„Alawiten“ – Versionsunterschied

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=== Bezeichnungen ===
=== Bezeichnungen ===
Alawiten berufen sich auf ihren Ahnherren Muhammad [[ibn Nusair]] an-Namiri al-Fahri (gestorben um ca. 864), der als erster Scheikh der Nusairier gilt.
Alawiten berufen sich auf ihren Ahnherren Muhammad [[ibn Nusair]] an-Namiri al-Fahri (gestorben um ca. 864), der als erster Scheikh der Nusairier gilt. Um den Ruch des Sektiererischen ihrer Vorfahren abzulegen und um sich selbst als Teil der großen schiitischen Gemeinde zu präsentieren, nennen sich die Nusairier selbst „Ali-Anhänger“ (‘[[Alawiyun]]). In der Türkei werden die Alawiten als "Nusayri-Aleviler" (Nusairische Aleviten) bezeichnet.<ref>Gülcicek, Ali Duran; http://www.hbektasveli.gazi.edu.tr/dergi_dosyalar/34-269-280.pdf</ref><ref>H.Halm (EI)</ref> Der am häufigsten gebrauchte Name, den die Alawiten für ihre Religion verwenden, ist „der Pfad der Junbulianer“ (Tariqat al-junbulaniya), benannt nach dem dritten Scheikh Abu Muhammad ‘Abdallah al-Jannan al-Junbulani (gest. 900), der als ältester Autor der alawitischen Religion gilt.<ref>Massignon</ref>

Andere Quellen gehen davon aus, dass die Bezeichnung „Nusairier“ von der Wurzel „nsr“ abzuleiten ist, mit der Bedeutung „die Sterne genau beobachten“ oder „den Kult bewahren“. Auch die Selbstbezeichnung der [[Mandäer]] (Nasoraya), und die Namen verschiedener vorchristlicher und judenchristlicher Sekten sind von dieser Wurzel abgeleitet.<ref name="arnold2005">Arnold: ''Die Nusairier und ihre Rituale.'' 2005</ref>


== Ursprung ==
== Ursprung ==

Version vom 19. Januar 2013, 15:59 Uhr

Alawiten (علويون / ʿAlawīyūn, auch Nusairier, arabisch نصيريون, DMG Nuṣairiyūn) sind Teil der nahöstlichen, schiitischen Gemeinschaft und der letzte Überrest der irakischen Ghulū. Die Alawiten leben hauptsächlich in Syrien, der Türkei und im Libanon.

Einführung

Verbreitungsgebiet

Der Hauptsiedlungsraum der Alawiten bildet ein zusammenhängendes Gebiet in Syrien zwischen dem Mittelmeer und dem Orontes (Nahr al-Asi).

Bezeichnungen

Alawiten berufen sich auf ihren Ahnherren Muhammad ibn Nusair an-Namiri al-Fahri (gestorben um ca. 864), der als erster Scheikh der Nusairier gilt.

Ursprung

Die Alawiten sind nach herrschender Meinung ein Ableger und Überrest des irakischen ghulū (wörtlich: Übertreiber). Nicht nur die ausdrückliche Berufung auf den ghali (Übertreiber) Ibn Nusair, auch die Lehren und Traditionen der syrischen Gemeinden unterstreichen dies. Die Mythologie und Terminologie der irakischen ghulat-Sekten finden sich in der nusairischen Literatur fast unverändert wieder.[1] Unter anderem wird das „Buch der Schatten“ (Kitab al-Haft wa-l-azilla) des Ibn Sina von den Nusairiern bis heute tradiert.[1] Die Herkunft der Alawiten ist dennoch in der Literatur umstritten. Andere Meinungen gehen davon aus, dass sie von Heiden der Spätantike, Abspaltungen vom Christentum oder von den Ebioniten und Elchasaiten abstammen.[2]

Die Alawiten glauben, dass Muhammad ibn Nusair der Empfänger geheimer Offenbarung des elften Imams al-Ḥasan al-ʿAskarī ist. Auf diesen Offenbarungen basiert die Besonderheit ihrer religiösen Vorstellungen gegenüber den verwandten Traditionen der irakischen ghulat-Sekten. Aus dem Irak sind die Lehren der Sekte durch wandernde Scheikhs nach Aleppo und von dort an die syrischen Küsten gebracht worden. Die Ausformung der alawitischen Religion scheint das Werk mehrerer Generationen von Scheikhs gewesen zu sein, deren Filiation von Ibn Nusair ausgeht.

