Albert Bozenhard

Albert Bozenhard (auch: Bozenhardt;[2][3][4] * 14. Februar 1860 in Ulm; † 13. Januar 1939 in Stuttgart) war ein deutscher Schauspieler und Operettensänger (Bariton).
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ausbildung und Künstlerlaufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit 15 Jahren beschloss Albert Bozenhard, Schauspieler zu werden. Er ging nach Stuttgart und nahm dramatischen Unterricht bei dem Hofschauspieler Karl von Jendersky. Am 12. März 1877 debütierte er als Schüler in Faust am Württembergischen Hoftheater. Er hatte mit seinem Auftritt Erfolg beim Publikum und erhielt ein festes Engagement, während dessen er vor allem als „jugendlicher Liebhaber“ auftrat. 1879 wechselte er in den Verband des deutschen Hoftheaters in Petersburg, wo er nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Operettensänger der Stimmlage Bariton wirkte. Dort konnte ihm in der einen Woche als Don Carlos im gleichnamigen Stück und als Romeo in Romeo und Julia, in der anderen Woche als Einstein in der Fledermaus und als Ollendorf im Bettelstudenten „größte Anerkennung“ gezollt werden. 1881 bis 1884 war er am Staatstheater in Moskau[5] (nach der Allgemeinen Theater-Chronik vom Juni 1885 als Deutsches Theater in Moskau bezeichnet[2]) engagiert.
Ab der Spielzeit 1885/1886 wurde Bozenhard Mitglied des Ensembles Thalia-Theaters in Hamburg.[5][2] Dort wurde er in der Folge auch „Bolz“ bzw. „uns’ Bolz“ genannt.[6] Der vielseitige Schauspieler wurde dort sehr beliebt, insbesondere in den Jahren 1900 bis 1912 „war er der unumstrittene männliche Star des Ensembles (zuvor und später mußte er sich den Ruhm mit anderen teilen)“.[6] Zu seinen Hauptrollen gehörten unter anderem der Reif-Reiflingen in dem Lustspiel Krieg im Frieden und in dessen Fortsetzung Reif-Reiflingen, beide von Gustav von Moser,[4][7] sowie der Victor von Berndt in Veilchenfresser, ebenfalls von Moser.[8]
1905 verfasste Bozenhard die Detektiv-Komödie Sherlock Holmes, die unter anderem zwei Jahre später am Hoftheater Stuttgart aufgeführt wurde.[9] 1913 verfasste er das Drehbuch zu Eine tolle Wette auf den Imperator und spielte darin die Hauptrolle.[10] Anfang der 1920er Jahre war er noch in Künstlerlaunen (1920; Regie: Paul Otto)[11] sowie in Der Absturz (1923; Regie und Drehbuch: Ludwig Wolff)[12] auf der Leinwand zu sehen.
Um die Jahreswende 1925/1926 wurde Bozenhards 40-jährige Zugehörigkeit zum Thalia-Theater gefeiert:[4]
„Ein seltenes Fest feierte man am Thalia-Theater. Albert Bozenhardt, der hochgeschätzte Bonvivant, gehört dieser Bühne nunmehr 40 Jahre an. In richtiger Erkenntnis der außerordentlichen Beliebtheit des Künstlers, hatte die Direktion eine ganze Jubiläumswoche angesetzt, in der der Künstler allabendlich den Reif-Reiflingen in dem gleichnamigen Schwank und in dem bekannten Lustspiel ‚Krieg im Frieden‘ spielte.[7] […] Senat, Universität, Direktion, Kollegen und Publikum, sie alle wetteiferten miteinander dem hochverdienten Künstler ihre Verehrung zu bezeigen.“
Zu Ehrenmitgliedern des Thalia-Theaters ernannt, haben sich Albert und seine Frau Karli Bozenhard, die er dort kennenlernte und mit der er oft auf der Bühne stand, im Jahr 1930 aus dem Theaterleben zurückgezogen und sich in Stuttgart niedergelassen.[6][13] 1939 gab Bozenhard seinen Schauspielerring, von da an Albert-Bozenhard-Ring genannt, an Ernst Leudesdorff weiter, der bis in die Gegenwart den würdigsten Schauspieler des Thalia-Theaters auszeichnet.[14]
Ehen und Tod
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Bozenhard(t) war mit der Schauspielerin Berta Glöckner-Bozenhardt (1848–1916; Mutter von Josefine „Pepi“ Kramer-Glöckner), verheiratet, die von 1878 bis 1881 in St. Petersburg (Bozenhard ab 1879) und 1882 in Moskau (Bozenhard 1881 bis 1884) engagiert war; 1896 musste Berta Glöckner-Bozenhardt wegen eines zunehmenden Gehörleidens ihre Schauspiellaufbahn beenden.[3][15][16][17]
