Andor Gábor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Andor Gábor auf dem Deutschen Schriftsteller-Kongreß in Berlin 1950.

Andor Gábor (* 17. Januar 1884 als Andor Greiner in Újnép[1], Komitat Somogy, Königreich Ungarn; † 21. Januar 1953 in Budapest) war ein ungarischer Schriftsteller und Journalist, der in ungarischer und deutscher Sprache publizierte. Er war Mitglied der Kommunistischen Partei Ungarns.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andor Gábor war der Sohn eines ungarischen Beamten. Gábor studierte an der Universität Budapest Philologie. Er war Mitglied des Nationalrats (1918–1919), Mitglied des Kulturellen Volkskomitees während der Räterepublik, Sprecher von Presse und Theater und Mitglied des Exekutivkomitees der Journalisten. Union (April–Juli 1919). Nach der der Niederschlagung der Räterepublik wurde er inhaftiert, wenige Wochen später entlassen und emigrierte Ende 1919 nach Wien, wo er sich der kommunistischen Emigration anschloss. Er engagierte sich im Kampf gegen das Horthy-Regime und war einer der Mitbegründer der Zeitung „Bécsi Magyar Újság“ und publizierte in der Zeitung der Kommunisten „Proletar“. Wegen mehreren Verhaftungen in Wien ging er 1924 nach Paris und 1925 nach Berlin. Hier arbeitete er im Mitropa Büro der Internationalen Roten Hilfe. Er wurde Mitarbeiter der Roten Fahne und 1928 wurde er, auf Vorschlag von Maria Uljanowa,[2] Feuilleton-Korrespondent der Prawda. 1928 war er Gründungsmitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Deutschlands. Er war einer der Herausgeber der Zeitschrift Die Linkskurve. 1931 wählte man ihn zum Fraktionssekretär des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller. Im März 1933 floh er in die Sowjetunion. Von 1933 bis 1941 schrieb er für verschiedene Zeitschriften in Moskau. 1945 kehrte er in seine Heimat zurück, wurde Chefredakteur der Volksfrontzeitung und übernehm später die Leitung der von ihm gegründeten satirischen Zeitung „Ludas Matyi“. Am 20. Januar 1953 verstarb Gábor nach kurzer Krankheit in Budapest.[3]

Gábor war seit 1923 mit Olga Halpern (1887–1967) verheiratet.

Deutschsprachige Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • zus. mit Károly Bakonyi Tatárjárás, Operette von Emmerich Kálmán, 1909. Digitalisat
  • Sieben Schmetterlinge. Roman. Uebertragen von Ernst Goth. Rudolf Mosse, Berlin 1920.
  • Josef Halmi: Das schwarze Buch über Kecskemét. Mit einem Vorwort von Andor Gábor. Neue Erde, Wien 1921.
  • Dr. Niemand. Die Geschichte einer Karriere. Roman. Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), Leipzig 1922.
  • Horthys Lager. 3 Bilder aus dem ungarischen Leben und vom ungarischen Tod. Malik-Verlag, Berlin 1924.
  • Anna Karenina. Oper in 4 Aufzügen von Alexander Góth und Andor Gábor. Musik von Jeno Hubay, Ins Deutsche übertragen und für die deutsche Bühne eingerichtet von Hans Liebstöckl. Universal Ed., Wien 1924.
  • Mörder-Knute über Kinder. Mopr Verlag, Berlin 1927.
  • Der kleine Unbekannte. In: Die Rote Fahne vom 27. Dezember 1927.
  • Emil Ludwig. Juli 1914. In: Die Linkskurve. 1. Jg. Nr. 1. 1. August 1929, S.  33–34.
  • Proletarisch-revolutionäre Literatur. In: Die Linkskurve. 1. Jg. Nr. 3. Oktober 1929, S.  3–6.
  • A. G.: Zwei Theaterabende. 1. Bei Piscator 2. Bei den jungen Schauspielern.[4] In: Die Linkskurve. 1. Jg. Nr. 3. Oktober 1929, S.  17–18.
  • Die bunte Welt des Genossen von Barbusse. In: Die Linkskurve. 1. Jg. Nr. 5. Dezember 1929, S.  5–6.
  • Antwort an Barbusse. In: Die Linkskurve. 2. Jg. Nr. 2. Februar 1930, S.  6–8.
  • Spione und Saboteure vor dem Volksgericht in Moskau. Bericht über den Hochverratsprozess gegen Ramsin und Genossen vom 25. November bis 7. Dezember 1930 im Gewerkschaftshaus in Moskau. Neuer Deutscher Verlag, Berlin 1931.
  • Schacht vor Kohle.[5] In: Die Linkskurve. 4. Jg., Nr. 5. Mai 1932, S.  31–36.
  • Umbau der literarischen und künstlerischen Organisationen in der Sowjetunion. In: Die Linkskurve. 4. Jg. Nr. 8. August 1932, S.  16–18.
  • Zwei Bühnenereignisse. In: Die Linkskurve. 4. Jg. Nr. 11/12. Nov./Dez. 1932, S.  27–32.
  • Die Topfriecher und andere Erzählungen. Deutscher Staatsverlag, Engels 1935.
  • Die Rechnung und andere Erzählungen aus dem Dritten Reich. Verlags-Genossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR, Moskau 1936.
  • Souper im '„Hubertus“. Erzählung. Verlags-Genossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR, Moskau 1936.
  • Der rote Tag rückt näher. Reportagen und Skizzen. 1928–1932. Aufbau Verlag, Berlin 1959. (=Das Taschenbuch des Aufbau Verlages 30)[6]
  • Gespenster bei Sonnenlicht. Eine Auswahl. Hrsg. von Harri Günther. Mit Zeichnungen von George Grosz. Mitteldeutscher Verlag, Halle 1979.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Am 15. März 1953 erhielt er den Kossuth-Preis
  • Ihm zu Ehren wurde ein Andor-Gábor-Preis gestiftet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Henry Barbusse an die „Linkskurve“. In: Die Linkskurve. 2. Jg. Nr. 2. Februar 1930, S.  5–6.
  • Vera Thies: Nachwort. In: Der rote Tag rückt näher - Reportagen und Skizzen 1928-1932. Aufbau Verlag, Berlin 1959, S.  177–181.
  • Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek. Band 1, Saur, München 2002, S.  400–401. Digitalisat
  • Gábor (Greiner), Andor. In: Encyclopaedia Judaica, 2007, Vol. 7, S.  327–327.
  • Günter K. Kodek: Unsere Bausteine sind die Menschen. Die Mitglieder der Wiener Freimaurerloge (1869–1938). Löcker, Wien 2009, S.  108. ISBN 978-3-85409-512-5.
  • Gábor, Andor. In: Reinhard Müller (Hrsg.): Die Säuberung Moskau 1936. Stenogramm einer geschlossenen Parteiversammlung. Johannes R. Becher, Georg Lukács, Friedrich Wolf. Rowohlt Repertoire, Reinbek 2018. Digitalisat

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Andor Gábor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Pal Baráros, S.  2; Vera Thies, S.  179.
  2. Vera Thies, Nachwort, S.  177.
  3. Quelle: Vera Thies, S. 177–179.
  4. Friedrich Wolfs Theaterstück Cyankali
  5. Hans Marchwitza „Schacht vor Kohle“. Internationaler Arbeiterverlag, Berlin 1931.
  6. Geleitwort von Anna Seghers, S.  5–6.