Im Glaubensbekenntnis heißt es: „Ich bezeuge, dass ich der Religion nach ein Nusairier bin, der Anschauung nach ein Jundubier, dem Pfad nach ein Junbulianer, der Methode nach ein Khasibier, der Lehre nach ein Jillier, dem Recht nach ein Maimunier.“[3]

Nach alawitischer Überlieferung wanderte der Vollender der nusairischen Doktrin, Scheikh Abu Sa’d al-Maimun ibn Surur al-Qasim at-Tabarani (bis 426 AH bzw. 1034–35 AD), vermutlich auch der nusairische Redakteur des „Buches der Schatten“, um 423 AH bzw. 1032 AD wegen der unaufhörlichen Kriege von Aleppo nach Latakia (al-Ladhiqiya) aus, um sich dort niederzulassen. Die Herrschaft der Kreuzfahrer in Antiochien (seit 1098) und Latakia (seit 1103) scheint die Ausbreitung der Sekte über das unzugängliche Gebirge im Hinterland nicht beeinträchtigt zu haben.[4]

Die Grundzüge der Lehre

Keine der bekannten alawitischen Schriften gibt eine zusammenhängende Darstellung des gesamten Lehrsystems. Es handelt sich entweder um Sammlungen von Aussprüchen der Imame, um Texte zu bestimmten Anlässen oder um Sammelsurien ohne erkennbaren Zweck.[3] Die Einzelheiten der Lehre können vor dem Hintergrund des Mythos von Schöpfung und Fall der Lichtseelen und deren Einkerkerung in Leiber aus Fleisch und Blut verständlicher werden. Als Vorbild gilt hier das „Buch der Schatten“ von Ibn Sinan.

Die Verehrung Alis

Die Alawiten sind die Nachfahren der ‘Alja’iten; Ali ibn Abi Talib ist für sie eine Erscheinungsform des höchsten, namenlosen Gottes, des Urewigen (al-Qadim al-Azal), des größten Gottes (al-ilah al-a’zam).[5] Nach dem Fall der Lichtseelen hat er sich verborgen und erscheint seinen Geschöpfen sieben mal wieder, in jedem Himmel einmal. Trotz seiner wechselnden Gestalt bleibt er immer derselbe, nämlich der Sinn bzw. der Eigentliche (al-Ma’na). Bei jeder Erscheinung wird er von zwei minderen Wesen begleitet: zum einen vom Himmelsvorhang (hidschab), in dem er erscheint und der ihm als Name (ism) dient, zum anderen von der Pforte (bab), die Zutritt zu ihm gewährt.[3] So setzt sich eine Art Dreieinigkeit zusammen, die sich in sieben Zyklen, beginnend mit Abel, Adam und Gabriel, auf Erden manifestiert hat. Der letzte Zyklus besteht aus Ali, Muhammad und dem Prophetengefährten Salmān al-Fārisī.[6]

Geheimhaltung

Bei der Initiierung schwört der junge Alawit, die Lehren seiner Religion geheim zu halten. Trotzdem sind einige alawitische Handschriften nach Europa gelangt.[6]

Die Geheimhaltung hat unterschiedliche, nicht niedergeschriebene Gründe. Im Großen und Ganzen folgt sie den Prinzipien der Taqiyya.

Die Bürgerrechtlerin Loubna Mrie bekannte sich bei Reden auf regimefeindlichen Demonstrationen offen zu ihrer alawitischen Religionszugehörigkeit[7].

Initiation

Junge Männer werden nach einem definierten Ritual in die Religion eingeweiht. Als Voraussetzung dient die alawitische Abstammung, denn es ist nicht möglich, in die alawitische Religion zu konvertieren. Das Initiationsritual dient der spirituellen Erzeugung einer neuen Seele. Das Ritual besteht aus zwei Hauptteilen, die sieben oder neun Monate auseinander liegen müssen. Diese Zeitspanne entspricht der Zeit zwischen Zeugung und Geburt eines neuen gnostischen Menschen.[3] Die bei beiden Zeremonien rezitierten Texte stammen – soweit es sich nicht um Verse aus dem Qur’an handelt – aus dem wichtigsten Ritualbuch der Alawiten, dem „Buch der Sammlungen“ (Kitab al-Madschmu’). Diese in 16 Abschnitten (Sure) unterteilte Sammlung wurde nach alawitischem Glauben vom Propheten Muhammad selbst an die Eingeweihten übergeben.[8] Diese Sammlung wurde von Sulaiman al-Adani komplett überliefert und ausführlich kommentiert; es liegt in einer englischen und französischen Übersetzung vor.[9]