Später war er bis zu seinem Tod mit der Schauspielerin Karli Bozenhard-Hücker (1865–1945) verheiratet. Kennengelernt hatten sie sich am Thalia-Theater, wo er ab 1885 und sie ab 1889 spielten und wo sie öfters gemeinsam auf der Bühne standen. Nachdem auch Karli Bozenhard 1929 ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum am Thalia hatte (Albert – siehe oben – schon im Jahr 1926) und sie als erste Frau dort Ehrenmitglied wurde, verließen sie 1930 Hamburg und zogen nach Stuttgart, wo er am 13. Januar 1939 starb. Nachfolgend zog Karli Bozenhard nach Hamburg zurück und spielte dort von 1941 bis 1943 wieder am Thalia.[13]
Nach Auflösung der gemeinsamen Grabstätte auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf wurde beider Grabstein, der vom Denkmalschutzamt als erhaltenswert eingestuft ist, in den im Friedhof angesiedelten Garten der Frauen verlegt.[18]
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ehrenmitglied des Thalia-Theaters in Hamburg (vermutlich 1926, anlässlich Bozenhards 40-jähriger Theaterzugehörigkeit)
- Seit 1958 ist der Bozenhardweg in Hamburg-Hohenfelde ist nach ihm benannt. 2001/2002 wurde auf Initiative von Rita Bake, Vorsitzende des Garten der Frauen e.V., auch „seine ebenso bedeutende Ehefrau Karli Bozenhard“ in die Benennung mit einbezogen, so dass der Weg seither an beide Personen erinnert.[13]
- Ebenfalls im Stadtteil Hamburg-Hohenfelde war der ehemalige Bozenhardplatz nach ihm benannt.[19]
Filmografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1913: Eine tolle Wette auf den Imperator (Drehbuch und Hauptrolle)
- 1920: Künstlerlaunen (Der Maler, die Liebe und das Fräulein)
- 1923: Der Absturz
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bozenhard Albert. In: Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlagsbuchhandlung Paul List, Leipzig 1903, S. 116–117 (Textarchiv – Internet Archive).
- Bozenhard, Albert. In: Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Band 1, Saur, München 2003, ISBN 3-598-11598-9, S. 553.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Albert Bozenhard bei filmportal.de
- Albert Bozenhard bei IMDb
- Albert Bozenhard bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Porträt „Albert Bozenhard (Bolz).“ In: Spemanns goldenes Buch des Theaters. Verlag W. Spemann, Berlin / Stuttgart 1912, S. 576.
- ↑ a b c Nachrichten. In: Allgemeine Theater-Chronik, Gratis-Beilage zur „Allgemeinen Kunst-Chronik“. IX. Band, Nr. 26, 27. Juni 1885, S. 4 (online bei ANNO). Hier: „Die vereinigten Hamburger Stadt-Theater und Thalia-Theater (Altonaer Stadt-Theater) […] veröffentlichen ihr Mitglieder-Verzeichniss für die Saison 1885–1886, aus dem wir diejenigen Namen, welche unseren Lesern bekannt sein dürften, hervorheben: […] Albert Bozenhardt, vom Deutschen Theater in Moskau, jugendlicher Held und Liebhaber; […]“
- ↑ a b (Schauspielerin Berta Glöckner †) . In: Neues Wiener Journal, 12. Dezember 1916, S. 8, mittlere Spalte, Mitte (online bei ANNO). Hier: „… die Künstlerin, die mit ihrem Kollegen Albert Bozenhardt verheiratet war […]. Die Leiche wird morgen […] auf dem Friedhofe in Ober-St. Veit beerdigt.“
- ↑ a b c d E. Stangenberger: Hamburger-Theater. In: Der Humorist, 13. Jänner 1926, S. 6f.; hier: S. 7 (online bei ANNO).
- ↑ a b Bozenhard Albert. In: Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlagsbuchhandlung Paul List, Leipzig 1903, S. 116–117 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ a b c Michael Hatry: Das Thalia-Theater in Hamburg 1894–1915. Horst Mann, Berlin 1966 (= zugleich Diss. an der Freien Universität Berlin), S. 43 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche); Anm.: Hatry nennt hier Bozenhard wohl fälschlich als „kurz ‚Boz‘ oder auch ‚uns’ Boz‘ genannt“, vgl. das 1912 abgedruckte Porträt mit der Untertitelung „Albert Bozenhard (Bolz).“
- ↑ a b Vgl. Lustspiel Krieg im Frieden (1880) von Gustav von Moser mit Franz von Schönthan und von Moser als Fortsetzung Reif-Reiflingen (1882). Siehe: Uwe C. Steiner: Moser, Gustav von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 188 f. (Digitalisat).
