ihr einfühlendes Verständnis für das, was in einer Kinderpsyche vorgeht. Eine Anwältin des Kindes ist sie bei aller Liebe dennoch nicht. Ihre Erzählungen stärken die Autorität der Eltern. Auf kindliche Bedürfnisse und Erfahrungen eingehend, bringt sie ihren Lesern den Elternstandpunkt nahe. Die Parteinahme fürs Kind ist nachfolgenden Autorengenerationen vorbehalten. Doch anders als die wilhelminische Rohrstockpädagogik will Agnes Sapper Gehorsam aus Einsicht und aus Liebe erreichen. All die kleinen und größeren Alltagskrisen werden mit einem Maximum an gutem Willen von Seiten aller Beteiligten gelöst.“[2]

In Würzburg ist heute ein Wohnheim für psychisch Kranke nach Agnes Sapper benannt. Es ist aus einem Altenheim hervorgegangen, das Agnes Sapper der Stadt gestiftet hatte. Sie verwendete dazu ihr Honorar für Die Familie Pfäffling. Agnes Sappers Grab befindet sich auf dem Würzburger Hauptfriedhof. Im Jahr 2006 konnte die Zerstörung des Grabsteins und die Einebnung des Grabes im letzten Moment abgewendet werden. Das Diakonische Werk Würzburg übernahm damals den Unterhalt des Grabes für weitere 15 Jahre.[9]

In Erlangen gibt es eine Agnes-Sapper-Straße.

Werke

  • In Wasserfluten, Erzählung, 1893
  • Das erste Schuljahr, Erzählung, 1894
  • Die Mutter unter ihren Kindern. Ein Büchlein für Mütter, 1895
  • Gretchen Reinwald's letztes Schuljahr, 1901
  • Das kleine Dummerle und andere Erzählungen, Stuttgart 1904
  • Die Familie Pfäffling, Roman, Stuttgart 1907, jüngste Auflage Würzburg 2002
  • Frau Pauline Brater, Biographie, München 1908
  • Werden und Wachsen, Roman, Stuttgart 1910
  • Erziehen oder Werdenlassen?, Ratgeber, Stuttgart 1912
  • Lieschens Streiche und andere Erzählungen, Stuttgart 1913 (2. Auflage)
  • Mutter und Tochter, Erzählung, Stuttgart 1913
  • Urschele hoch! Ein Lustspiel für das Haustheater in 3 Auftritten, Stuttgart 1913
  • Kriegsbüchlein für unsere Kinder, Stuttgart 1914
  • Im Thüringer Wald, Stuttgart 1914
  • Kriegsgeschichten: Erzählung aus dem Kriege, Stuttgart 1915
  • Ohne den Vater: Erzählung aus dem Kriege, Stuttgart 1915
  • Das Enkelhaus, Kinderbuch, Stuttgart 1917
  • Ein Gruß an die Freunde meiner Bücher, autobiographisch, Stuttgart 1922
  • In Not bewährt: Fünf Erzählungen, Stuttgart 1922
  • Lili: Erzählung aus dem Leben eines mutterlosen Kindes, Stuttgart 1924
  • Im Familienkreis: Kleine Lustspiele für die Jugend, Stuttgart 1926
  • Die Heimkehr und andere Erzählungen aus Krieg und Frieden, Stuttgart 1938
  • Im Thüringer Wald und andere Geschichten von früher, Wuppertal 1965

Literatur

  • Festschrift Agnes Sapper zum 70. Geburtstag. Stuttgart 1922.
  • Agnes Herding-Sapper: Agnes Sapper. Ihr Weg und ihr Wirken. Stuttgart 1931.
  • Charlotte Breyer: Agnes Sapper 1852–1929. In: Inge Meidinger-Geise (Hrsg): Frauengestalten in Franken. Würzburg 1985, S. 174–177.
  • Gudrun Wedel: „... nothing more than a German Woman ...“. Remarks on the Biographical and Autobiographical Tradition of the Women of One Family. In: Ruth-Ellen B. Joeres u. Mary J. Maynes (Hrsg): German Women in the Eighteenth and Nineteenth Centuries. Bloomington/Indiana 1986, S. 305–320.
  • James Krüss: Naivität und Kunstverstand. Gedanken zur Kinderliteratur. Weinheim 1992; darin: “Die Familie Pfäffling Oder Wenn die Moral die Kunst besiegt”, S. 194–198.
  • Barbara Asper: Agnes Sapper. In: Kurt Franz (Hrsg.): Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Meitingen 1995 ff (Loseblattsammlung)
  • Harald Salomon: Agnes Sappers Wirkung in Japan. In: Japonica Humboldtiana, Nr. 7, Berlin 2003.[10]
  • Herbert Hummel: Sapper, Agnes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 434 f. (Digitalisat).

Weblinks

Hörbücher

Einzelnachweise

  1. Sonntagsblatt 11. August 2002, abgerufen am 21. Mai 2012
  2. a b fembio, abgerufen am 21. Mai 2012
  3. Charlotte Breyer, Würzburg 1985
  4. Zu ihren Nachkommen siehe die Diskussionsseite
  5. Charlotte Breyer, Würzburg 1985
  6. Killy Literaturlexikon, 1988–92, Band 10, S. 134
  7. Charlotte Breyer, Würzburg 1985
  8. 7. Auflage, Band 10, Spalte 1015
  9. Uni Freiburg, abgerufen am 21. Mai 2012
  10. Hier online (PDF; 636 kB), abgerufen am 21. Mai 2012