Kulte und Feste

Die Alawiten unterwerfen sich dem islamischen Gesetz (Scharia) nicht, weil sie die wahre (unsichtbare; batin) Bedeutung der einzelnen Vorschriften durchschaut haben wollen; die „Fesseln sind von ihnen abgetan“.[3] Ob sie überhaupt als Muslime gelten können, ist daher umstritten. Doch auch wenn sie zur Einhaltung der kultischen Vorschriften der anderen Muslime nicht verpflichtet sind, ist es ihnen andererseits auch nicht verboten, daran teilzunehmen. Da das geoffenbarte Gesetz in Form des Korans von einer Person der himmlischen Dreiheit, dem verehrten Propheten Muhammad, stammt, ist das Wort des Korans hingegen allgegenwärtig – sowohl in der theologischen Literatur als auch im Kultus der Alawiten. Die Befreiung von den Geboten der Scharia bedeutet nicht, dass die Alawiten keinerlei Kulte kennen. Das an großen Festen praktizierte Ritual setzt sich aus einer ganzen Reihe von Kulthandlungen zusammen, unter ihnen auch zahlreiche Niederwerfungen (sudjud, Rukūʿ). Tradenten des Rituals sind Scheiche, Angehörige aus Notabelnfamilien, in denen über die Generationen hinweg die Kenntnis der theologischen Bücher, der Traditionen und der Ritualtexte gepflegt wird. Die Gemeinde ist von den Initiationen und Festzeremonien nicht ausgeschlossen. Die Grenze zwischen Eingeweihten und Nichteingeweihten verläuft vielmehr zwischen Mann und Frau.[3] Bei den Kulthandlungen treten immer drei Scheiche gemeinsam auf. Sie repräsentieren die drei Ränge des Imams, des Naqibs und des Najibs. Zugleich symbolisieren sie die himmlische Dreieinigkeit Ma’na – Ism – Bab.

Die 12 ursprünglichen Feste sind in einem Festkalender (Madjmu’ al-a’djad) von Tabarani festgehalten. Dazu kommen christliche Feste, die auf sekundäre Einflüsse durch die christliche Nachbarschaft in Syrien zurückzuführen sind.[3] Vorrang genießen natürlich jene Feste, in deren Mittelpunkt Ali ibn Abi Talib steht, allen voran das „Fest des Teiches“ (’id al-ghadir) zur Erinnerung an die Szene zwischen Muhammad und Ali am Teich von Chumm nach der Abschiedswallfahrt des Propheten. Die Imamiten überliefern, dass Muhammad Ali am 18. Dhu l-hiddscha 632 mit dem Imamat betraut habe. Die alawitische Tradition überliefert, dass der Herr dem Propheten Muhammad an diesem Tag ganz offen die Einzigkeit Alis enthüllt habe.[10]

Religiöse Untergruppen bei den Alawiten

Schon seit dem frühen 19. Jahrhundert ist bekannt, dass es bei den Alawiten verschiedene "Untersekten" gibt.[11] Die Angaben zu der Anzahl und den Namen dieser "Sekten" sind allerdings widersprüchlich. Am bekanntesten ist die Rivalität zwischen Ḥaidarīya und Kalāzīya. Erstere soll auf einen gewissen ʿAlī Ḥaidar (16. Jh.) aus der Gegend von Antakya zurückgehen, letztere auf Scheich Muḥammad ibn Yūnus, der um 1600 in dem Dorf Kalāzū bei Antakya auftrat.[12] Die Ḥaidarīya ist vor allem im Norden des alawitischen Siedlungsgebietes (Hatay-Region, Adana) verbreitet und wird deswegen auch Schamālīya ("Nord-Gruppe") genannt; die Kalāziyya, deren Anhänger eher im Süden des Siedlungsgebietes zu finden sind, hat dementsprechend den Beinamen Qiblīya ("Süd-Gruppe"). Weitere Namen für die beiden Gruppen sind Schamsīya ("Sonnen-Gruppe") und Qamarīya ("Mond-Gruppe"), die offenbar damit zu tun haben, dass das göttliche Licht bei der einen Gruppe mit der Sonne und bei der anderen mit dem Mondschein identifiziert wird.[13] Unterschiede zwischen Ḥaidarīya und Kalāzīya bestehen ansonsten nur hinsichtlich des Ablaufs von rituellen Handlungen und der Barttracht der Scheiche (Ḥaidarīs tragen überwiegend Vollbart, Kalāzīs Schnurrbart).