- ↑ Der Veilchenfresser. Lustspiel in 4 Akten von Gustav von Moser. In: Lustspiele von Gustav von Moser. Vierter Band, 6. Auflage. Theaterverlag Eduard Bloch, Berlin 1912 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- ↑ Sherlock Holmes. Komödie von Albert Bozenhard in der Deutschen Digitalen Bibliothek, abgerufen am 3. Oktober 2025.
- ↑ Albert Bozenhard bei The German Early Cinema Database, DCH Cologne
- ↑ Der Maler, die Liebe und das Fräulein. Originaltitel: Künstlerlaunen. Internet Movie Database, abgerufen am 5. Oktober 2025.
- ↑ Der Absturz. Internet Movie Database, abgerufen am 5. Oktober 2025.
- ↑ a b c Karli Bozenhard (Karoline, geb. Hücker). Schauspielerin am Thalia-Theater von 1889 bis 1930 und von 1941 bis 1943. In: Website des Vereins Garten der Frauen e. V., abgerufen am 5. Oktober 2025; gleichlautend in:
Brita Reimers: Karli Bozenhard (Karoline Josepha Bozenhard geb. Hücker). In: Biografien-Datenbank: Frauen aus Hamburg. Hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, abgerufen am 5. Oktober 2025. - ↑ Albert-Bozenhard-Ring. Gründungsjahr: 1939, Ort der Verleihung: Hamburg. In: Online-Ausgabe des Handbuchs der Kulturpreise. ARCult Media – Verlagsbuchhandlung für Kultur & Wissenschaft (Hrsg.), abgerufen am 3. Oktober 2025.
- ↑ Glöckner, Berta; verehel. Bozenhardt (1848–1916), Schauspielerin. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 9.
- ↑ Glöckner Bertha. In: Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlagsbuchhandlung Paul List, Leipzig 1903, S. 117 (Textarchiv – Internet Archive): „1896 mußte die Künstlerin, die mit ihrem Kollegen Albert Bozenhart (s. d. [das ist S. 116–117; Anm.]) verheiratet war, durch ein immer zunehmendes Ohrenleiden gezwungen, ihre Bühnenwirksamkeit gänzlich einzustellen und sich vom Theater zurückzuziehen.“
- ↑ Berta Botzenhardt-Glöckner in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at; abgerufen am 5. Oktober 2025.
- ↑ Helmut Schoenfeld: Der „Garten der Frauen“ und seine Nebeneffekte. In: OHLSDORF – Zeitschrift für Trauerkultur. Themenheft Bildhauer und Grabmäler. Förderkreis Ohlsdorfer Friedhof e.V. (Hrsg.), Ausgabe Nr. 73, Mai 2001 (Artikel online auf der Website des Vereins, fof-ohlsdorf.de, abgerufen am 3. Oktober 2025): „Er [der Garten der Frauen] wird mit seinen Grabmalinschriften aber nicht nur an Frauen erinnern, sondern quasi in ihrem Schatten auch an Männer, die ebenfalls nicht unbedeutend für Hamburgs Geschichte gelten.“ Sowie: „Ein weiterer Nebeneffekt des Gartens sind die nach hier versetzten Grabsteine. Unter ihnen gibt es einige, die wegen ihrer geschichtlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bedeutung vor vielen Jahren vom Denkmalschutzamt als erhaltenswert eingestuft worden sind: Bozenhard, Bullerdiek-Bäumken, Hirsch, Kalmar, Marstrand und Teuffert.“
- ↑ Suche nach Bozenhardplatz. In: Hamburger Adressbücher Digital, Hrsg. von der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Treffer in den digitalisierten Ausgaben 1931 bis 1958. Z. B. in der Ausgabe 1955: Straßenteil B, S. IV/248. Abgerufen am 3. Oktober 2025.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Bozenhard, Albert |
| ALTERNATIVNAMEN | Bozenhardt, Albert |
| KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler und Operettensänger (Bariton) |
| GEBURTSDATUM | 14. Februar 1860 |
| GEBURTSORT | Ulm |
| STERBEDATUM | 13. Januar 1939 |
| STERBEORT | Stuttgart |