Neben Ḥaidarīya und Kalāzīya gab es früher bei den Alawiten noch eine weitere religiöse Untergruppierung mit dem Namen Ghaibīya ("Verborgenheitsgruppe"). Félix Dupont erklärte ihren Namen damit, dass ihre Anhänger einen verborgenen, abwesenden Gott anbeten. Die Ghaibīya scheint heute ganz in der Murschidīya aufgegangen zu sein, einer religiösen Gemeinschaft, die von Sulaimān Murschid begründet wurde und in Syrien etwa 100.000 bis 200.000 Anhänger hat.[14]

Beziehungen zu anderen Religionen

Beziehungen zur Schi’a

Alawiten sehen sich selbst als Abspaltung der Schia mit dem Unterschied, dass sie selbst einen Schritt weiter seien und „die verborgene Wahrheit“ (batin) erkannt hätten. Somit sind die Beziehungen zur Schi’a gut. Da es aber keine Gemeinde oder Oberhäupter der Alawiten gibt, existiert keine offizielle Stellungnahme von Seiten der Alawiten. Zwölferschiiten betrachten Alawiten als 'ghulat' (diejenigen, die alle Grenzen bezüglich ihrer Vergöttlichung von Ali überschreiten). Im Juli 1973 erkannte als erste schiitische Autorität der Imam Musa al-Sadr, Vorsitzender des obersten schiitischen Rates im Libanon und anerkannte Autorität, die Alawiten offiziell als Muslime an. Zu diesem Zeitpunkt versuchte al-Sadr seinen Einflussbereich auch nach Syrien auszudehnen und der syrische Präsident Hafiz al-Assad – ein Alawit – benötigte dringend eine Anerkennung als Muslim, nachdem sunnitische Muslime in Syrien forderten, in der Verfassung solle festgeschrieben werden, dass der Präsident des Landes ein Muslim sein solle. Die Schi’a bezeichnet die Alawiten vereinzelt als ihre „kleinen Brüder“. Aber auch hier ist eine offizielle Stellungnahme nicht nachzuweisen.

Beziehungen zum Christentum

Da sich die Alawiten in die unmittelbare Nähe von Christen in Syrien niedergelassen haben, sind viele Berührungspunkte, v.a. im Festkalender, erkennbar. Zusätzlich existieren Theorien, die eine Verwandtschaft der Alawiten zu den Christen nachzuweisen versuchen. Ungeachtet dessen sehen missionarisch gesinnte Christen die Notwendigkeit, die Alawiten zu einem orthodoxen (im Sinne von rechtgläubig), den historischen christlichen Bekenntnissen entsprechenden Glauben an Jesus Christus zu führen.

Beziehungen zu den Aleviten, Ismailiten und Drusen

Die Inkarnationen Alis und Muhammeds (als eines), sowie die Ablehnung der Scharia und der Glaube an die Reinkarnation bilden die Hauptgemeinsamkeiten zwischen Bektaschi- und Nusairier-Aleviten. Jedoch praktizieren die Alawiten kein Cem.[15] Dies trifft ebenfalls auf die vermeintlichen Gemeinsamkeiten mit den Drusen und Ismailiten zu.

Bekannte (bekennende) Alawiten

Baschar al-Assad

Politisches Gewicht gewannen die Alawiten erstmals 1963 durch die Machtübernahme der Baath-Partei im Jahre 1963 in Syrien, da ein großer Teil der Machthaber in der Partei und Armee Alawiten waren. Ein Grund für die Tatsache, dass viele Alawiten im Offizierskorps sind, liegt darin, dass der bäuerlichen Bevölkerung Geld fehlt, um sich vom Militärdienst freizukaufen.

1970 übernahm der aus Qardaha (südöstlich von Latakia) stammende alawitische Verteidigungsminister und Luftwaffenchef Hafiz al-Assad die Macht und wurde durch ein Referendum am 12. März 1971 als Staatspräsident bestätigt. Das Alawitengebiet hat von seiner Macht deutlich profitiert, vor allem die kleine Hafenstadt Latakia hat sich in einem Bauboom weit ausgedehnt.

1973 musste auf Druck der orthodoxen Rechtsgelehrten und der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit ein Paragraph in die syrische Verfassung eingefügt werden, der das Bekenntnis des Präsidenten zum Islam obligatorisch macht. Hafiz al-Assad hat dem durch demonstrative Teilnahme am islamischen Kultus entsprochen und in seinen Reden versucht, nachdrücklich seine Zugehörigkeit zum Islam zu unterstreichen, da die orthodox-sunnitische Propaganda unter Berufung auf mittelalterliche Sektenbücher den nusairischen Glauben als häretisch, ja unislamisch zu verketzern bemüht ist.[3] Dem sunnitischen Widerstand konnte sich al-Assad mit Hilfe der christlichen, ismailitischen und drusischen Minderheiten widersetzen, die von der Herrschaft der Sunniten nichts Gutes erwarten. Kurz nach Hafiz al-Assads Tod am 10. Juni 2000 wurde die Verfassung geändert und das Mindestalter für den Präsidenten von 40 auf 34 Jahre herabgesetzt, um die Wahl seines Sohnes Baschar al-Assad (geb. 11. September 1965) zu ermöglichen. Am 10. Juli 2000 wurde dieser dann durch ein Referendum mit 97,29 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt und ist bis heute Regierungschef von Syrien.

Erforschung und Quellen

Da es sich bei den Alawiten um eine Geheimreligion handelt, sind Informationen nur spärlich und es kursieren viele Gerüchte um die Theologie und den Kult.

Sulaiman „al-Adani“

Die wichtigste Quelle für die Erforschung der alawitischen Religion ist ein Abtrünniger aus den Reihen der Alawiten selbst. 1864 erschien in Beirut die Enthüllungsschrift eines alawitischen Renegaten namens Sulaiman Efendi aus Adana mit dem Titel: „Die salomonische Erstlingsfrucht – Enthüllung der Geheimnisse der nusairischen Religion“ (al-Bakura as-Sulaimaniya fi kashf asrar ad-diyana an-Nusairiya), die bereits 1888 ins Englische übersetzt wurde.[9]. Sulaiman Efendi, der zum Christentum konvertierte, wurde kurz nach Veröffentlichung Opfer eines Mordanschlags in Tarsus. Sein Buch ist aber bis heute eine der wichtigsten Quellen für die Kenntnis der Lehre und des Kultus der Alawiten.[3]

Weitere Quellen

Die französische Mandatszeit ermöglichte v.a. französischen Wissenschaftlern gründlichere Erforschungen des Landes und erweckte gleichzeitig auch das Selbstbewusstsein der Alawiten. So entstanden zwischen 1920 und 1941 verschiedene Forschungsergebnisse, die aber nie so detailliert den Kultus der Religion darstellen konnte wie Sulaimans Bakura. Heute findet sich darüber hinaus viele Darstellungen aus den alawitischen Reihen selbst. Davon sind viele in türkischer Sprache verfasst und beschreiben die Religion nur oberflächlich. Häufig wird dabei die Zugehörigkeit zum Islam beteuert. Syrische Selbstdarstellungen sind selten.

Literatur

  • Werner Arnold: Die Nusairier und ihre Rituale. In: Robert Langer u. a. (Hrsg.): Migration und Ritualtransfer. Religiöse Praxis der Aleviten, Jesiden und Nusairier zwischen Vorderem Orient und Westeuropa. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-631-52426-9, S. 305–313. (Heidelberger Studien zur Geschichte und Kultur des modernen Vorderen Orients 33)
  • Meʼir Mikhaʼel Bar-Asher, Arieh Kofsky: The Nusayri-’Alawī Religion. An Enquiry into its Theology and Liturgy. Brill, Leiden u. a. 2002, ISBN 90-04-12552-3, (Jerusalem studies in religion and culture. 1).
  • Claude Cahen: Note sur les Origines de la Communauté Syrienne des Nusayris. In: Revue des Etudes Islamiques. 38, 1970, ISSN 0336-156X, S. 243–249.
  • Félix Dupont: "Mémoire sur les moeurs et les cérémonies religieuses de Nesserie, connu en Europe sous le nom d'Ansari" in Journal Asiatique I 5 (1824) 129-139.
  • René Dussaud: Histoire et religion des Nosairîs. Reihe Bibliothèque de l'École des Hautes Études, Sciences Philologiques et Historiques, 129. Bouillon, Paris 1900 ISSN 0761-148X
  • Patrick Franke: Göttliche Karriere eines syrischen Hirten. Sulaimān Muršid (1906-1947) und die Anfänge der Muršidiyya. Berlin 1994
  • Burak Gümüs: Über Nusayri, Bulgarienalewiten, Shabak, Kakai und Ehl-i Hak, in Sosyal Bilimler Araştırma Dergisi (SBArD), 7, 2009, 14, ISSN 1304-2424 S. 153 - 177
  • Heinz Halm: Nusayriyya. In: EI2 Encyclopaedia of Islam.
  • Heinz Halm: Das Buch der Schatten. Die Mufaddal-Tradition der Ghulat und die Ursprünge des Nusairiertums. In: Der Islam 55, 1978, S. 219–266 und 58; 1981, S. 15–86.
  • Heinz Halm: Die islamische Gnosis. Die extreme Schia und die ‘Alawiten. Artemis-Verlag, Zürich u. a. 1982, ISBN 3-7608-4530-4, (Die Bibliothek des Morgenlandes 17).
  • Klaus-Peter Hartmann: Untersuchungen zur Sozialgeographie christlicher Minderheiten im Vorderen Orient. Reichert, Wiesbaden 1980, ISBN 3-88226-080-7. (Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients Reihe B: Geisteswissenschaften 43).
  • Louis Massignon: Nusairi. In: EI1 Encyclopaedia of Islam.
  • Sabrina Mervin: "L'entité alaouite", une création française, in Pierre-Jean Luizard, Hg.: Le choc colonial et l'Islam. Découverte, Paris 2006, S. 343 - 358
    • dies.: Minderheit und Herrscherkaste. Die komplizierte Geschichte der Alawiten von Syrien. Le monde diplomatique (deutsch), Januar 2013, S. 9[16]
  • Laila Prager: Die 'Gemeinschaft des Hauses'. Religion, Heiratsstrategien und transnationale Identität türkischer Alawi-/Nusairi-Migranten in Deutschland. Münster 2010
  • Edward E. Salisbury: Notice of كتاب الباكورة السليمانية فى كشف اسرار الديانة النصرية تأليف سليمان افندى الاذنى. The Book of Sulaimân's First Ripe Fruit, Disclosing the Mysteries of the Nusairian Religion by Sulaiman 'Effendo of 'Adhanah. With Copious Extracts. In: Journal of the American Oriental Society (JAOS) 8, 1866, ISSN 0003-0279, S. 227–308.
  • Rudolf Strothmann: Festkalender der Nusairier. In: Der Islam 27, 1944/46, S. 273ff.
    • ders.: Die Nusairi im heutigen Syrien. In: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 1950, 4, S. 29–64.
  • Jacques Weulersse: Le Pays des Alaouites. 2 Bände. Arrault, Tours 1940.

Einzelnachweise

  1. a b Heinz Halm: Das Buch der Schatten. Die Mufaddal-Tradition der Ghulat und die Ursprünge des Nusairiertums. in: Der Islam 55, 1978
  2. Bar Asher / Kofsky
  3. a b c d e f g h i Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Halm.
  4. C.Cahen
  5. Strothmann
  6. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen arnold2005.
  7. Arte TV Blog, 25. September 2012
  8. Dussaud
  9. a b Edward Salisbury: Notice of kitab al-bakura as-Sulaimaniya. The book of Sulaiman’s First Ripe Fruit, Disclosing the Mysteries of the Nusairian Religion by Sulaiman Effendi of Adhanah. in: JAOS 8 (1866)
  10. Festkalender, 96
  11. Vgl. z.B. Dupont 130 und Dussaud 81
  12. Vgl. Muḥammad Amīn Ġālib aṭ-Ṭawīl: Tārīḫ al-ʿAlawiyyīn. 3. Aufl. Beirut 1979. S. 529.
  13. Vgl. dazu Prager 67-69.
  14. Vgl. dazu Franke 1994
  15. http://www.hbektasveli.gazi.edu.tr/dergi_dosyalar/34-269-280.pdf
  16. ganzseitig, mit Karte der Verbreitung. Mervin arbeitet am Zentrum für interdisziplinäre Religionsforschung des CNRS

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